„Pacific Rim 2: Uprising“ Filmkritik — Neon Genesis Transformers

  

Die Kaiju wurden bezwungen, der Riss, welchem diese entstiegen sind, geschlossen. Es könnten friedliche Zeiten herrschen, doch nach den Ereignissen aus „Pacific Rim“ hat sich die Welt nun einmal gewandelt. In den Trümmern der Vergangenheit werden neue Hoffnungen geboren, die Menschheit bereitet sich auf eine mögliche zweite Welle der Bestien vor und im Geheimen schmiedet so manch einer finstere Pläne.

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Ohne Guillermo

Pacific Rim 2“ ist die typische Fortsetzung. Aus dem Erfolg des ersten Teils geboren, werden die Elemente, welche funktioniert haben, rekonstruiert, missfallende Mosaikstücke einfach entfernt. Der für die Prämisse viel zu ernste Ton weicht einer flachsigen, humorvollen Herangehensweise. Die fehlplatziert wirkende Liebesgeschichte wurde durch ein fast klassisches Meister/Schüler-Verhältnis ausgetauscht.

Das sind die Meter, in denen die zuständigen Persönlichkeiten gedacht haben. Auf ihrer Überholspur im kleinen Rahmen haben sie dann leider nur vergessen, dass selbst ein Actionkracher der Marke Popcornkino wenigstens einen Hauch Drehbuch benötigt, um auf eigenen Beinen stehen zu können. Stattdessen wird dieser Science-Fiction-Ausflug zu einem Abklatsch anderer Vertreter dieses Genre, während lediglich der Kern, die großen Kampfroboter, erhalten blieben.

Lässig wird hier etwas präsentiert, das im Gewand einer Serie wahrscheinlich besser zur Geltung kommen würde, so jedoch einfach nur oberflächliche Action zu bieten hat. Der typische Held auf Abwegen, mit einem Herzen aus Gold. Der Frauenschwarm mit Rivalität zum Protagonisten. Der freche Nachwuchs mit trauriger Hintergrundgeschichte und einem einzigartigen Talent. All diese Schubladenfiguren und noch viel mehr hat „Pacific Rim: Uprising“ zu bieten.

Mit einem coolen Spruch nach dem anderen, sowie einer Handlung, die lediglich der nächsten Actionszene dienlich zu sein hat, verliert das Franchise seine Alleinstellungsmerkmale, wirkt eher wie die jüngste Neuauflage der „Power Rangers“ oder die hundertste Fortsetzung von „Transformers“. Mit deutlich stärkerem Fokus auf den hier dargestellten Jaeger-Nachwuchs, schleppt sich der Plot von Actionszene zu Actionszene, ohne dazwischen großartigen Mehrwert bieten zu können.

Fans der Kaijus müssen sich zudem über eine Stunde gedulden, bis sie ihre Lieblingsmonster überhaupt zu Gesicht bekommen. Stattdessen gibt es hauptsächlich ziemlich langweilige Kämpfe Roboter gegen Roboter, ein bisschen Geschichte und ganz viele Szenen, die lediglich ihren Zweck erfüllen, der Handlung oder dem logischen Zusammenhalt eben dieser jedoch nicht dienlich sind. Wer hier zu viel nachdenkt, hat nicht wie im ersten Teil das Prinzip nicht recht verstanden, sondern schlichtweg verloren.

Es dauert tatsächlich bis zum Finale, bis der Film endlich an Fahrt gewinnt, den Zuschauer für sich einnehmen kann. Die Ereignisse im letzten Drittel, die Kämpfe und Anspielungen auf eine mögliche Fortsetzung, sind schön in Szene gesetzt und nicht minder spannend präsentiert. Dank dem einen oder auch anderen geschickt eingebauten Wendepunkt in der Handlung, wird viel Nonsens der ersten zwei Drittel wett gemacht.

An dieser Stelle erinnert „Pacific Rim: Uprising“ noch am ehesten an seinen Vorgänger, lässt etwas von dessen Ideenreichtum erahnen, wenn dieser auch nie wirklich erreicht wird. Nicht gleichsam detailverliebt, deutlich alberner und hin und wieder mit schwer zu verdauender Coolness versehen, die ihr Zielpublikum recht deutlich in den jüngeren Jahren sucht.

