"Gänsehaut 2 — Gruseliges Halloween" Filmkritik

2016 bekam der Film "Gänsehaut" von Kinofans satte 4 von 5 Sternen. Ein Beweis dafür, dass sich das Werk von Regisseur Rob Letterman für Jung und Alt eignet. Die Mischung aus nostalgischen Momenten, etwas Horror für die Kleinen und etliche Szenen zum Mitlachen, bescherte diesem Ableger von R.L. Stines Büchern nicht nur eine Menge positiver Kritik, sondern ebenfalls eine Fortsetzung. Ab dem 25. Oktober 2018 dürft ihr euch entsprechend über Ari Sandels "Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween" freuen.

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Alles neu - Die Handlung

Das Wort Fortsetzung kann dabei leider nur eingeschränkt genutzt werden. Zwar knüpft die Geschichte von Sandels Werk direkt an den Arbeiten von Letterman an, doch ist dieser Umstand eher Fakt als Notwendigkeit. Beinahe völlig losgelöst von den ursprünglichen Charakteren, erzählt der "Shadowhunters"-Regisseur die Erlebnisse einer anderen Familie, in einer anderen Stadt und schafft damit eine komplett neue Umgebung, fast schon einen Reboot.

Einzige Konstante stellt hier die Bauchrednerpuppe Slappy dar, eine Schöpfung des Horror-Autors R.L. Stine, welche, wie bereits im Vorgänger, eine eigene Familie haben möchte. Seine böse Natur und seine ruppige Vorgehensweise in Sachen Freundschaften schließen, erschweren es jedoch, dass sich jemand für den kleinen Teufel erwärmen kann. Es kommt, wie es kommen muss und die neuen Hauptfiguren versuchen, sich des Problems zu entledigen. Das "Problem" selbst ist mit dieser Entscheidung jedoch alles andere als glücklich und greift zu harten Gegenmaßnahmen.

Wie schon in "Gänsehaut" erwachen nun, pünktlich zu Halloween, Dekorationen und Kostüme berühmter Fantasiegestalten zum Leben, überschwemmen das kleine Städtchen mit ihrer alptraumhaften Art und helfen gleichzeitig Slappy dabei, seinen neuen, diabolischen Plan in die Realität umzusetzen. Ihnen entgegen stellt sich eine kecke, junge Schriftstellerin (Madison Iseman), ihr intelligenter aber als Außenseiter abgestempelter Bruder (Jeremy Ray Taylor) und dessen treuer Kumpel (Caleel Harris).

Gansehaut2

Humor > Story?

"Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween" hat in Sachen Storytelling nur wenige eigene Idee. Die meisten Einfälle wurden sich aus dem Vorgänger und anderen, gleichwertigen Kinder- beziehungsweise Jugendfilmen mit ähnlichem Grundkonzept entliehen. Recht durchschnittlich, wenn auch selten wirklich schlecht, wurden deren einzelne Vorlagen miteinander verbunden und genutzt, um den Fortlauf der Geschichte zu garantieren und den einen oder auch anderen Twist einzubauen.

Der Fokus liegt unterdessen auf dem Unterhaltungswert und dies in zweierlei Hinsicht. Zum einen strotzt das Werk von Ari Sandel ("Duff", "Monster High", "When We First Met") vor humoristischen Einlagen und lockeren Sprüchen, gleichzeitig wurde versucht, den fantastischen Figuren aus den Gänsehaut-Büchern mehr Screentime zu geben. Im ersten Teil haben entsprechende Monster, Geister und Dämonen noch die zweite Geige gespielt und mussten sich der Handlung unterordnen, in "Gänsehaut 2" drängen sie sich deutlicher in den Vordergrund. Leider auf Kosten der erzählerischen Tiefe, dafür mit einem gehörigen Mehrwert für das Auge.

Die durchaus sehenswerten Trickeffekte sowie CGI-Einlagen brauchen sich vor der übermächtigen Konkurrenz aus Hollywood nämlich nicht zu verstecken. Zwar erreicht die Qualität nie den Wert einer großen AAA-Produktionen, dafür ist es Sandel jedoch gelungen, das richtige Timing und die besten Einstellungen zu nutzen, lässt es dadurch so aussehen, als sei sein Film deutlich höher budgetiert gewesen.

