Filmkritik zu "The F-Word — Von Wegen Gute Freunde"

  

Wenn zwei sich streiten, dann freut sich bekanntlich der berühmte Dritte. Wenn sich aber zwei lieben, aber eine von beiden vergeben ist, dann freut sich meist erst einmal niemand. Bei „The F-Word — Von Wegen Gute Freunde“ liegt so ziemlich genau dieser Fall vor. Schlimmer noch, sind die beiden Hauptcharakter einfach so nett, dass es in den romantischen Abgründen der Seele einfach nur weh tut, wie Wallace und Chantry umeinander herumstolpern, ohne lange Zeit auch nur einen Schritt vorwärts zu kommen. Schwerer noch wirkt dies, weil diese beiden Charaktere einfach so nett sind, dass man am liebsten in die Leinwand greifen würde, um sie ordentlich durchzuschütteln.

the f-word szene

Zuckerguss gegen Depression

Wer einen Blick auch die US-Releases des letzten Jahres geworfen hat, der wird sich fragen, was Daniel Radcliffe eigentlich dem deutschen Kino getan hat. „The F-Word“, im US und UK Release als „What If“ bekannt, lief schon im Sommer 2014. Gleiches gilt für den Fantasy-Crime-Thriller „Horns“. Letzterer wird hierzulande sogar erst im Sommer anlaufen. Zwar sind beide Filme nicht die ganz großen Würfe, entpuppen sich beide aber als wirklich angenehme Überraschungen. Nun hat zumindest das Warten auf „The F-Word“ ein Ende und man kann Daniel Radcliffe mal wieder von seiner ganz süßen Seite erleben. Das funktioniert auch im Zusammenspiel mit Zoe Kazan (Ruby Sparks, In Your Eyes) ganz hervorragend. Und das obwohl „The F-Word“ mit einer so gewaltigen Ladung Zuckerguss und Sitcom überzogen wurde, dass der Film ohne seine beiden Hauptdarsteller eigentlich keiner Erwähnung wer wäre. Hier zeigt sich allerdings anschaulich, wie ein Film mit einer einfachen und schon oft gesehenen Handlung und einem Aufbau wie jede Serie irgendwo zwischen „Friends“ und „How I Met Your Mother“ eine massive Aufwertung durch Talent für die große Leinwand erfährt.

Genau wie letztgenannte Serie hat es „The F-Word“ dann zusätzlich noch sehr leicht, die nötige empathische Verbindung zu seinen Zuschauern aufzubauen. Wer schon einmal — und das werden nun nicht wenige Zuschauer sein — in einem ähnlichen Dreieck gefangen war wie Wallace und Chantry, der und die wird sich nur zu gut in die beiden hinein versetzen können. Diese Bindung schlachtet „The F-Word“ zwar fast bedingungslos aus und nutzt sie dazu die Schwächen des Films verzeihlich zu machen, könnte allerdings, wenn sie etwas subtiler zum Tragen und mit einer ausgefeilteren Handlung oder einem weniger konservativen Erzählansatz zum Einsatz käme, noch deutlich mehr Emotionen beim Publikum erzeugen. So bleibt der Film leider hinter seinem schauspielerischen Potential zurück.

How I Met Yor Mother

Niemand stellt realistische Ansprüche an eine romantische Komödie. Es ist aber schön eine zu sehen, die sich diesen eben stellen könnte. Leider sind diese Filme dann meist überhaupt nicht mehr wirklich lustig. Im Falle von Liebe zum falschen Augenblick wird es eben immer eher „500 Days Of Summer“ als „The F-Word“. Offensichtlich wirken bei Schreibern und Machern die im realen Leben oftmals weniger lustigen Ergebnisse zu stark nach um die teilweise sicher lustigen Momente auf dem Weg dahin würdigen zu können. Im Falle von „The F-Word“ ist der Fall anders gelagert. Neben dem extrem hohen „Süß“ Faktor im Film baut Schreiber Elan Mastai (schrecklicher Weise mit „Alone In The Dark“ assoziiert) sitcomtypische Slapstickelemente á la „New Girl“ ein. Damit allerdings ergibt „The F-Word“ nach und nach ein Bild, welches allzu genretypisch ist. Wallace ist zwar kein Herzchirurg für Kinder, wäre aber sicher einer geworden, hätte ihn nicht seine letzte Freundin betrogen. Die sich anschließende Depression sorgte für den Abbruch seines Medizinstudium. Aber Chantry animiert hauptberuflich Trickfilmfiguren (wenn auch für ein kaltherziges Werbeunternehmen). Und sind wir Männer doch einmal ehrlich, versehen mit dem unbestreitbaren Nerdcharme ist dieser Job mindestens so sexy wie der berühmte Herzchirurg für Kinder.