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Grafisch meisterlich

Visuell sieht „Pacific Rim: Uprising“ einfach nur köstlich aus. Der unaufdringliche 3D-Effekt passt sich den Ereignissen gut an, lässt den Zuschauer die Kämpfe verfolgen, ohne rasante Szenen allzu sehr zu verwischen. Die Kämpfe sehen entsprechend beeindruckend aus, die Detailverliebtheit bei Monstern und Robotern ist zudem äußerst vorbildlich. Ähnlich wie in Teil 1 liegt hier die natürliche und unangefochtene Stärke von Stephen S. Deknights Werk.

In bombastischen Sequenzen wird gesprengt, zerstört und demoliert. Für die Augen ein Fest, wenn auch deutlich weniger als noch in Teil 1. Zwischen den rasanten Szenerien dehnt sich gewisser Stoff der Geschichte einfach zu sehr in die Länge. Wichtige Passagen/Einzelheiten werden lediglich angeschnitten, die nächste Möglichkeit für einen lockeren Spruch oder eine entsprechend coole Handlung jedoch nie ausgelassen, auch wenn es der Szene selbst schadet.

Als Ersatz liefert das Werk dafür meisterliche Kameraführung, sowie hervorragend eingesetzte CGI-Arbeit. Zusammen mit den wilden, doch gut durchdachten Kamerafahrten, entsteht ein rasantes Abenteuer, welches eher vordergründig unterhaltsam denn tiefgründig verzweigt daherkommt. Dass der Titel dabei trotzdem auf unsinnige Effekthascherei verzichtet, macht das Ganze irgendwie wieder äußerst sympathisch.

Junge Schauspieler

Die Wahl des recht jungen Casts, welcher uns einen Mittzwanziger wie Scott Eastwood („Kein Ort ohne dich“, „Mavericks“, „Invictus - Unbezwungen“) als ältere Autoritätsfigur verkaufen möchte, ist zum Glück kein totaler Reinfall. Tatsächlich ist es lediglich Eastwood, der aus seiner zweidimensional geschriebenen Figur nichts mehr herausholen kann. Kollege John Boyega („Star Wars: Das Erwachend er Macht“, „Attack The Block“, „Detroit“) funktioniert als grummeliger Sympathieträger hingegen hervorragend, Nachwuchstalent Cailee Spaeny sogar noch besser.

Ohne das wilde Mädchen, welches nicht auf den Mund gefallen ist und sich erfreulicherweise als vielschichtiger herausstellt als fast jede andere Figur in diesem Film, wird seitens Spaeny mit einer ansteckenden Begeisterung verkörpert. Die technisch versierte Amara ist beinahe das Kernstück von „Pacific Rim: Uprsising“, eine Figur, ohne die das gesamte Werk deutlich schwächer ausgefallen wäre.

Die Chemie zwischen ihr und Boyega funktioniert. So gut, dass andere Figuren neben den beiden noch blasser als sonst ohnehin schon wirken. Die meisten Nebendarsteller verkommen zu reinen Funktionsträgern der Handlung, andere knabbern an der Tatsache, dass ihre Daseinsberechtigung auf ziemlich wackeligen Beinen steht. So oder so ist der Cast jedoch eine Nebensächlichkeit, die das Grundprinzip des Films weder schlechter, noch wirklich besser macht.

Fazit

Unterhaltsame Action ohne viel Tiefgang. Nicht annähernd so detailverliebt und einfallsreich wie der Vorgänger, mit einem deutlich gemischteren Wert an dargebotenen Talent unter den Akteuren. Popcornkino mit vielen Logiklöchern, schwach ausgearbeiteten Handlungsverläufen und einem ziemlich uninteressanten Plot. Dafür besticht die Action sowie die technische Umsetzung in beinahe allen belangen. „Pacific Rim 2“ ist die leichtere, lockere Version seines Vorgängers. Die technischen Finessen bestechen, unerwartete Wendungen sind vorhanden. Der Rest ist … unterirdisch.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 21.03.2018