„Jurassic World: Das Gefallene Königreich“ Filmkritik — Totaler Blödsinn

  

Am 07.06.2018 kommt „Jurassic World: Das Gefallene Königreich“ in die deutschen Kinos. Ein Film, auf den viele Augen ruhen, hat der direkte Vorgänger doch das tot geglaubte Franchise umjubelt wiederbelebt. Die Frage aller Fragen ist nun, ob die Messlatte gehalten werden konnte, gar etwas angehoben wurde oder zu Boden gefallen ist. Lässt sich die Überraschung wiederholen und das Vertrauen in die Dinosaurier von Steven Spielberg („Jurassic Park“, „Schindlers Liste“, „Der Soldat James Ryan“) wieder herstellen?

jurassic world 2 Header Kinostart DE

Das haben wir nun davon

Der zweite Teil der Wiederauferstehung von Stephen Spielbergs Dino-Adventure setzt drei Jahre nach der Handlung von „Jurassic World“ an. Die letzten Dinosaurier auf der Insel des still gelegten Parks drohen erneut auszusterben, als Isla Nublars Vulkan überraschenderweise wieder aktiv wird. Owen (Chris Pratt) und Claire (Bryce Dallas Howard) reisen im Auftrag eines Gönners zurück um einige Exemplare zu retten.

Weiter brauche ich auch gar nicht auf die Geschichte einzugehen, da diese mehr als eindeutig nicht im Fokus der Produzenten lag. Stattdessen setzt „Das Gefallene Königreich“ auf visuellen Bombast, Kopieren von alten Ideen der vier Vorgängerteile und bedeutungsschwangere Sätze, die hier und dort mit ernstem Blick eine Fortsetzung ankündigen. Natürlich werden gleichsam immer mal wieder Fans der ersten Stunde angefleht, sich mit diesem Werk doch verbunden zu fühlen.

Als kleine Bestechung erhaltet ihr eine ganze Tonne an Anspielungen auf die ersten beiden Teile, bis hin zum Dauerbrenner des T-Rex, der gruselig wie zwei sich paarende Löwen gen Himmel brüllt. Abseits davon gibt es wenig bis beinahe gar nichts positives über den Film zu sagen. Das Niveau hat sich mittlerweile auf die unterste Ebene eines neuen „Transformers“ abgeseilt. Erzählerischer Grundstil, Logik und einfach alles, was ein gutes Drehbuch ausmachen, mussten für die berühmte Nummer Sicher weichen.

Denn statt sich wirklich darauf zu konzentrieren, eine zusammenhängende Geschichte zu erzählen, die sich vielleicht sogar noch für eine oder gar mehrere Fortsetzungen ausbauen lässt, wurden lieber Ideen ausgearbeitet und teilweise schlichtweg übernommen, die in den Vorgängern bereits funktioniert haben.

Die Szenen wirken dabei stark wie einzelne Einfälle, bei deren Verknüpfung untereinander die Fantasie der Drehbuchautoren ihre Grenzen erreicht haben. Mehr schlecht als recht schubst die Geschichte die Helden von einen Moment in den nächsten, ändert die Gegebenheiten dabei alle Nase lang gerade so, wie es für den Fortlauf der Handlung passend erscheint.

An den Haaren herbeigezogen

Das gilt in allen Bereichen. Seien es die Bösewichte, die je nach Notwendigkeit auftauchen und wieder verschwinden oder die Fähigkeiten der Dinosaurier, die sich je nach Sachlage zwischen zwei Extremen bewegen können. Der Protagonist kann stets das, was für den Moment gebraucht wird, unabhängig davon, ob dies mit der Geschichte konform geht oder nicht.

Ab und an werden dann neue Informationen präsentiert über welche der Zuschauer wohl staunen soll. Tatsächlich sind es jedoch willkürlich in den Raum geworfene Details, die nicht mehr Einfluss auf die Handlung haben als das Wunschdenken dieses Redakteurs.

