King Arthur: Legend of the Sword Filmkritik — Sword of Vikings

  

Trotz großer Vertreter in diesem Genre ist der Mangel an hochwertigen AAA-Titeln im Fantasybereich erschreckend gering. Der gemeine Liebhaber dieser Richtung muss meist auf altbewährte Abenteuer setzen, die selbst Genreneulinge bereits achtzig Mal gesehen haben, oder teils enorme Einbußen in der Qualität hinnehmen. Um so erfreulicher wenn alle paar Jahre ein Film wie „King Arthur“ die Leinwände mit seiner Anwesenheit erfreut. Nicht sonderlich anspruchsvoll, mit viel Humor, satter Action und ein paar wirklich guten Einfällen.

King-Arthur02

Ritter der Schwafelrunde

Hier werden natürlich keine Geschichten auf höchstem Niveau präsentiert, sondern Fantasy-Einheitsbrei der Marke „Das Schwarze Auge“. Damit will ich dem originalen Spielkonzept gar nicht zu nahe treten, sondern lediglich in den Raum geworfen haben, dass die filmischen Umsetzungen möglicherweise nicht den Höhepunkt in der Geschichte der cineastischen Unterhaltung darstellen.

Was ihr also erwarten dürft, ist der altbekannte böse, aber von Gewissensbissen gequälte Bruder des Königs, Verrat, viel Geschrei und ein kleiner Junge, der gerade noch einmal mit dem Leben davon kommt und wider Willen eine Prophezeiung zu erfüllen hat. Zumindest, sobald der geeignete Tag gekommen ist. Alles was Regisseur Guy Ritchie abseits dieses 08/15-Gerüstes zu erzählen hat, ist ähnlich abgedroschen und kaum anspruchsvoller als eine Doppelepisode von „He-Man“.

Der Reiz dieses Films liegt also offenkundig nicht in seinem erzählerischen Können. Obwohl dass so auch nicht ganz richtig ist. Der Inhalt der Geschichte mag zwar lauwarme Suppe vom Vortag sein, die Art wie einige Momente dargestellt werden ist jedoch äußerst unterhaltsam. Ritchie beweist ein gutes Gespür dafür, sonst langweilige/langgezogene Passagen ansprechend in Szene zu setzen. Nicht immer mit dem nötigen Fingerspitzengefühl — was hier und dort für ungewollte Lacher sorgt -, doch wenigstens frisch und noch nicht abgenutzt.

In Sachen Humor und/oder Action kann man hier und dort ein Auge zudrücken und einfach mal genießen. Was die dramatischen Passagen angeht, drehen sich die Sehorgane jedoch ungewollt nach oben und der Mund lässt einen genervten Seufzer entfahren. Das Niveau entspricht hier voll und ganz dem Standard der Geschichte und so sehr sich manche Schauspieler — wie zum Beispiel Jude Law, der den bösen Onkel Vortigen verkörpert — auch bemühen, ihr Leiden und ihr innerer Sturm sind wenig überzeugend und oftmals so fehl am Platz wie ein Oger in einem Zwergenstollen.

Abseits davon gilt der größte negative Kritikpunkt der Fahrlässigkeit mit welcher Drehbuchautor David Franzoni sich hier einige Wendungen aus dem Allerwertesten zieht. In Sachen Detailverliebtheit und Gewicht auf geschlossenen Logik-Lücken wurde an Hirnmasse offenkundig gespart. Erklärungen, sofern es überhaupt welche gibt, könnten genauso gut aus dem blauen Himmel gegriffen sein. An manchen Stellen ist es so schlimm, dass ich mich dazu genötigt fühlte, mir weniger Informationen zum entsprechenden Thema zu wünschen.

3D — Der ewige Krampf

Ihr könnt ja von 3D im Kino halten, was ihr wollt — wer will euch auch aufhalten? Nichtsdestoweniger kann der Effekt im richtigen Moment Welten voneinander unterscheiden. Im Fall von „King Arthur“ ist dies auf zweierlei Weise eingetreten. Auf der einen Seite sorgt die dritte Dimension im Kino für teilweise fantastische Bilder im Tiefenbereich und wirklich ansprechend in Szene gesetzte Landschaften. Und zum anderen lenkt 3D oftmals von der miesen CGI-Arbeit ab.

