"Mission: Impossible - Fallout" Filmkritik — Peter Graves wäre das nicht passiert

Es ist erstaunlich, wie viel gute Kritik der neue Teil der "Mission: Impossible"-Reihe aktuell für sich verbuchen kann. Eine clever gestrickte Handlung soll hier, laut manch einer, vor Begeisterung sprudelnder Rezension, auf unerwartete Wendungen sowie toll arrangierte Action treffen. Das mit der Action können wir so unterstreichen, in den ersten beiden Fällen scheint es jedoch fast so, wir bekamen einen anderen Film zu sehen ...

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Zur Handlung

Das neue Werk von Regisseur Christopher McQuarrie ("Jack Reacher"), welcher sich bereits für "Mission: Impossible - Rogue Nation" verantwortlich sah, setzt dort an, wo sein Vorgänger zu Ende ging. Solomon Lane (Sean Harris), einst Anführer des gefürchteten Syndikats, wird mittlerweile als Gefangener von einer Regierung zur anderen transportiert, wo er stets die gleichen Fragen beantworten darf.

Doch auch ohne dessen Führung ist die Organisation noch äußerst aktiv. So dauert es nicht lange, bis der Top-Agent der Impossible Mission Force (IMF), Ethan Hunt (Tom Cruise), wieder einmal die Welt retten muss. Zusammen mit dem Syndikat versuchen einige Weltuntergangsfanatiker nämlich, waffenfähiges Plutonium in ihre Hände zu bekommen. Daraus wollen diese tragbare Atombomben bauen, welche, an strategischen Punkten gezündet werden und dadurch die moderne Gesellschaft ins Chaos stürzen; theoretisch.

Hunt setzt in seiner neuesten Mission auf sein altbewährtes Team aus Luther Stickell und Benji Dunn, gespielt von Ving Rhames und Simon Pegg ("Shaun of the Dead", "Star Trek", "The World´s End"). Zum Missfallen des Protagonisten bekommt dieser jedoch zusätzlich den CIA-Killer August Walker (Henry Cavill) zur Seite gestellt, welcher ein Auge auf Ethan und dessen Kollegen haben soll. Außerdem ist die ehemalige Interpol-Agentin Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) wieder mit von der Partie.

Spion vs. Spion

Die Vorgehensweise, der generelle Erzählstil, hat sich auch im sechsten Teil der Reihe nur minimal geändert; wenn überhaupt. Die Alleinstellungsmerkmale, welche einen "Mission: Impossible" heutzutage von anderen actionlastigen Spionagefilmen unterscheiden, sorgen gleichzeitig dafür, dass die Handlung nur wenig Freiraum zur Verfügung hat, die Überraschungen entsprechend ausbleiben.

Der Plot wird stur nach Schema F runtergerattert, während sich jede Abzweigung mit solch stolz geschwellter Brust in Angesicht der scheinbar fantastischen Idee präsentiert, dass manch eine Szene zur Parodie der eigenen Filmreihe verkommt. Mit dramatischer Musikuntermalung und ernsten Gesichtern werden hier Geheimnisse gelüftet, Plot-Twists eingewoben und Masken heruntergerissen. Letzteres sowohl bei Figuren im Film als auch vom Drehbuch: aha! Das Skript zu "Rogue Nation" in Verkleidung.

Überraschend oder wenigstens schwierig vorhersehbar ist dabei selten etwas. Eine der wenigen Ausnahmen bildet hier eine Schlüsselszene, welche den Beginn der zweiten Hälfte des Films einläutet und so over the top ist, dass schwer beantwortet werden kann, ob die Macher das Gezeigte ernst meinen oder schlichtweg nicht mehr wussten, wie sie ihre eigene Parade aus Wendungen noch übertreffen könnten.

Abseits des Faktors Vorhersehbarkeit ist der größte Teil des Drehbuchs, welches ebenfalls von Christopher McQuarrie geschrieben wurde, äußerst schwach auf der Brust. Weitgehend handelt die Geschichte, neben der Bedrohung in Form von Atombomben, davon, was für ein toller Typ Ethan Hunt eigentlich ist und wie sehr ihn dessen Feinde stets unterschätzen, während eine Dame nach der anderen in Ohmacht zu fallen droht, wenn der Held seinen Charme spielen lässt.

