"Men in Black: International" Filmkritik - War das wirklich nötig?

Am 13. Juni wollen es die Filmproduzenten bei Sony Pictures noch einmal wissen und schicken den vierten Teil der Men-In-Black-Reihe ins Rennen. "Men in Black: International" wird ein Ableger der bisherigen Hauptfilme sein und keine der bekannten Figuren dabei haben. Stattdessen setzt das Team um Regisseur F. Gary Gray ("Straight Outta Compton", "Gesetz der Rache") auf einen frischen Cast und die Chemie zwischen den beiden neuen Hauptdarstellern, Tessa Thompson und Chris Hemsworth.

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Zur Handlung

Als Molly (Tessa Thompson) noch ein kleines Mädchen war, hatten ihre Eltern nicht nur eine Begegnung der unheimlichen Art, sondern gleich zwei. Erst sieht ihr Vater einen Außerirdischen, der seine Mülltonnen durchwühlt, dann tauchen Männer in schwarzen Anzügen auf und lassen ihn samt Ehefrau die gesamte Situation vergessen. Was die beiden MiB-Agenten jedoch nicht wussten, ist, dass das Töchterchen die ganze Szenerie beobachtet und Kontakt zu besagten Alien hatte.

Fortan verbrachte Molly viele Jahre damit, die Existenz der geheimen Behörde und das Leben auf fernen Planeten zu beweisen. Ohne Erfolg. Bis sie es eines Tages schafft, den Absturzort einer fliegenden Untertasse zu finden und den Anzugträgern vor Ort bis zu deren Hauptquartier zu folgen. Beeindruckt von ihren Fähigkeiten macht die Leiterin der New Yorker Zweigstelle, Agent O (Emma Thompson), die gewitzte Molly zu einem Agenten auf Probe.

Fortan soll sie in London trainieren, wo sie dem charismatischen Agent H (Chris Hemsworth) begegnet, der einst, zusammen mit seinem Mentor, Agent High T (Liam Neeson), eine schreckliche Katastrophe für die Menschheit abgewehrt hat. Doch der heldenhafte Weltenretter von damals scheint nur noch ein Abziehbild seiner selbst zu sein und schon bei ihrem ersten Außeneinsatz stirbt ein adeliger Außerirdischer, für dessen Sicherheit M und H zuständig waren ...

MiB International - Eine Kritik

Der neue Film von F. Gary Gray macht es einem voreingenommenen Kritiker nicht leicht. Ich war bereit, das Werk in der Luft zu zerfetzen, sofern es denn erwartungsgemäß schlecht ausfällt. Oder aber auch, es in höchsten Tönen zu loben, für den Fall, dass es mir das Gegenteil beweist und überraschend gut erscheint. Doch die Wahrheit ist so enttäuschend wie Rosinen in einem potenziellen Schokokeks. "Men in Black: International" ist einfach nur okay.

Die gesamte Handlung und die Art, mit welcher diese erzählt wird, ist nichtsdestoweniger ein einziges fadenscheiniges Konstrukt, das lediglich dem Zweck dient, verschiedene Actionsequenzen und/oder Gags in das Stück einzubauen. Ihre Daseinsberechtigung besteht die meiste Zeit über darin, Platz für die charismatischen Schauspieler zu schaffen, ohne den geneigten Kinogänger zu sehr zum Nachdenken zu zwingen.

Entsprechend kann der Plot nach ungefähr einem Fünftel der Spielzeit komplett durchschaut werden und hält selbst für solche, die eher selten ins Kino gehen, keine größeren oder auch kleineren Überraschungen parat. Die einzige Möglichkeit mit dieser Art von Geschichte seinen Spaß zu haben, ist, das Gehirn auf Durchzug zu schalten.

Die meisten Szenen wurden lediglich lose miteinander verknüpft und wirken in vielen Fällen so als wären sie einer einzelnen Idee entsprungen, ohne Wissen, wie man diesen Einfall mit dem Rest des Films verbinden könnte. Mal sind wir hier, dann wieder dort, nichts scheint wichtig und nichts ergibt wirklich Sinn. Schon der Ansatz von einem Versuch, über ein Detail nachzudenken, führt zu vielerlei Fragen, die auch nach konzentriertem Brainstorming nicht beantwortet werden können.

