"Holmes & Watson" Filmkritik - Dämlich zum Quadrat

Am 07. Februar läuft in den deutschen Kinos eine Version von Sherlock Holmes an, wie ihr sie sicherlich noch nie gesehen habt. Comedy-Duo Will Ferrell und John C. Reilly schlüpfen in die Rollen des weltberühmten Detektivs und seines treuen Kollegen und Assistenten Dr. Watson. Der Film verkauft sich selbst als Mischung aus Komödie und Krimi, ist unterm Strich aber vor allem eins: eine Blödelei vor dem Herrn. Fans aufgepasst, Gegner von Ferrells Humor macht euch bereit, wütende Kommentare zu hinterlassen. Hier kommen Holmes & Watson.

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Qualität und Humor

Als die ersten Filmkritiken aus Übersee eingetroffen sind, und vor allen Dingen später, als frühe Stimmen aus unseren Gefilden sich zu dem neuen Film von Regisseur Etan Cohen ("Tropic Thunder", "Madagascar 2", "Men in Black 3") geäußert haben, war ich fast schon überzeugt davon, dass eine der schlechtesten Produktionen des letzten Jahrzehnts das Licht der Welt erblickt hätte. Mir graute es bereits vor der Pressevorführung, im Angesicht solch desaströser Bewertungen.

1 von 5 Sternen, faulige Tomaten und negative Kritik im Dauertakt ließen vermuten, dass wir es hier mit dem absoluten Bodensatz im Bereich der cineastischen Unterhaltung zu tun bekommen. Ich erwartete das Niveau von Mockbustern aus dem Hause The Asylum, B-Movie-Trash á la "From Outer Space" oder eben ein zusammengeschustertes Ding, wie es manchmal von untergehenden Comedy-Stars in ihren letzten Atemzügen produziert wird.

Doch nichts davon war der Fall. "Holmes & Watson" ist nicht der grauenhafte Müll, als welcher er aktuell verkauft wird. Natürlich. Er ist ebenfalls nicht sonderlich gut und über den Humor lässt sich nur schwerlich streiten, ist er doch ziemlich eindeutig unterste Schublade. Aber hey, es gibt genügend Leute, die diese Form von Komik gutheißen, gleichsam ist der Streifen durchgehend okayisch umgesetzt worden und hat hier und dort recht clevere Einfälle.

Ihn in Schutz zu nehmen mag etwas unwirklich erscheinen, vor allen Dingen für solche, die ihn bereits gesehen und sich darüber geärgert haben. Doch, um ehrlich zu sein, halte ich das Werk - aus einer hoffentlich weitgehend professionellen Einschätzung heraus - für akzeptabel. Es ist eine Komödie, wie es sie schon zig Male gegeben hat, die den typischen Humor von Schauspielern wie Will Ferrell widerspiegelt und die ihre ganz eigene Zielgruppe kennt.

Werke wie "Anchorman", "Scary Movie" oder quasi alles, was Jason Friedberg und Aaron Seltzer auf dem Gewissen haben, kommen mir dabei in den Sinn. Keine tollen Filme, aber dennoch um einiges besser als manch ein Streifen, der wirklich maximal einen Stern verdient hätte. Wer Schwachsinn wie "Die Eisprinzen" oder "Der Knastcoach" lustig findet, dürfte mit "Holmes & Watson" nicht allzu viel falsch machen.

Denn auch wenn mir die Form der Comedy, für welche Will Ferrell berühmt ist, nicht sonderlich zusagt, so ist sie doch zumindest unverkennbar und fast durchgehend auf gleichbleibendem Niveau. Was für solche, die den Humor nicht mögen, wie eine Drohung klingt, Fans jedoch erlaubt, sich auf angekündigte Produktionen zu freuen. Sollte Letzteres bei euch der Fall sein, so seid versichert: Von dieser Art der Unterhaltung gibt es in Cohens Werk mehr als genug.