Dem aber nicht genug. „The F-Word“ spielt zwar nicht, wie so üblich, in Manhattan, sondern in einem schön hipsterhaft abgescheppten Toronto, aber Regisseur Michael Dowse (Goon) erzeugt immer wieder Bilder, die leider eine Nummer zu zuckerlastig sind. So tänzelt Chantry irgendwann sogar mit Feenflügeln von einer Szene in die nächste. Entweder ist dies ein Art künstlerisches Statement, die der Rezensent einfach nicht versteht oder aber es soll das Süß-nerdige in Chantry auch dem letzten wie die berühmte Lattenzaunfabrik komplett deutlich machen. In beiden Fällen sind solche Szenen aber schlicht und ergreifend überflüssig und helfen „The F-Word“ in keinster Weise.

Das Herz ist willig, aber der Geist hat gute Argumente

Etwas mehr Liebe, wo schon von dieser so viel im Film schwebt, hätte man sich dann auch bei der Aneinanderreihung von Hindernissen auf dem Weg zu Wallace und Chantry Glück wünschen können. Aber, wie zu Beginn geschrieben, werden all diese Mankos vom Spiel der beiden Hauptdarsteller und ihrer besten Freunde locker wieder aufgefangen. Letztere wirken zwar etwas arg stereotyp, letztlich erfüllen sie jedoch in annähernd allen Situationen ihre Aufgabe und erinnern stark an Personen, die jeder und jede schon einmal so hat agieren sehen — oder erleben dürfen / müssen.

Wallace, respektive Radcliffe, und Chantry, respektive Kazan, schaffen es trotz der Bemühungen ihrer Freunde sich immer wieder, aus rational verständlichen Gründen, sich gegenseitig zu verweigern. Nur will das Herz eben, was das Herz will — um einmal Woody Allen zu zitieren. Kritisch lässt sich zu den beiden Charakteren anmerken, dass sie sich eigentlich viel zu ähnlich sind um eine, aus filmischer Sicht, wirklich fruchtbare Beziehung zueinander aufzubauen. Scherzhaft bemerkt dies auch einer den Nebencharaktere als er vorschlägt Wallace sollte doch eigentlich besser Mantry genannt werden.

Fazit

Abseits der Schwächen von „The F-Word“ ist die romantische Komödie um die Schwierigkeiten von Freundschaft und Liebe zum falschen Augenblick aber ein sehr schöner Film für einen Kinobesuch mit der besseren Hälfte oder einer / einem, der oder die diese Position einnehmen sollte — schlechte Beispiele auf dem Weg dahin inbegriffen. Für die Damenwelt gibt es zudem einen Ausblick auf Daniel Radcliffes nackten Hintern. Danach darf er aber gerne wieder ernsthafte und fordernde Rollen einnehmen. „The F-Word“ hat übrigens nichts mit Geschlechtsverkehr zu tun. Aber dieses Verwirrspiel wurde ja dem deutschen Publikum schon im Titel genommen. Dem englischsprachigen Publikum schienen die Macher dahingehend kein Stück weit vertraut zu haben und so lief der Film dort unter „What If“. Ein eher seltener Fall von Filmtitelwahl.

Kinostart ist am 09.04.2015

Bewertung: 3 von 5 möglichen Sternen.***

Filmkritik von Julius, 08.04.2015