Das ist zwar alles äußerst lobenswert, nichtsdestoweniger täuscht es nicht über die bereits erwähnten Schwächen im Erzählstil hinweg. "Gänsehaut 2" verschwendet nicht sonderlich viel Zeit darauf, dass sich seine Figuren entfalten können. Ganz im Gegenteil, jeder Handlungsträger bleibt genau das Klischee, welches er oder sie schon zu Beginn zu sein scheint. Schubladencharaktere, ohne jegliche Tiefe oder sichtbaren Einfallsreichtum bei der Kreation.

Ähnlich langweilig dümpelt das Geschehen anfangs vor sich hin und verstrickt sich mit fortlaufender Zeit zusehends in eine Aneinanderreihung von schwer nachvollziehbaren Entscheidungen und einem höchst gewöhnlichen Fortgang der Erzählung. Bevor, ungefähr zur Hälfte des Streifens, das Tempo deutlich erhöht wird und die Handlung dem visuellen Bombast weichen muss, ist es also eine Sache des Durchhaltens. Zumindest dann, wenn sich der Zuschauer weder zur Fraktion der Kinder noch der Kindgebliebenen zählen kann und/oder bereits zu viele Filme entsprechender Machart zu sehen bekam.

Nicht alles schlecht

Doch lasst mich nicht zu sehr negativ gegen diese cineastische Kreation schießen. Einige nette Einfälle im Bereich der Darstellung, wie sie so erst selten, teilweise sogar noch gar nicht zu sehen waren, sprechen eine andere, deutlich freundlichere Sprache. Tatsächlich verfügt "Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween" über einige Highlights, die sowohl einem jüngeren als auch einem älteren Publikum gefallen dürften. Solche Einlagen stellen zumindest sicher, dass der Weg zum Finale nicht allzu langweilig wird.

Dieses kann zwar wiederum nicht mehr mit dem zynischen Slappy punkten, dessen absichtlich flache Kalauer seit Teil 1 deutlich an Zugkraft verloren haben, dafür gibt es andere Einlagen, die den geneigten Kinogänger bei Laune halten. Hier will ich nicht zu sehr oder überhaupt ins Detail gehen, doch darf verraten werden, dass die Kreaturen des Vorgängers denen im zweiten Teil nur schwerlich das Wasser reichen können.

Jack wer?

Zum schauspielerischen Aufgebot kann leider nicht viel gesagt werden. Die Leistung der meisten Beteiligten ist in Ordnung; nicht sonderlich gut, auf keinen Fall schlecht, unterm Strich jedoch nicht der Rede wert. Die Kids machen weitgehend das Beste aus ihren Parts, haben jedoch schon in Sachen Ausarbeitung die sprichwörtliche A-Karte gezogen.

Prominente Comedy-Stars wie Ken Jeong oder Wendi McLendonCovey spielen weitgehend auf dem Niveau eines Cameos und irgendwann, für einen gewissen Moment, huscht Jack Black durchs Bild, ähnlich unmotiviert, dafür aber auch storytechnisch irrelevant. Der Dreh- und Angelpunkt des Vorgängers verkommt hier zur unbedeutenden Nebenfigur, welche letztendlich nur einen Cliffhanger und dem augenzwinkernden Versprechen auf Teil 3 dient.

Fazit

Der zweite Teil der Gänsehaut-Verfilmungen kann mit seinem Vorgänger nicht wirklich mithalten. Zwar erhalten die Monster und Kreaturen von R.L. Stines Werken nun etwas mehr Screentime, dafür sind Charakterentwicklung und Storytelling auf einem unterdurchschnittlichen Niveau angekommen. Einige gute Ideen in der Präsentation, welche mir persönlich den Film schmackhaft machen konnten, stehen im starken Kontrast zu einem großen Loch der künstlerischen Einfallslosigkeit.

Letztendlich ist "Gänsehaut 2 - Gruseliges Halloween" ein zwar solides, leider aber auch unbedeutendes Werk. Die fehlende Ambition im Erzählstil gestaltet es Erwachsenen schwer, sich mit der Materie anzufreunden. Kinder und Jugendliche, die der Vorlage etwas abgewinnen können, dürften trotz dessen ihren Spaß haben.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 23.10.2018