Kong: Skull Island Filmkritik — Wer hätte das gedacht?

  

Wenn es kracht, dann kracht es richtig. Fast zwei Stunden, die wie im Flug vergingen und rätselnde Kinokritiker, die sich noch nicht ganz sicher sind, was sie da gerade zu sehen bekommen haben. „Kong: Skull Island“ biedert sich wie die jüngste Godzilla-Verfilmung an, tanzt uns mit diesem Marketing aber in Wirklichkeit auf der Nase herum. Jordan Vogt-Roberts Werk ist vielmehr eine Zeitreise. In das Jahrzehnt, wo Monsterfilme gar nicht blöd genug sein konnten und Schauspieler gnadenlos unterbezahlt waren: die 1960er.

kongskullisland0003

Auf der Jagd

Es gibt Namen in Hollywood, bei denen leuchten die Augen der Kritiker. Doch sobald diese ein/zwei Sekunden über deren Werke nachdenken, verdunkelt sich die Sicht sofort wieder. Denn diese Darsteller sind in beiden Welten unterwegs — sie spielen gelegentlich großartig verkörperte Charaktere in den erfolgreichsten Filmen der vergangenen Jahre, tauchen aber gleichzeitig lust- und anspruchslos in den billigsten Heimkinoproduktionen unserer Zeit auf.

Die Rede ist von Gestalten wie Samuel L. Jackson, Tom Hiddleston, John C. Reilly und John Goodman. Ohne Witz: alles Darsteller, die ich ohne mit der Wimper zu zucken in die oben umschriebene Kategorie eintragen würde. Und sie alle sind in „Kong: Skull Island“ mit von der Partie. Worauf ich hinaus will? Ich habe das Bestmögliche erhofft und gleichsam das Schlimmste erwartet. Und auf eine recht verzwickte Art haben wir beides bekommen.

Die Geschichte dreht sich um eine kleine Expeditionstruppe, die in den 1970er Jahren eine bis dato unbekannte Insel erforschen will. Zu ihrer Sicherheit gibt es eine kleine Gruppe kampfgestählter Soldaten — frisch aus dem Vietnamkrieg zurück — zur Seite gestellt. Aber, ihr könnt es euch vielleicht denken, dort angekommen erwartet sie ein — nun, ja — gigantischer Affe, der ihre Helikopter kaputt macht, den Großteil der Reisenden tötet und die Überlebenden in zwei Gruppen trennt.

Während das eine Team langsam aber sicher herausbekommt, was es mit der Insel und dem behaarten Ungetüm auf sich hat, befindet sich Team B auf einem fürchterlichen Rachefeldzug. So viele tote Kameraden dürfen schließlich nicht ungesühnt bleiben und wer kommt besser für den Job des Kapitän Ahab in Frage als Samuel L. Jackson? Ihr seht, worauf ich hinaus will? Plot und Storydetails sind nicht unbedingt das Gelbe vom Ei. Sofern ihr nicht erst seit gestern Kinofilme guckt, sollte euch das Prinzip hier also durchaus vertraut erscheinen.

Auf den Arm genommen

Jetzt kommt aber der große Wendepunkt in meinem unsinnigen Gerede. Denn ebenso, wie meine Zeilen hier den Eindruck erwecken können, „Kong: Skull Island“ sei ein typischer, mittelmäßiger Monsterfilm, so macht der Streifen selbst zu Beginn nichts anderes. Ohne neue Ideen und definitiv zu dick in Sachen „Apocalypse Now“ aufgetragen, schippert die Geschichte vor sich hin. Dabei werden eindimensionale Klischeecharaktere eingeführt, während dem Zuschauer einfällt, dass er später noch zum Supermarkt muss.

Dann kommt es zum großen Bruch, die Zuschauer werden in zwei Lager geteilt. Wer die im Anleser erwähnten Monsterfilme der 1960er Jahre mag und auf albern, überzogen und „way over the top“ steht, möge sich bitte auf die rechte Seite setzen. Wem es bis hier hin schon anstrengend genug war und wer sich bei dieser Anspielung denkt, er oder sie könne kaum mehr ertragen, setzt sich bitte nach links … und verlässt dann einfach den Saal. „Kong: Skull Island“ ist definitiv nichts für euch, vertraut mir in dieser Hinsicht.

