Filmkritik zu Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse

  

Seit den Tagen der ersten Zombiefilme haben immer wieder Filme versucht sich den leichtherzigeren Seiten des Untotseins zu widmen. Als wäre der Drang aus dem Grab zurückzukehren und die Gehirne seiner Freunde und Nachbar verspeisen zu wollen nicht schon komisch genug. „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ will nun in genau diese Kerbe schlagen.

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Scouts vs. Zombies gibt es ab dem 12.11.2015 im Kino zu sehen.

Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse und Vorbilder

Die komischen Elemente rund um faulige Bekannte mit unstillbarem Appetit auf menschliche Oberstübchen wurden in einer ganzen Reihe von Filmen behandelt. Ob nun in den vernichtend satirischen Sequenzen von George Romeros originalem „Dawn of the Dead“, dem punkrockenden „Return of the Living Dead“, dem bis 2013 noch indizierten „Re-Animator“, der romantischen Zombiekomödie und dem Startschuss der Cornetto-Trilogie „Shaun of the Dead“ oder „Zombieland“ - all diese Filme eint, dass sie sich mehr als nur eine Ebene des verwesten Weltuntergangs vornehmen und diese noch weiter über die Kante ziehen. „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ schafft es nicht einmal in Sichtweite dieser Streifen. Der Film ist ein so dümmlich bis irritierender Versuch filmisches Potential aus weniger bis kurz witzigen Momenten zu schlagen, dass es wehtut. Jeder dieser komischen Augenblicke hat dabei eigentlich ein ähnliches Thema und hätte eventuell Kraft genug für einen ganz kurzen Spot eines Online-Comedy-Programms wie „Funny or Die“. Filmisch, im Sinne von 80 Minuten und mehr, langt es nur für eine Totgeburt.

„Echte Fründe ston zesamme...“

Seit ihren Kindertagen sind der freundliche Ben (Tye Sheridan), der pathologische Schürzenjäger Carter (Logan Miller) und der unterbelichte Augie (Joey Morgan) beste Freunde und Scouts (Scouts sollten man übrigens nicht mit Pfadfindern verwechseln, aber das ist eine ganz andere Geschichte) unter der Führung von Oberscout Rogers (David Koechner). Jetzt, wo aber an der High School das Junior Year dräut, wandelt sich ihr Verhältnis zum geliebten Hobby des Scoutseins ein wenig. Augie, in Ermangelung von Gehirnzellen, ist noch immer Feuer und Flamme, Carter findet es ziemlich peinlich und will (zu Gunsten der Weiblichkeit) das Luftgewehr in den Acker werfen und Ben weiß sich nicht so wirklich zu entscheiden. Zum einen will er Augie die Stange halten, zum anderen würde er aber gerne cool sein und bei Carters heißer Schwester Kendall (Haston Sage) ganz andere Dinge anfassen. Als dann auch noch, wider Erwarten, Ben und Carter zur super geheimen Senior Party für exakt die Nacht eingeladen werden, für die der extrem wichtige Campingabend im Wald anberaumt ist, beschließen die beiden zu warten, bis Roger und Augie in Morpheus Armen versunken sind, um davon zu schleichen und die Nacht zum Tag zu machen. Obwohl Rogers nie auftaucht wollen die beiden an ihrem Plan festhalten und ihren Kumpel alleine im Wald zurücklassen. Der wiederum wacht natürlich auf und rennt stupide mit gebrochenem Herzen in den Wald, als ihm der Betrug offenbar wird.

„...ston zesamme su wie eine Jott un Pott“

Und natürlich gibt es Zombies. Die kommen aus einer nahegelegenen Forschungseinrichtung. Dort ist so einiges schief gegangen und neben einem unschuldigen Reh war Oberscout Rogers einer der ersten auf der Speisekarte. Als Ben und Carter dann endlich die Stadt erreichen um so richtig abzufeiern, ist längst der größte Teil der Bewohner evakuiert worden. Zurückgeblieben sind nur die Untoten und die Besucher der geheimen Feierlichkeit. Die zwei finden irgendwann dann auch raus, was los ist, treffen wieder mit Augie zusammen und erinnern sich an all die gelernte Scouterei. Mittels dieser Fähigkeiten werden Zombies bekämpft und die Schulfreunde in Sicherheit gebracht. Denn natürlich will das Militär die Stadt dem Erdboden gleichmachen ohne Rücksicht auf eventuelle Überlebenden. Unterstützung erfahren die Helden dabei durch die sexy Stripclub-Kellnerin Denise (Sarah Dumont), die Ben auch noch in Sachen Kendall weiterhilft.

Arbeitsverweigerung

Auf seine Art ist „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ natürlich blutrünstig und hat ein wenig schwarzen Humor abbekommen. Immerhin werden auch hier Horden von Zombies auf absurde Art in kleinste Teile zerlegt. Aber wichtige Kernelemente des Zombiegenres wurden völlig außer Acht gelassen. Zum einen die gesellschaftskritischen und satirischen Eigenheiten des Genres und das Gefühl für die üblichen Parodien der zombifizierten Filmgeschichte, zum anderen die nötige Zusammenstellung von Charakteren, deren Überleben dem Zuschauer am Herzen liegt.

„Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ bietet ausschließlich eine Sammlung von ekelhaften und flachen Witzen. Besonders schlimm für Genrefans wird es immer dann, wenn sich der Streifen eine der vielen Vorlagen aus Klassikern vornimmt. Fans von „Re-Animator“ trifft es dahingehend außerordentlich hart werden den Wunsch verspüren die Leinwand in Brand zu setzen.

Aus schauspielerischer Sicht lässt sich verstehen, warum junge Darsteller zu Beginn ihrer Karriere sich derart einfach Aufgaben suchen. Ty Sheridan aber hat seine Laufbahn mit „The Tree of Life“ begonnen und diese Basis mit „Mud“ und „Joe“ ausgebaut. Hier ist er völlig fehl am Platz. Seine Kollegen Miller und Morgan sind tatsächlich kein weiteres Wort der Erwähnung wert. Immerhin macht Sarah Dumot ihre Rolle als Denise angemessen erträglich und stellt eine Person da, die einem als Zuschauer ein wenig am Herzen liegen könnte.

Wer übrigens dieses perverse Faible hat halbwegs bekannte Persönlichkeiten in sehr schrägen und peinlichen Momenten auf der Leinwand zu sehen, der oder die bekommt in „Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ Cloris Leachman in dem sicher einzigen wirklich peinlichen Moment ihrer Karriere und David Koechner in dem vermutlich dritt-peinlichsten Moment seiner Karriere zu sehen.

Fazit

„Scouts vs. Zombies - Handbuch zur Zombie-Apokalypse“ ist laut, abstoßend, schlecht geschrieben, besticht durch indifferente Regie und produziert nicht einen tatsächlich selbstgeschaffenen Lacher. Für präpubertäres oder dem Stupor nahekommendes Publikum dank der Menge von Blut und blanken Brüsten perfekt. Alle anderen sollten einen sehr weiten Bogen um diese filmische Abscheulichkeit in der Tradition von „Zombie Strippers“ machen.

Bewertung: 1 von 5 Sternen.*

Filmkritik von Julius, 11.11.2015