Filmkritik zu "Seventh Son"

  

In der jetzigen Phase, nach „Der Hobbit“, „Harry Potter“ und „Der Herr der Ringe“, haben es Fans von Fantasy-Filmen wirklich nicht leicht. Wenn ein Film es tatsächlich noch an die Kinokassen schafft, dann haftet ihm schnell der Geruch an, nicht besonders liebevoll gestaltet zu sein und die Produzenten mit ihm nur das schnelle Geld abgreifen wollen, ohne wirkliche Substanz zu liefern. Nicht leichter hat es unter diesen Gesichtspunkten ein Film, der von seinen Studios ein wenig wie der ungeliebte Stiefsohn behandelt wurde. In diesem Fall ist es der Sohn Nummer Sieben. Nach Verschiebungen ist es in den USA sogar im Abschiebelager für Releases gelandet: Dem Winter.

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Die Sünden der (Zieh)Väter

In den zwei Monaten nach den Feiertagen schießen die großen Studios hauptsächlich die Filme raus, von denen sie entweder kaum Gewinn erwarten, da sie recht spezieller Natur sind und vermutlich nur ein begrenztes Publikum anziehen werden oder eben jene Filme, die erwartungsgemäß sich als Flop entpuppen dürften. Statt dafür die geldbringenden Slots im Sommer und Herbst zu opfern, werden diese Streifen dann plötzlich verschoben und tauchen in den kalten Tagen erst an den Kinokassen aus. Genau dieses Schicksal widerfuhr Sergei Bodrows „Seventh Son“. Nicht einmal, sonder gleich zwei Male. „Schlimmes erwarten, gutes Hoffen“ schleicht sich bei diesen Voraussetzungen in den Hinterkopf des routinierten Kinogängers. Der Umstand, dass „Seventh Son“ der erste Teil einer Buchreihe ist kommt dann auch nicht unbedingt auf der Plus-Seite dazu. Film und Buch haben so auch nichts mit Iron Maidens „Seventh Son of an Seventh Son“ zu tun, auch wenn das Album der britischen Schwermetaller auf dem Auftakt einer Fantasyromanreihe von Orson Sottt Card mit dem Titel „Seventh Son“ basiert, in der es sich ebenfalls um siebte Söhne von siebten Söhnen mit besonderen Fähigkeiten dreht. Die Vorlage für den „Seventh Son“ des mehrfach oscarprämierten Bodrow bildet die Jugendbuchreihe „Spook“ von Joseph Delany. Zwar haben auch hier siebte Söhne siebter Söhne spezielle, magische Talente, das war es dann aber auch wirklich mit den Gemeinsamkeiten.

Hier dreht es sich vielmehr um einen alternden Geister- und Dämonenjäger, einen Spook eben, der sich plötzlich ohne Azubi mit allerlei übernatürlichen Unannehmlichkeiten konfrontiert sieht. Als alternde Spook John Gregory (Jeff Bridges) dann endlich mit dem jungen Tom Ward (Ben Barnes) endlich einen geeigneten Kandidaten findet, in Frage kommen nämlich nur eben jene siebten Söhne siebter Söhne, lässt dieser dann auch direkt mal versehentlich Gregorys größten Fang, die im gleichen Maße böse wie mächtige Hexe Mutter Malkin (Julianne Moore) frei. Gute Young Professionals sind in mittelalterlichen Fantasywelten eben genau so schwer zu finden, wie heutzutage auf dem Arbeitsmarkt.

Keller und Drachen

Alles in allem also eigentlich gar keine zu schlechten Voraussetzungen für einen ordentlichen „Sword & Sorcery“ Streifen. Für das Jungvolk gibt es eben den jungen Zauberlehrling Tom und seine wenig überraschende Flamme, die Halb-Hexe (Halbheiten spielen im Laufe des Films eine sehr gewichtige Rolle) Alice (Alicia Vikander). Für das dem Teenageralter entwachsene Publikum gibt es John Gegory und Mutter Malkin. Bridges darf seinem Charakter eine bunte Mischung aus „True Grit“s Rooster Coburn und dem klassischen, gealterten Paladin verleihen, während Julianne Moore die fast allmächtige und überschminkte Hexe mimen darf, die an dem einen, bestimmten Abend, wenn der Mond die korrekte Farbe hat, die Sterne richtig stehen und (und...und) die absolute Allmacht erreichen wird. Aufgehalten werden kann sie natürlich nur durch den gealterten Spook und seinen Zögling. Aber die beiden verbindet nicht nur Feindschaft und der Umstand, dass der Spook die Hexe einst gefangen nahm, die beiden hatten natürlich in ihrer Vergangenheit auch etwas am Laufen. Das man mit Hexen nichts anfängt, dass man(n) auch zu Ende bringt, sollte man(n) als Hexenjäger von Format doch besser wissen. Aber jeder hat einmal klein angefangen. Auch wenn der Witz um Maude (Julianne Moore), den Dude (Jeff Bridges) und den merkwürdigen Nachfolger von „The Big Lebowski“ schon an anderen Stellen sieben mal sieben Male gefallen sein dürfte, fällt es wirklich schwer sich diesen hier zu verkneifen. So viel sein gesagt: Fans von „The Big Lebowski“ sollten sich „Seventh Son“ zumindest irgendwann auf BluRay antun. Und wenn es nur dazu dient die kurze Durststrecke zwischen zwei Gläser Kalúa, Wodka, Milch auf Eis zu füllen.

Sindbads siebte Reise

Es wäre übertrieben „Seventh Son“ komplettes Versagen auf ganzer Linie vorzuwerfen. In Sachen Spezialeffekte und Monstern kann der Film durchaus punkten. Es gibt Man-Bäre, Typen mit zig Armen und mindestens genauso vielen Schwertern und einen Handlager, der aus seinen Händen Axtblätter machen kann — wenn er nicht grade ein Drache ist. Punkt. Wenn Tom dann noch ins Spiel kommt, erreicht „Seventh Son“ tatsächlich das „Niveau“ von alten Monsterfilmen um Sindbad und Konsorten, wie sie gerne Sonntags auf Kabel 1 im Nachmittagsprogramm gezeigt wurden. Federführend dahinter steht der Star Wars Veteran John Dykstra in Kombination mit Art Chef Dante Ferretti. Gepaart mit dem schon mehrfach für den besten fremdsprachigen Film prämierten Sergei Bodrow könnten die Erwartungen dann doch eigentlich höher liegen als Eingangs angeführt. Sollten sie aber nicht.

Fazit

Wenn nach etwas unter 2 Stunden der ganz „Spook“ vorbei ist, bleibt bis auf wenige Momente wenig hängen. Es ist eben ein wenig wie die Fahrt durch die Geisterbahn, die man die letzten Jahre schon ein paar Mal auf der selben Kirmes besucht hat. Die Kurven (und Wendungen) sind bekannt. Hin und wieder kommt mal eine neue Schreckgestalt hinzu. Für einen echten Bringer taugt „Seventh Son“ nicht. Aber irgendwann sicher für das Programm eines sonntäglichen Nachmittag. Für einen wirklich großen Fantasyfilm kann man nur auf „King Conan“ oder „Gods of Egypt“ und 2016 hoffen.

Bewertung: 2 von 5 Sternen.**

Filmkritik von Julius, 03.03.2015

Mehr Informationen zu "Seventh Son"

Schaut doch mal in unsere Film-Info zu "Seventh Son" - dort findet ihr Bilder, den Trailer, Poster zum Film und viele Infos. Der Film startet am 05.03.2015 in unseren Kino.