Vogt-Roberts Werk zeichnet sich dich dadurch aus, dass es sich ab dem Zeitpunkt, in welchem die Expedition die besagte Insel erreicht, selbst nicht mehr ernst nimmt, ohne dies jedoch offen zuzugeben. Verkauft wird uns sein Film unter den Genres „Abenteuer“, „Fantasy“ und „Action“. Aber der große Komödienanteil wird — warum auch immer — bei den zuständigen PRs unter den Teppich gekehrt. Dieser Film versucht zu keiner Zeit, tiefgreifend, neu oder was-weiß-ich zu sein. Stattdessen geht es um Unterhaltung in ihrer reinsten Form: einfach nur, um dem Zuschauer eine Freude zu bereiten.

Wer diesem Streifen ebenfalls nicht allzu verkniffen gegenübersteht und sich gerne mal auf Zimmertemperatur berieseln lassen will, ist hier mehr als willkommen, darf von dem Ergebnis aber durchaus mehr erwarten. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Titeln, die das Beste aus sich raus holen wollen und nur lauwarme Suppe gekocht bekommen, will Kong offensichtlich überhaupt nicht zu den genialsten Filmen dieser Zeit gehören. Und statt diese Tatsache über knapp zwei Stunden zu vertuschen oder verzweifelt an dem Drehbuch herumzuschrauben, bis es dem anspruchsvollen Kritiker gefallen könnte, konzentriert sich Vogt-Roberts auf das wirklich Wichtigste im Filmbusiness: Unterhaltung.

Ich sagte es schon zwei Mal und wenn ich mich nicht sehr zusammenreiße, sage ich es vielleicht noch einmal. Aber genau das ist eben auch der wichtigste Punkt, warum „Kong: Skull Island“ so viel Spaß macht und ich durchaus Lust hätte, ihn mir direkt noch einmal anzusehen. Seine Komik und eindeutige Hommage an vergangene Filmzeiten ist überraschend kontrastreich und fein in das Geschehen mit eingewoben. Alle Darsteller spielen genau das, was sie sein sollen. Figuren, mit der Persönlichkeit einer Schublade, vollgestopft mit den Dingen, die ihrem typischen Klischee entsprechen.

Bei Zeiten ist genau das ein guter Grund, einen Film, beziehungsweise die Leistung seiner Darsteller, negativ zu kritisieren. Doch der Teufel steckt wie immer im Detail, denn jeder einzelne hier, verkörpert seine Rolle so, dass sie unterschwellig, äußerst subtil, zu einer Hommage an die großen Figuren der Monsterfilmgeschichte werden. Nach außen hin der steinerne Charakter und seine eindimensionale Persönlichkeit. Darunter jedoch liegt so viel mehr und in durchaus passend gesetzten Abständen bricht diese Wahrheit hervor.

Fazit

„Kong: Skull Island“ wirkt auf den ersten Blick wie ein typischer Versuch Hollywoods, eine alte Kuh zum hundertsten Mal zu melken. Erfreulicherweise ist das ein Schein, der mehr als trügt. Jordan Vogt-Roberts Werk ist viel mehr eine Hommage an die Filmklassiker vergangener Jahre und ihrer Darsteller. Nach außen hin ein typischer Monsterfilm, darunter jedoch eine wunderbare Zeitreise und vordergründig eine äußerst unterhaltsame Komödie. Man darf sich — vor allem in den ersten zwanzig Minuten — nicht aufs Glatteis führen lassen und sollte dem Erlebnis konzentriert folgen, statt sich einfach berieseln zu lassen.

Kong: Skull Island startet am kommenden Donnerstag (09.03.2017) in den deutschen Kinos.

Bewertung: 4/5****

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 08.03.2017