Als wäre dies alles noch nicht schlimm genug, haben sich die verbliebenen Figuren aus „Jurassic World“ nicht weiter entwickelt und tun dies in „Das Gefallene Königreich“ ebenfalls nicht. Sie werden stattdessen sogar noch stärker auf die Charaktereigenschaften beschränkt, die sie in Teil 1 weitgehend ausgemacht haben.

Neu eingeführte Persönlichkeiten werden direkt auf zwei Dimensionen beschränkt, haben in dem Werk ein feste Rolle, untermalt mit einer passenden Charaktereigenschaft. Die psychologische Tiefe lässt dabei an Pfützen nach einem leichten Regenguss denken. Die schauspielerische Leistung der beteiligten Akteure ist entsprechend, lassen die schlecht ausgearbeiteten Charaktere doch kaum Möglichkeiten für ein gutes oder sogar packendes Spiel

Actionspektakel?

Nun müsste ja gemeint werden dürfen, dass bei so wenig Aufwand in Sachen Storytelling wenigstens die Action nicht zu knapp kommen wird. Leider ist dies nur sehr bedingt der Fall. In Wirklichkeit sind auch die Actioneinlagen sehr rar gesät und wenn sie dann doch mal zu Zuge kommen, ist es meist genauso schnell vorbei, wie es angefangen hat.

Es sieht eher so aus, als sei hier das Ziel gewesen, etwas mehr Horror und einen stärkeren Gruselfaktor mit einzubinden. Dies gelingt dem Film jedoch allemal zu Beginn und dann noch einmal etwas weiter zum Ende hin gerade so. Trotz einiger netter Ideen und Kniffe in Sachen Bildeinstellung und Schnitt bleibt der Film ein fauler Verschnitt aus lieblos miteinander vernähten Ideen.

Gleichsam zieht sich das Gezeigte stellenweise arg in die Länge, überstrapaziert die Aufmerksamkeitsbereitschaft des Zuschauers bis in extreme Bereiche. Lediglich ein paar gut platzierte humoristische Momente halten an der Front die Stellung, können den Karren letztendlich aber auch nicht mehr aus den Dreck ziehen. Zum Abspann hat der durchschnittliche Zuschauer schon wieder fast alles vergessen, Eindruck wurde dabei kaum hinterlassen.

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Zumindest im Bereich der visuellen Arbeit lässt sich das Werk von Regisseur J.A. Bayona („Das Waisenhaus“, „Penny Dreadful“, „Sieben Minuten nach Mitternacht“) nicht lumpen. Die Dinos sehen großartig aus, die Schauplätze und die rasanten Szenen ebenso. Wer in der Lage ist, das Gehirn noch unter die Temperatur eines gewöhnlichen Popcorn-Kinofilms herabzusenken, kann zumindest den eigenen Sehnerv ein wenig massieren lassen. Zwar strotzen vor allen Dingen die beeindruckendsten Szenen nur so vor Schwachsinn und Logiklöchern, doch wenigstens sehen sie dabei gut aus.

Das Design der neuen Dinosaurier ist dabei purer Fanservice, lässt erraten, dass sich viele der urzeitlichen Reptilien in den Augen der heutigen Gesellschaft zu ähnlich sehen. Also wurden sie hier und dort etwas aufgepeppt, lassen damit schon erraten, worauf wir uns im sechsten Teil freuen dürfen. Der erste Raptor mit fluoreszierender Haut dürfte nur noch einen Steinschlag entfernt sein, ebenso der T-Rex am Maschinengewehr.

Fazit

„Das Gefallene Königreich“ ist ein visuell beeindruckender Film, mit einigen wirklich witzigen Momenten. Mehr positive Kritik lässt sich über den Film jedoch nicht finden, mangelt es dem Werk doch an allen Ecken und Enden an eigenen Ideen. Fast schon ein Best-Of der vorangegangenen vier Teile, lose miteinander verbunden und ohne jeglichen Fokus auf gutes Storytelling sowie Logik. Gleichsam zieht sich das Gesehene fast endlos in die Länge, während Bayonas Werk einfach nicht den passenden Fokus findet.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 07.06.2018