Ähnlich ergeht es den Figuren beziehungsweise der Art, wie diese konzipiert wurden. Jeder einzelne Charakter ist ein wandelndes Klischee, ein Stück Kleinkram aus Hollywoods Schublade für zweidimensionale Actionstreifen. Über einen oberflächlichen Gedanken kommen sie nicht hinweg, dienen lediglich einem einzigen Zweck. Und zwar so vielen Zuschauern mit unterschiedlichen Hintergründen wie nur möglich zu gefallen. Da bleibt naturgemäß kaum noch Platz für Tiefgang oder Charakterentwicklung.

Und wenn wir schon dabei sind, sprechen wir ebenfalls mal über die eigenen Ideen, die das Werk mit sich bringt. Quasi seine Alleinstellungsmerkmale. Oder die Gründe, warum man nach Teil 3 überhaupt einen weiteren Film machen musste, wurde anhand der Reaktionen der Fans doch bereits bewiesen, dass die meisten Merkmale der Filmreihe völlig ausgelutscht sind.

Zu meinem Unmut kann ich hier abseits der Einleitung wenig zu dem Thema schreiben, denn Grays Streifen kopiert einfach nur die drei Prequels und belässt es dabei. Manch ein Detail funktioniert noch, andere haben den Geist schon vor Jahren aufgegeben. Unterm Strich sind sie jedoch alle zweite Hand.

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Women in Black

Nun bleibt natürlich wenig übrig, um zu rechtfertigen, den neuen MiB als okay zu bezeichnen, statt als unnötigen Quatsch. Nun, um ehrlich zu sein, handelt es sich hierbei wirklich um unnötigen Quatsch, doch muss ich zugeben, dass es durchaus Perlen im Schlamm zu finden gibt. Man sollte nur offen für Oberflächlichkeit sein und darf im Vorfeld nicht allzu viel von "Men in Black: International" erwarten. Wer das schafft, kann trotz allem seinen/ihren Spaß mit dem Film haben.

Die Action, wenn auch ebenfalls oftmals zu stark an den Vorgängern orientiert, ist durchgehend über dem Mittelmaß, teilweise sogar gut. Zusammen mit den gelungenen Effekten und dem erstklassigen Einsatz von CGI ist etwas entstanden, zu dem unser Auge nur schwerlich nein sagen kann. Zusätzlich kracht und rummst es ordentlich im Saal, sobald die Helden der Erde auf den Putz hauen.

Außerdem darf ich wohl behaupten, dass die Chemie zwischen Tessa Thompson ("Westworld", "Creed - Rocky´s Legacy") und Chris Hemsworth ("Marvel´s The Avengers", "Rush - Alles für den Sieg") gut funktioniert und die beiden sich zudem sichtlich Mühe gegeben haben, ihre Rollen über das erforderliche Minimum hinaus zu präsentieren. Dass die zwei Stars Spaß am Set hatten, merkt man ihnen an und das sorgt für einen gewissen Wohlfühlfaktor. Dank der zündenden Gags sind es vor allen Dingen Thompson und Hemsworth, die das Werk tragen.

Fazit

"Men in Black: International" ist eine halbgare Fortsetzung beziehungsweise ein uninspiriertes Spin-Off. Die Handlung taugt einfach nichts, besteht aus unzähligen Logikfehlern und ist vom Anfang bis zum Ende durchschaubar wie einlagiges Toilettenpapier. Abgesehen von Hemsworth und Thompson, die beide einen erstklassigen Job machen, kopiert Gary Grays Film vor allen Dingen die Vorgänger und zeigt nicht einen einzigen eigenen Gedanken. Zumindest keinen Guten. Lediglich die visuell schicke Action und der eine oder auch andere gelungene Gag wirken sich positiv aufs Erlebnis aus.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 13.06.2019