"Happy Deathday 2U" Filmkritik - Die unnötige Fortsetzung

Wenn es Figuren aus der Welt der cineastischen Unterhaltung gibt, mit denen ich wirklich nicht tauschen möchte, dann sind es Gefangene von Zeitschleifen. Das Wiederholen des immer gleichen Tages scheint mir eine schlimmere Hölle als manch eine Ausarbeitung des infernalischen Orts aus mittelalterlichen Niederschriften. Doch wenn es schon sein muss, dann doch bitte eher wie Phil Conners (Bill Murray) in "...Und täglich grüßt das Murmeltier" und ganz gewiss nicht wie Tree Gelbman (Jessica Rothe), der Protagonistin des Horrorfilms "Happy Deathday".

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Diese musste im Erstlingswerk ebenfalls den gleichen Tag immer und immer wieder neu durchleben. Doch nicht etwa, um die Welt zu einem schöneren Ort zu machen oder um nach und nach ein besserer Mensch zu werden. Nein, Tree musste jeden Tag dran glauben, immer und immer wieder getötet durch einen Killer mit Babymaske. Letztendlich konnte sie diesem Alptraum entkommen, doch wie Fans des Genres wissen, was einmal erfolgreich war, kommt ganz schnell auch ein zweites und drittes Mal zurück.

Und so sorgt ein fehlgeschlagenes Experiment eines Schulkollegen dafür, dass das gebeutelte Mädchen abermals in der Zeitschleife landet, erneut gejagt durch den Killer, den sie im ersten Teil eigentlich schon besiegt glaubte. Doch dieses Mal steckt sie nicht nur in einem chronischen Loop, sondern auch in einer alternativen Dimension, die sich von ihrer Realität durch auffällige Details unterscheidet. Außerdem macht der maskierte Irre nun nicht mehr nur Jagd auf Tree, sondern auch auf ihre Mitstudenten ...

Dick auftragen

"Happy Deathday", unter der Regie von Christopher Landon ("Scouts vs. Zombies", "Paranormal Activity: Die Gezeichneten"), war nicht unbedingt ein guter Film, doch hatte er eine clevere Idee und den Schöpfern ist es gelungen, diese auch halbwegs formidabel zu präsentieren. Dadurch gelangte das Werk zu etwas mehr Ruhm, als es eigentlich verdient hätte. Und zu einer Fortsetzung, die nicht unbedingt nötig gewesen wäre. Und trotzdem sind wir hier, bei "Happy Deathday 2U", einer Produktion, die gänzlich aufgegeben hat ein Horrorfilm zu sein und sich stattdessen auf den komödiantischen Aspekt konzentriert.

Landon, der dieses Mal nicht nur die Regie führt, sondern ebenfalls das Drehbuch zum Film beigesteuert hat, versucht erst gar nicht, den großen Konkurrenten der Szene die Stirn zu bieten und hält sich gleichsam nicht lange mit einer packenden Geschichte, ausgearbeiteten Ideen oder sogar etwas so lächerlichem wie Logik auf. Selbst der Versuch, den geneigten Kinogänger zu gruseln, wurde beiseitegeschoben, um ein Wirrwarr aus Blödsinn zu präsentieren, der aktuell seinesgleichen sucht.

Zwischen den zarten Knospen eines Dramas und Jumpscares der Marke "Uns ist nichts Besseres eingefallen", blödelt "Happy Deathday 2U" die meiste Zeit ziemlich belanglos herum. Zugegeben, nicht unbedingt unlustig und bei manch einer Szene mit einer Leichtigkeit, dass die Mundwinkel gar nicht anders können, als sich gen Sonne zu neigen. Und doch, gleichsam, auf eine infantile Weise, die vermuten lässt, dass hier der Wunsch, eine Fortsetzung zu drehen, größer war als der Pool aus Ideen, um diese auch gewissenhaft umsetzen zu können.

