Filmkritik zu Ratchet & Clank

  

Bei Jump'n'Run Games steht nur selten die Handlung in Vordergrund. Die Action zählt, gepaart mit Puzzles. Hebel wollen umgelegt, Gegner erledigt und schnelle Abfolgen von Hindernissen überwunden werden. Sonys „Ratchet & Clank“ bildet keine Ausnahme. Die Spielereihe punktet mit rasanten Abläufen, sehr sympathischen Charakteren und viel Witz im Dialog. Auf Seiten der Handlung aber wird sich auf das Nötigste beschränkt. Zusammen mit dem seit kurzem erhältlichen neuen „Ratchet & Clank“ Spiel steht nun auch ein Animationsfilm zu den beiden Helden ins Haus. Der liegt zwar der Vorlage sehr nahe, hat aber so seine Tücken.

ratchet und Clank header

Kinostart für Ratchet & Clank ist am 28.04.2016

Ratchet & Clank und der Fluch der Videospiel-Verfilmungen

Auf Grund irgendeiner kosmischen Missetat wurden wir bis vor wenigen Jahren mit Videospielverfilmungen heimgesucht. Kaum eine war wirklich eines zweiten Blickes wert, so einige nicht einmal den ersten. „Street Fighter“, „Alone in the Dark“, „Far Cry“, „Dungeon Siege“, „Hitman“ und manch anderer wurde auf dem Altar des schnellen Geldes geopfert. Einzig „Resident Evil“ und eine Handvoll japanischer Produktionen konnten zumindest halbwegs überzeugen. Aber nun soll sich das alles ändern. „Assassin's Creed“ fährt mit Michael Fassbender, Marion Cotillard und Jeremy Irons unter der Regie von Justin Kurzel („Macbeth“) groß auf, der bereits im Mai erscheinende „Warcraft“ Film zieht unter dem Kommando von Bowie-Sprößling Duncan Jones („Moon“) ins Feld und „Final Fantasy XV“ will mit einem CGI-Feature Film und einer Anime-Serie punkten. Ach und halt „Ratchet & Clank“. Die beiden Helden zeigen dann sogar, wie ein Videospiel geschickt fürs Kino aufbereitet werden kann, dabei den Charme seiner Herkunft behält und sich dennoch wie ein Film anfühlt, der nicht nur für Gamer-Nerds gedacht ist, sondern sich auch an einen Teil des potentiellen Neupublikums wendet. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Ratchet & Clank-Spiele seit jeher mit ihren komischen Zwischensequenzen und unterhaltsamen Geschichten ein bestimmtes Filmgefühl vermittelt haben. Dies nun in Form eines reinrassigen CGI-Animationsfilms umzusetzen, ist einfach die logische Konsequenz und optisch bleibt der Geist der Reihe erhalten.

Als Fan der Reihe wird man im Film sehr vieles wiedererkennen und den Kinobesuch so aufgewertet bekommen. Von Gadgetron, den typischen Kisten, völlig durchgeknallten Ballermännern, R.I.D.A. bis hin zum Omni-Schlüssel ist alles drin. Sogar Sly Cooper und Ottsel Daxter finden für ganz alte Hasen unter den Fans die ein oder andere Erwähnung.

Leider ist aber auch in der Welt von „Ratchet & Clank“ nicht alles in Ordnung. Zwar steht der Streifen stabil auf den eigenen beiden Beinen. Es sind, aus filmischer Sicht und Chronologie der eigenen Serie, jedoch einige ganze Reihe an auffälligen Fehlern und Missgriffen offensichtlich. So basiert „Ratchet & Clank“ nur zu Teilen auf dem ersten Videospiel aus dem Jahr 2002. Die Grundidee der Geschichte wurde beibehalten, doch in Form eines Reboots um Elemente der nachfolgenden Spiele zu einer neuen Geschichte eingedampft. Es tauchen beispielsweise auf einmal Galactic Rangers und Dr. Nefarious in humanoider Form auf und ohne den so essenziellen Sidekick Lawrence.

