Filmkritik zu Paranormal Activity: Ghost Dimension

  

Lange hat es gedauert, aber alles muss einmal enden. Auch das Ende von „Paranormal Activity“ ließ sich nicht weiter hinauszögern und so bricht „Paranormal Activity: Ghost Dimension“ gnadenlos über uns herein, wie ein fieser Spuk über ein freistehendes Haus auf einem Indianerfriedhof. Im Gepäck: Mehr Budget und 3D. Ein Zweifler wem hier Übles schwant!

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Paranormal Activity: Ghost Dimension“ läuft jetzt (22.10.2015) in unseren Kinos.

Der Spuk ist aus

2009 begann die Reihe um paranormale Untermieter aus dem Hause Paramount Pictures. Aus Sicht von Ausgaben und Gewinn wurde aus Oren Pelis Indy-Sensation für knappe 15.000 $ das erfolgreichste und ertragreichste Franchise-Pferd im Stall von Paramount. Für ingesamt 4 Filme und ein Spin-Off wurden knappe 19 Millionen $ ausgegeben, aber bisher 811 Millionen eingenommen. Allein der erste Teil spielte weltweit bereits 193,4 Millionen davon ein. Wie eine hartnäckige Besessenheit lässt es sich auch „Paranormal Activity“ anlasten das 2009 bereits totgelaubte Found-Footage Genre wiederbelebt zu haben. Würde man Katie und Micah fragen, sie wären sicherlich nicht begeistert von dieser langanhaltenden dämonischen Präsenz in ihrem eigentlich ganz normalen Leben.

Im Westen nichts Neues

Zumindest Micah musste das Drama ja eigentlich nicht länger als bis zum Ende des zweiten Teils miterleben. Wobei diese Aussage zugegebenermaßen nicht ganz gerechtfertigt ist. Der Erfolg von „Paranormal Activity“ kommt tatsächlich nicht von ungefähr. Im Gegensatz zu ähnlich produzierten Reihen aus dem Horrorgenre wie „Saw“ weiß die paranormale Reihe mit recht natürlichen Performances und klarer Handlung zu punkten.

Für den 5. Teil müssen wir ein wenig Zeit überbrücken und ins Jahr 2015 springen. Dort ziehen der ahnungslose Ryan (Chris J. Murray), die nicht weniger unbedarfte Emily (Brit Shaw) und deren Tochter Leila (Ivy George) in ein extrem offen und weitläufig gestaltetes Haus, welches natürlich auf der Asche eines aufmerksamen Fans der Reihe nicht unbekannten und niedergebrannten Gebäudes errichtet wurde. Indianische Begräbnisstätten sind auch so letztes Jahrhundert.

Kaum steht Weihnachten vor der Tür und die Dekorationen wollen an die Wände gezaubert werden, schon fällt Chris wie durch Zufall eine alte Videokamera nebst passender Videokassetten in die neugierigen Hände. In direkter Folge gibt es unheimliche Besucher zu nächtlichen Stunden und gruselige Dinge, die auf Kamera und Kassette gebannt werden wollen.

Effekthascherei

So erstaunt es dann auch wenig, dass der deutlichste Unterschied von dieser Episode zu den vorherigen Teilen in der Wertigkeit der Produktion zu finden ist. „Paranormal Activity: Ghost Dimension“ ist das erhöhte Budget anzumerken und anzusehen. Dies gilt besonders für die gesteigerte Menge an integrierten Effekten. Toby hat dadurch auch eine schickere Animation verpasst bekommen. Diese ist allerdings bei der Menge der unterschiedlichen Kameraformate, digitaler und analoger Natur, die der unheimliche Quälgeist in dieser Episode durchlaufen muss auch bitter notwendig.

Obendrein gibt es natürlich, wie sollte es auch anders sein, noch eine Reihe an 3D-Effekten. Hilfreich oder gar unterstützend funktionieren diese jedoch nicht einmal. Weder sorgen sie für Schrecken, noch fügen sie dem sehr flachen Film ein ansehnliche Dimension hinzu.

(K)ein Ende mit Schrecken

Das größte Problem von „Paranormal Activity: Ghost Dimension“ ist einfach, dass Regisseur Gregory Plotkin in seinem Debüt zwar das bis dato schönst anzusehende Paar der Franchise vor die Linse zaubert, aber irgendwie keine neue Geschichte erzählt. Jason Pagan (zuletzt mit der Found-Footage Zeitreise „Project Almanac“ im Kino) und seine unzähligen Drehbuchkollegen haben eigentlich die altbekannte Geschichte um ahnungslose Protagonisten nebst nervigem Nachwuchs ein weiteres Mal niedergeschrieben. Der Spannungs- und Erzählbogen unterscheiden sich nicht merklich von anderen Teilen der Reihe oder anderen Filmen um Spukhäuser. Rund 75 Prozent der Laufzeit von knapp über 90 Minuten stolpert „Paranormal Activity: Ghost Dimension“ in eine Falle nach der nächsten, ganz wie eine junge Dame auf der Flucht vor einem blutrünstigen Serienmörder. Immerhin lässt sich der Versuch erahnen so etwas wie Spannung aufrecht erhalten zu wollen. Wer die komplette Laufzeit durchhält wird auf den letzten Metern mit einer sehenswerten Szene belohnt.

(K)ein Schrecken ohne Ende

In keinster Weise ist dies den Darstellern oder der Produktion anzulasten. Hier machen alle ihren Job und liefern bodenständiges Handwerk ab. Der Franchise ist schon vor dem großen Finale „Paranormal Activity: Ghost Dimension“ schlicht der Saft ausgegangen. Der Clinch um Filmvorführungen in den Staaten und die Angst vor der Presse werden dem letzten Abenteuer sicher nicht zu dem Erfolg verhelfen, der geldgierige Studiochefs davon überzeugen könnte noch einen weiteren Teil zu drehen. Manche Hunde sollte man einfach sanft entschlafen lassen und auch deren Geister auf keinen Fall wieder wecken. Wobei sich „Paranormal Activity: Ghost Dimension“ tatsächlich noch eine Hintertür für mindestens einen weiteren Auftritt des schrecklichen Tobys offen hält. An dieser Stelle ist nun wirklich Gänsehaut angemessen.

Fazit

„Paranormal Activity: Ghost Dimension“ ist leider sein Geld nicht wert, zumal 3D den Kinopreis noch zusätzlich nach oben treiben wird. Schade für das vermutliche Ende eine Reihe, die noch vor wenigen Jahren als die große Rettung des Found-Footage Films gefeiert wurde.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.**

Filmkritik von Julius, 22.10.2015