Judas and the Black Messiah – Zeit des Aufruhrs

  

Filmkritik von Peter Osteried |15.02.2021

Das Historien-Drama „Judas and the Black Messiah“ ist von Warner in den USA zeitgleich im Kino und auf dem eigenen Streaming-Dienst gestartet. Für Deutschland ist ein Kinostart, aber auch eine Veröffentlichung über Sky Ticket geplant.

Im letzten Jahr konnte man bei Netflix THE TRIAL OF THE CHICAGO 7 sehen. Dort sitzt nach einem Protestmarsch auch ein Mitglied der Black Panther Party auf der Anklagebank. Als Nebenfigur taucht Fred Hampton, der Chairman der Vereinigung, auf. So gut der Film ist, hatte man doch den Eindruck, dass die Geschichte von Fred Hampton die interessantere sei. Der Film JUDAS AND THE BLACK MESSIAH bestätigt diesen Eindruck nun.

judas2

Judas and the Black Messiah – Zur Handlung

Es ist das Jahr 1968 und das FBI überwacht die Black Panther Party, während die Polizei die Mitglieder immer wieder schikaniert und auch in Feuergefechte verwickelt. Dann gelingt es dem FBI, einen Spitzel aus dem engsten Umfeld von Fred Hampton zu rekrutieren. William O’Neal ist für die Sicherheit innerhalb der Bewegung zuständig und ein kleiner Gauner, der den Bundesagenten in die Fänge ging. Da er nicht für Jahre einwandern will, arbeitet er nun als Spitzel. Ihn benutzen die Behörden, um ihren tödlichen Plan in die Tat umzusetzen.

Judas and the Black Messiah – Eine Kritik

Dies ist ein furioser Film. Einer, der nicht streng den Regeln eines Biopics folgt, sondern die Ereignisse rund um Fred Hampton sehr stark konzentriert auf dessen letzten beiden Lebensjahre. Daniel Kaluuya in der Hauptrolle ist großartig. Er offenbart das Charisma, das Hampton auch hatte. Im Nachspann sieht man den echten Hampton und kann dessen „Ich bin ein Revolutionär“-Rede mit der Darbietung Kaluuyas abgleichen. Nicht minder hervorragend ist William O’Neal, der seine Seele verkaufte und länger lebte, als der Mann, den er verriet, aber seines Lebens nicht mehr froh wurde. Auch O’Neal wurde nicht alt.

judas3

Der Film versteht es aufzuzeigen, wie die Situation für Farbige in den späten 1960er Jahren der USA war. Er zeigt auch, wie disruptiv die Black Panther Party war, und welche Ängste ihre bloße Existenz auslöste. Martin Sheen als FBI-Direktor J. Edgar Hoover hat Hampton als den Mann ausgemacht, der die linken Strömungen in den USA vereinen könnte. Das macht ihn gefährlicher als die Sowjets. Weil er im eigenen Land sitzt und den Status Quo umwerfen will. Einen Status Quo, der Weiße privilegiert.

Eindrucksvoll zeigt der Film, wie die Organe des Staates agierten, wie die Befürworter von Law & Order selbige verletzten. Nicht nur, wenn Polizisten ein Haus der Black Panther Party einfach abfackeln, sondern auch, wenn eine Verschwörung in Gang gesetzt wird, bei der niemand explizit aussprechen muss, was passieren soll. Was passieren muss. Die Beteiligten funken alle auf selber Wellenlänge, sie wissen, was zu tun ist. Das endet in einem staatlich sanktionierten Mord – etwas, das vor gerade mal gut 50 Jahren in den USA stattfand.

Fazit

JUDAS AND THE BLACK MESSIAH ist eine eindrucksvolle Geschichtsstunde. Ein Film, der ein Stück Historie beleuchtet, das noch immer schändlich ist und nachwirkt. Großartig gespielt, mit reichlich authentischem Flair, ist dies ein Film, der sich für die nächste Oscar-Verleihung geradezu empfiehlt.

Bewertung: 4/5****

Bilder (c) Warner Bros