Falsch abgebogen

Zusätzlich leidet die Fortsetzung unter dem Missverständnis, was seinen Vorgänger eigentlich so reizvoll gemacht hat. Statt die Charaktere Schachfiguren sein zu lassen, die nach und nach vom Spielbrett geschmissen werden, versucht der Plot, die papierdünnen Figuren auszuarbeiten und spannend erscheinen zu lassen. Was leider komplett in die Hose geht, da keiner der relevanten Anwesenden auch nur annähernd interessant genug ist, um sich mehr als einen flüchtigen Gedanken lang mit ihnen zu beschäftigen.

Statt Horror wird meist herumgealbert, statt Blut und Mord erhalten wir weitgehend Teenie-Probleme und Konflikte vom Schulhof. Und statt wenigstens dem Original in irgendeiner Weise treu zu bleiben, wird aus dem Film plötzlich eine Art Sci-Fi-Drama-Komödie, die sich über 100 Minuten einem Filmuniversum anbiedert, um das niemand gebeten hat, statt sich in erster Linie darum zu bemühen, jetzt und hier ein guter Streifen zu sein.

Versteht mich bitte nicht falsch, "Happy Deathday 2U" besitzt einige interessante Ansätze, auch wenn es schwer ist, diese zu finden. Und es gibt zusätzlich so manch einen Moment, der vermuten lässt, wie gut das Werk von Landon wirklich hätte werden können. Doch - so wenig, wie ich auch glauben kann, dass ich das jetzt schreibe - es wäre vielleicht besser gewesen, einen halbwegs bodenständigen Horrorfilm abzuliefern, der auf Nummer sicher geht, als dieses Chaos aus verschiedenen Ansätzen und Einfällen.

Statt sich zu bemühen, die Ereignisse halbwegs verständlich, vielleicht sogar logisch zu erklären, wirft "Happy Deathday 2U" mit wichtigtuerischem Nonsens um sich und tarnt damit lieb- wie lustlos die Fassade, welche vor einem großen Haufen Nichts steht und uns weiß machen möchte, dass es mehr zu erleben gibt, als das, was wir gerade sehen. Mit dem Versprechen auf noch mehr Ausarbeitung im dritten Teil. Einem Film, der während der Produktion von Teil 2 anscheinend mehr Aufmerksamkeit erhalten hat, als dieses Werk.

HappyDeathday2U

Unschuldig lustlos

Landon gibt sich also einfallslos aber enthusiastisch, seine Akteure dafür lustlos in ihrer Zweidimensionalität. Keiner der anwesenden Akteure versucht in irgendeinem Moment mehr zu geben, als die Rolle letztendlich abverlangt. Und das ist, unter uns gesagt, nicht sonderlich viel. Teils ein Problem der Ausarbeitung im Drehbuch, teils eindeutig fehlendes Interesse der Beteiligten. Bei anderen mag es auch ein Mangel der schauspielerischen Leistung sein, was sich bei dem grundlegenden Niveau jedoch schwer sagen lässt.

Technisch bewegt sich "Happy Deathday 2U" durchweg im Bereich des soliden Mittelmaßes. Es gibt Ausbrecher nach oben, Tatsache, doch genauso viele Einbrüche nach unten. Schlussendlich könnte der Film aber deutlich schlechter gemacht worden sein, zumindest in Sachen Bildaufbau, Schnitt, Musikuntermalung, et cetera. Wäre dafür der Plot besser ausgearbeitet und der Horror gruseliger, wäre das vielleicht ein cleverer Tausch gewesen ...

Fazit

"Happy Deathday 2U" weiß nicht, was es sein möchte und das, was der Film ist, lässt sich schwer beschreiben. Ein bisschen Horror, ein wenig Science Fiction und ganz viel albern. Inhaltlich eine Katastrophe, unterhaltungstechnisch lauwarm, schauspielerisch Mittelmaß. Für ein paar Schmunzler ist der Film tatsächlich zu gebrauchen, unterm Strich dient er jedoch eher als Anleitung, wie man eine Fortsetzung nicht machen sollte. Dieses Sequel ist der beste Beweis, dass Filmemacher manchmal selbst nicht wissen, warum ihre Werke erfolgreich waren.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 14.02.2019