Jason Bourne Filmkritik — Bourne oder nicht Bourne, dass ist hier die Frage

  

Jason Bourne? Ist das nicht der Gentleman in dem Anzug, der die Lizenz zum Töten hat? Oder war das der Typ mit der Glatze und den drei 'X' im Nacken? Ach, nein. Jetzt weiß ich es wieder. Das war der Agent mit dem Strichcode, der aus dieser gezüchteten Killergruppierung stammt. Oder war es doch der Typ mit den vielen Masken, dessen Missionen unmöglich zu sein scheinen? Oder gar der Typ mit dem Tattoo von einem Waschbären mit dicker Knarre in den Krallen? Es ist so verwirrend, da sind so viele Agenten in Hollywood und alle arbeiten weit über ihren Zenit hinaus …

Jason Bourne header

Matt Damon Actionstar

Das ist natürlich alles Quatsch. Jason Bourne (Matt Damon) ist der Typ, der versucht herauszufinden wer er ist, eine coole Verfolgungsjagd im Auto hat, während er vor Leuten flüchtet, die in einem dunklen Raum sitzen und auf ihre Monitore starren. Dann erfährt er, dass der Regierungsbeamte, der ihn jagt, nur die Marionette von einem anderen Fiesling ist. Im zweiten Teil ist er derjenige, der versucht herauszufinden, warum er ist, wie er ist, eine coole Verfolgungsjagd im Auto hat und vor Leuten flüchtet, die in einem dunklen Raum auf ihre Monitore starren. Nur um herauszufinden, dass der Regierungsbeamte, der ihn die ganze Zeit gejagt hat, nur die Marionette von einem anderen Fiesling ist.

Und abschließend war er auch der Typ, der versucht herauszufinden, wer ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. Mit cooler Verfolgungsjagd im Auto, einer Menge Leute in kleinen, dunklen Räumen, die auf ihre Monitore starren und natürlich dem obligatorischen Regierungsbeamten, der nur die Marionette von einem anderen Mistkerl ist. Danach gab es eine Jeremy-Renner-Werbeunterbrechung, doch jetzt ist er wieder da: der wahre Jason Bourne.

In dem gleichnamigen Film und fünften Teil der Reihe versucht Bourne herauszufinden, wieso man ihn zu dem gemacht hat, was er ist. Während er von Leuten gejagt wird, die in einem kleinen Raum auf ihre Monitore starren und sich am Ende eine heiße Auto-Verfolgungsjagd mit einem CIA-Killer liefert. Doch dieses Mal ist alles anders. Denn die Marionette des Fädenziehers steht dieses mal auf Kriegsfuß mit ihrem Boss — Bürgerkrieg in der CIA. Das ist sowas von einfallsreich, ich möchte weinen.

Ruckelkamera und Blödel-Agenten

Aber nicht nur das Niveau beim Erzählen einer Geschichte bleibt sich treu, auch andere Elemente, die nie irgendwer vermisst hätte, sind zurück. Eine ruckelige Kamera, die es fast unmöglich macht, den rasanten Szenen zu folgen und Übelkeit verursacht. Ein Superagent, der nicht auf die kleinsten Dinge achtet und einen dummen Fehler nach dem anderen begeht, jedoch damit davon kommt. Denn ihr wisst schon: er ist Jason Bourne.

Logikfehler, die unsere Ozonlöcher wie kleine Nadelstiche aussehen lassen und einen Protagonisten, der von Szene zu Szene stolpert und erst zum Ende hin wirklich weiß, warum er eigentlich was macht. Matt Damon wirkt die gesamte Zeit über vollkommen lustlos und ausgelaugt. Er hat keinen Antrieb mehr, seine Figur ist innerlich tot und dem Zuschauer schlafen auch schon die Füße ein. Über zwei Stunden, um eine Geschichte zu erzählen, die locker auch in einer Stunde untergebracht worden wäre.

Aber dann hätte man dem Agenten mit dem Blick aus Eis ja nicht zusehen können wie er beweist, dass er bei jedem Besuch am Flughafen hätte auffallen müssen. Gegner abschüttelt, nur um sie anschließend — und völlig ohne Grund — zu bekämpfen. Gestohlene Daten vom geheimen CIA-Server in einen PC steckt, der mit dem Internet verbunden ist … Und diese nach dem Dechiffrieren nicht mitnimmt und erst mal in Ruhe untertaucht, sondern gemütlich am Rechner sitzen bleibt. Wie er in einen unbekannten Raum eindringt und instant weiß, wo sich der Killer versteckt hält. Und so weiter und so fort.

Die Liste ist fast endlos und die Langeweile tut es ihr gleich. Diese Filmreihe hat ihren höchsten Punkt längst erreicht, ignoriert und hinter sich gelassen, während sie verrückt lachend den Berg des Einfallsreichtums nach unten kullert. Da ist es irgendwann auch nicht mehr relevant, wenn der Auftragskiller Schalldämpfer und Zielfernrohr auf sein Sturmgewehr klatscht und sich wie Leon, der Profi vorkommt.

Wären nicht einige interessante Ansätze vorhanden und die Action einigermaßen ansehnlich — sofern man bei dem Geruckel etwas erkennt -, ich hätte wohl nicht viele gute Worte für dieses Machwerk übrig. Die Figuren überzeugen zu keiner Sekunde und die gesamte Story ist eine matschige Pfütze, die langsam den Bordstein hinab läuft. Es ist mühselig ihr zu folgen und wenig befriedigend, sobald es vorbei ist. Eineinhalb Stunden baut man auf einen Abschluss der Reihe hin, nur um dann eine Kehrtwendung hinzulegen und auf Teil 6 vorzubereiten. Den ich bitte niemals sehen möchte. Ich mag nicht. Aber wenn ihr alle in "Jason Bourne" rennt und der Streifen ein Erfolg wird, dann muss ich, weil ich damit mein Geld verdiene. Also: bitte! Überzeugt euch nicht selbst davon, dass ich die Wahrheit spreche. Guckt euch einfach die ersten drei Teile erneut an und lasst es gut sein.

jason-bourne Filmszene 2

Fazit

"Jason Bourne" ist ein viel zu langer Film, mit viel zu vielen Logikfehlern und völlig uninspirierten Charakteren. Die Geschichte dümpelt vor sich hin und lässt den Hauptcharakter nicht wie einen Profi wirken, sondern wie einen verdammten Glückspilz, der von den Drehbuchautoren von Szene zu Szene geschubst wird und sich dort völlig hirnlos anstellt, nur um im nächsten Moment irgendetwas cooles zu machen. Man wusste wohl noch, welchen Geschmack die Filmreihe haben sollte. Aber die meisten Zutaten und Mengenangaben sind abhanden gekommen.

Was bleibt ist ein überflüssiger Film, der absolut nichts zu erzählen hat, sondern lediglich auf weitere Teile vorbereiten soll. Sein Mehrwert für die Reihe ist quasi nicht vorhanden und Matt Damon würde es selbst mit einer lieblosen Fortsetzung zu "Dogma" besser treffen können als wenn er auch nur noch einmal in die Rolle des Jason Bourne schlüpft. Wäre da nicht das Hollywood-Äquivalent zu Mark Zuckerberg, Aaron Kalloor (Riz Ahmed), der sich gegen die CIA auflehnt und alle Machenschaften aufdecken will — wir hätten wohl nicht einmal was zum Lachen gehabt.

Kinostart ist am 11.08.2016

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 10.08.2016