Gespickt mit allerlei schrecklichen Regiefehlern, die den aufmerksamen Zuschauer für sein/ihr waches Auge bestrafen, dümpelt die Geschichte vor sich hin, wirkt dabei bestenfalls lächerlich, zu anderer Zeit jedoch eher langatmig. Der Film erhält zwar eine gewisse Attraktivität in Form der Tatsache, dass hier gut gelacht werden kann, doch glaube ich, dass dies hauptsächlich in den falschen, beziehungsweise nicht dafür ausgerichteten Szenen passiert.

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In Sachen Action

Der Kern des fast zweieinhalbstündigen Werks besteht allerdings nicht aus kruden Überraschungen und einem Protagonisten, der bedingungslos angeschmachtet wird, sondern aus der brachialen Action, welche die meisten Parts miteinander verbindet. Die rasanten wie lautstarken Sequenzen sehen nicht nur absolut fantastisch aus, sie machen auch Spaß. Zumindest bis zu einem gewissen Punkt.

Mit ausgeschaltetem Gehirn, dem sogenannten Popcornmodus, fühlt der gemeine Zuschauer sich, als wäre er oder sie Zeuge eines äußerst spannenden Videospiels. Eines von der Sorte, welches zwar keine gute Geschichte zustande bekommt, diesen Umstand jedoch mit allerlei cleveren Einfällen in Sachen Bombast und Unterhaltung auf visueller Ebene ausgleichen kann.

Gleichsam solltet ihr auch bei diesen Szenen nicht allzu viel nachdenken, oder gar hinterfragen. Die meiste Action kommt in "Mission: Impossible - Fallout" nur deswegen zustande, weil es halt geht. Und teilweise verdammt cool aussieht. Abseits einer solchen Herangehensweise werden geneigte Kinogänger schnell bemerken, dass McQuarries Film selten bis nie nach Sinnigkeit strebt.

Dank guter Bildeinstellungen, fantastischer Kamerafahrten und einem äußerst gut geglückten Schnitt fällt dieser Umstand jedoch nicht weiter ins Gewicht. "M:I - Fallout" mag zwar inhaltlich der Deckel zum falschen Topf sein, sieht dafür aber von Weitem wie aus der Nähe absolut ansehbar aus. Es ist halt wie so oft eine Frage des eigenen Interesses beziehungsweise dessen, was euch an einem Film gefällt und worauf ihr bereit seid zu verzichten.

Müde Minen

Das (neue) Kern-Team der "Mission: Impossible"-Filme ist seinerseits ein gut Eingespieltes. Jeder Akteur versteht seine Rolle, spielt diese entsprechend aus und wirkt dabei weder fehl am Platz noch desorientiert. Überdurchschnittliche Bereiche der Leistung werden dabei zwar nie erzielt, doch lassen dies die zweidimensional ausgearbeiteten Figuren sowieso nicht zu. Nebenbei ist es für den Plot auch nicht sonderlich relevant, wie ausgefeilt Gestik und Mimik dargestellt werden.

Von Tom Cruise ("Rain Man", "Last Samurai", "Collateral") dürft ihr ebenfalls nicht allzu viel erwarten, zumindest nicht in Bereichen, die er schon zuvor nie betreten hat. Seine Rolle als Ethan Hunt wirkt festgefahren, der Mythos rund um seine Figur erzwungen. Dies ist zwar für den Film selbst abermals kein Beinbruch, über fast zweieinhalb Stunden scheint seine immergleiche Visage jedoch beinahe provozierend.

Fazit

Das Drehbuch ist Mist, der Plot voller kruder Wendungen, die sich wie eine Persiflage anfühlen und die Schauspieler arbeiten im Tal der Durchschnittlichkeit. Alles kein Problem, denn "Mission: Impossible - Fallout" ist weitgehend flott, unterhält auf Popcornniveau mehr als ausreichend und bietet fantastische Action, die dem Auge wohl tut. Für Fans der letzten beiden Teile ein Pflichtbesuch im Kino. Für Gelegenheitsgucker eher etwas für den heimischen Filmabend.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 31.07.2018