Ratchet & Clank Rebooted

Die Idee, ein grundlegende Story ein wenig anders zu erzählen, ist dabei nicht verkehrt und nicht neu. Marvel und Disney halten es mit ihrem MCU nicht anders. Doch wurde dieser Reboot ein wenig zu weichgespült. Zwar wurde „Ratchet & Clank“ im Laufe der Jahre stetig bunter, eine gewisse Bedrohlichkeit, vor allem im ersten Teil, war aber immer gegeben. Im Kinofilm aber wird die Geschichte extrem entschärft. In Folge dessen ist es nicht verwunderlich ist, dass die Laufzeit kaum über die 90 Minuten hinausgeht und die Story für Spieleunkundige sich an das jüngstmögliche Publikum widmet. Zuschauer jenseits der 14 könnten hingegen schnell gelangweilt sein. Dies liegt auch an der Optik. Visuell wird zwar der Stil der Spiele eingefangen wurde, aber die Animationsqualität ist für einen Kinofilm nicht auf der Höhe der Zeit. Das schmale Budget merkt man „Ratchet & Clank“ stark an, was den Film per se nicht hässlich macht, aber es fehlt einfach an Details und Effekten, die in einen modernen CGI-Film gehören.

Der Inhalt ist ebenfalls schmal gehalten. „Ratchet & Clank“ ist zwar Film zum Spiel, dreht die Uhr aber komplett zurück. Wie die Vorlage ist die animierte Actionkomödie ein Reboot, das fast alle bisherigen Geschichten außer Acht lässt: Der Katzen-ähnliche Lombax Ratchet fristet ein ödes Dasein als Raumschiff-Mechaniker — als er urplötzlich seine große Chance auf Ruhm sieht: Die Superhelden-Truppe Galactic Rangers unter Führung des arroganten Qwark sucht nämlich dringend neues Personal — denn Bösewicht Drek droht mit seinem Planetenzerstörer die halbe Galaxie auszulöschen.

Qwark lehnt Ratchets Bewerbung erst knallhart ab — besinnt sich jedoch anders, als der gelbe Außerirdische mit Unterstützung seines neuen Roboterfreundes Clank quasi im Alleingang eine Invasion Dreks vereitelt. Als neue Mitglieder der Galactic Rangers geht es nun gegen den Fiesling.

Dünne Oberfläche, wenig Tiefe

Auf Seiten der Handlung ist damit alles erzählt. Es tritt zwar noch die ein oder andere völlig absehbare Wendung auf, die Hauptlast des Films fußt auf dem gag-lastigen Duellen zwischen den Charakteren. Hier wird zwar nicht Spieleniveau erreicht, aber es ist dennoch für Fans unterhaltsam. Die Drehbuchautoren T. J. Fixman, Regisseur Kevin Munroe und Gerry Swallow gehen dabei leider etwas zu sehr auf Nummer sicher und bedienen sich links und rechts in Animations- und Sci-Fi Genre. Wirklich treffsicher entpuppt sich dabei allerdings nur eine Handvoll. Lediglich der leicht korpulente Dandy-Held Qwark erinnert positiv an Zapp Brannigan aus der Zeichentrick-Serie „Futurama“. Ratchet selbst ist sympathisch, aber unauffällig, Kollege Clank bekommt sogar eine noch kleinere Rolle.

Die deutsche Lokalisierung geht derweil in Ordnung, so geben sich etwa die Synchronstimmen von Jim Carrey oder Ray Liotta die Ehre. YouTuber iBlali (Roboter Zed), den Sony wohl für die Gamer ins Boot geholt hat, ist hingegen keine Offenbarung. Im Originalton klingt „Ratchet & Clank“ übrigens deutlich besser, hier werden unter anderem Stars wie Sylvester Stallone und John Goodman aufgefahren.

Diese Wahlen jedoch sind nun wieder etwas, dass die Zocker und den Kinogängern wenig freuen dürfte. Einerseits ist die Synchronisation des Films sehr gelungen und im Original trumpfen sogar richtige Stars auf, doch ist andererseits unerklärlich, warum für den Film neue Synchronstimmen gewählt wurden.

Gen Ende wird die Tür wie üblich weit für eine Fortsetzung aufgestoßen, ein Ende, welches vor allem die Spielerschaft freuen dürfte.

Fazit

„Ratchet & Clank“ macht einiges sehr richtig. Aus Sicht dessen, was sich die meisten anderen Spieleverfilmungen erlauben, sogar sehr viel. Wer kein Fan der "Ratchet & Clank" Reihe ist, besucht diesen Film am besten mit Kinofans von unter 14 Jahren. Alle anderen werden in Anbetracht der sonst gewohnte Qualität von hochwertigen Animationsfilmen nicht so recht zufrieden gestellt werden.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 26.04.2016