Tatsächlich feuern Ferrell und Kollege John C. Reilly ("Der Gott des Gemetzels", "Aviator", "Der Sturm") die Gags im Dauertakt raus. Es vergeht meist nicht mehr als wenige Sekunden, bis der nächste Angriff auf die Lachmuskeln gestartet wird und manch einer davon ist sogar so clever durchdacht, unerwartet oder zumindest maßlos übertrieben, dass selbst solche, die den Streifen partout nicht mögen wollen, zu einem Grinsen hingerissen werden.

Das Werk bemüht sich, viele Anspielungen und Seitenhiebe vorzutragen, sowohl auf die Serie "Sherlock", die beiden Filme mit Robert Downey Jr., als auch die originale Vorlage, welche einst in Buchform die Wohnzimmer der Welt erobert hat. Sie alle sind - genau wie die Fingerzeige auf die heutige Gesellschaft und einem gewissen, orange wirkenden Präsidenten - unterdurchschnittlich gut, trotz dessen für einen, vielleicht zwei Lacher zu gebrauchen.

HolmesWatson

Im Angesicht der Handlung

Was den Plot und den allgemeinen Erzählstil betrifft, bewege ich mich meinungstechnisch in ähnlichen Gewässern wie bei der Qualität des Humors. "Holmes & Watson" ist auch in diesem Bereich nicht wirklich gut, aber noch immer weit entfernt von unterirdisch. Die Handlung ist stellenweise einfach nur doof, vorhersehbar ohne Ende und bestenfalls als seicht zu bezeichnen, doch habe ich Negativbeispiele gesehen, die weit, weit tiefer begraben liegen sollten.

Die Figuren sind meist eindimensional und dienen in ihrer Ausarbeitung lediglich einem vordergründigen Zweck, was jedoch kaum ein Unterschied zu dem ist, was viele andere Komödien ähnlicher Machart zum Besten tragen. Wenigstens spielen die anwesenden Akteure mit sichtbarer Begeisterung und füllen - so einfach das auch sein mag - ihre Charaktere komplett aus.

Will Ferrel ("Old School", "Schräger als Fiktion", "Die Qual der Wahl") arbeitet, obwohl als Hauptakteur tätig, im lauwarmen Bereich. Er verkörpert mehr sich selbst, wie er Sherlock Holmes parodiert, als dass ich ihm seinen Versuch, eine lächerliche Version des weltberühmten Detektivs zu sein, abkaufe. John C. Reilly, hier als sein treuer Assistent Watson vertreten, gibt sich da schon stellenweise mehr Mühe. Doch wirklich angestrengt Schauspielen tut hier eigentlich nur Rebecca Hall, die als Dr. Grace Hart mit von der Partie ist.

Andere Nebendarsteller, wie Ralph Fiennes ("Schindlers Liste", "Harry Potter", "Brügge sehen... und sterben?") als Moriaty oder Hugh Laurie ("Dr. House") als Sherlocks Bruder Mycroft, sind kleine Highlights des Films, wenn auch nur wenige, schnell vergessene Momente auf der Leinwand zu sehen.

Fazit

Wer Filme, wie ich sie im Text zum Vergleich verwendet habe, mag, kann getrost für diese Version von Sherlock Holmes in die Kinos gehen und die unten stehende Bewertung von zwei auf drei Sternen anheben. Jedoch nur dann, wenn ihr wirklich wisst, worauf ihr euch einlasst und euch schon darauf freut. Für alle anderen heißt es: Finger weg! "Holmes & Watson" ist zwar nicht der dampfende Mist, den manch ein Kritiker aktuell zu verbrennen droht, doch ist er auch nicht weit davon entfernt.

Konntet ihr mit dem Humor der involvierten Persönlichkeiten bisher nicht viel anfangen und/oder haben euch ähnliche Produktionen bisher eher abgeschreckt, werdet ihr mit diesem Machwerk definitiv nicht glücklich werden.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 04.02.2019