Das Bild verwischt teilweise so stark, dass der Zuschauer nur noch erahnen kann, was gerade passiert. Hintergründe, Figuren und Aktionen werden dadurch so schwer im Detail auszumachen, dass unser Gehirn dem Auge unter die Arme greifen muss und die wahrgenommenen Bilder einfach selbst zu einem Ganzen zusammenfügt. Besser ist´s, denn so schön die Tricktechnik an manchen Stellen auch gezaubert hat, so schluderig wurde wiederum in ganz anderen Momenten gearbeitet. Der Gedanke war vielleicht, dass es uns nicht auffallen würde, wenn die Actionsequenzen nur schnell, cool und beeindruckend genug rübergebracht werden. Aber uns ist es trotzdem aufgefallen und euch wird es das auch.

Vikings 2.1

„King Arthur“ mutet in seinem Auftreten eher wie eine zu kurz geratene Quality-Serie an, als einem abendfüllenden Kinofilm. Sowohl im Aufbau, als auch in der Wahl der Schauspieler und ihrer zu verkörpernden Figuren, fallen einem Shows wie „Vikings“ und „Game of Thrones“ ein, die hier ziemlich eindeutig Pate gestanden haben. Bei Protagonist Arthur (Charlie Hunnam) wird der Versuch, auf die Beliebtheit von Ragnar Lothbrok (Travis Fimmel) aufzubauen mehr als deutlich und wirkt beinahe schon putzig.

Schlecht ist das Gesehene dadurch nicht. Ganz im Gegenteil. Wir bekommen, was wir uns wünschen. Keinen Geniestreich in Sachen Filmkunst, keine Frage, aber wenigstens fühlt man sich im Anschluss gut unterhalten. Die Akteure in diesem Spiel tragen einen guten Teil dazu, kann ich doch von keinem der Anwesenden behaupten, er oder sie hätte mittelmäßige oder sogar unterirdische Arbeit geleistet.

Ein bisschen verliebt habe ich mich in die Rolle der Zauberin, die von Astrid Bergès-Frisbey gespielt wird. Wohl nicht ihre beste Rolle, trotzdem eine beeindruckende Leistung, mit so geringer Screentime und verhältnismäßig wenig Text einen bleibenden Eindruck wie diesen zu hinterlassen. Aiden Gillen hingegen beeindruckend auf ganz andere Art und Weise, morpht dieser doch im Laufe der Geschichte zu einem Klon seiner Figur aus „Game of Thrones“.

Am Ende möchte ich mir auch noch die Zeit nehmen und die musikalische Untermalung im Film lobenswert erwähnen. Die rockigen und teils dramatischen Melodien unterstreichen den visuellen Part des Schauspiels und kreieren im Zusammenspiel mit eben diesem den letzten Eckpfeiler, welcher „King Arthur“ für mich zu einem lohnenden Kinobesuch gemacht hat.

Fazit

Wer Shakespeare will muss ins Theater gehen. „King Arthur: Legend of the Sword“ schwimmt vom erzählerischen Inhalt her im seichten Wasser und ergibt im Endeffekt weniger Sinn als ein Nonsens-Paradox. Abseits davon werden Fantasy-Liebhaber jedoch mehr als befriedigend unterhalten. Humor, Action, schauspielerische Leistungen und der Mix aus visuellen Aspekten und musikalischer Untermalung funktionieren und das sogar gut.

Dabei erinnert der Film von Aufmachung und Charakteren her an bekannte AAA-Serien der Marke HBO und Netflix und weniger an Vertreter wie „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“. Keine Meisterleistung, die Regisseur Guy Ritchie hier gelungen ist, jedoch für das, was es sein will, ein Hammer auf dem sprichwörtlichen Nagel. Abendunterhaltung, die Genrefans glücklich macht und den gemeinen Kinozuschauer nur dann enttäuscht, wenn ihm der geschichtliche Inhalt wichtiger ist als ein gewitzter Held mit losem Mundwerk und explodierende Ritterrüstungen.

King Arthur: Legend of the Sword ist ab heute (11.05.2017) in den deutschen Kinos zu sehen.

Bewertung: 4/5****

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 11.05.2017