Tanz der Unschuldigen – In den Klauen der Inquisition

  

von Peter Osteried | 11.03.2021

Der spanische Inquisitionsfilm „Tanz der Unschuldigen“ ist seit dem 11. März bei Netflix verfügbar.  

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TANZ DER UNSCHULDIGEN startete letztes Jahr in den spanischen Kinos, hierzulande debütiert er direkt bei Netflix und wartet mit einer gelungenen Synchronisation auf, die dem Umstand, dass im Baskenland eine eigene Sprache gesprochen wird, gerecht wird, indem die vermeintlichen Hexen untereinander in ihrer Sprache sprechen, der Rest jedoch deutsch eingesprochen ist.

Tanz der Unschuldigen – Zur Handlung

Im Jahr 1609 kommt die Inquisition ins Baskenland. Einige junge Frauen werden verhaftet und der Hexerei beschuldigt. Man wirft ihnen vor, einen Hexensabbat abgehalten zu haben, das Leugnen der Mädchen wird als Lüge betrachtet. Da den Frauen bewusst ist, dass sie so oder so auf dem Scheiterhaufen enden, beschließen sie, Zeit zu schinden, da sie auf die von der Fischerei zurückkommenden Männer hoffen, die sie befreien sollen.

Ana beginnt, dem Inquisitor die wildesten Geschichten zu erzählen. Selbst eine Vorführung steht nicht außer Frage, ist der Mann doch richtiggehend von seiner eigenen Rechtschaffenheit trunken und möchte das Anbeten des Satans unterbinden.

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Tanz der Unschuldigen – Eine Kritik

TANZ DER UNSCHULDIGEN ist in erster Linie ein Drama, das mehrheitlich die Position der angeklagten Frauen einnimmt, aber auch in den Reihen der Inquisition zumindest zaghafte Stimmen laut werden lässt, die die Vorgehensweise in Frage stellen, aber schnell verstummen, wenn derartiges Benehmen selbst in der Folterkammer enden könnte.

Dass man aus den Fängen der Inquisition nicht entkommt – zumindest nicht ohne fremde Hilfe – ist der Hauptfigur Ana, die als so etwas wie die Anführerin der Frauen fungiert, klar. Geschichten zu erzählen und zu bestätigen, was die Hexenjäger hören wollen, verlängert das Leben, ist aber letztlich auch eine Einbahnstraße. Und dennoch der einzig gangbare Weg, will man sich die Folter ersparen.

Der Film zeichnet ein sehr düsteres Bild. Das einer Welt, in der keine Tat vor dem sicheren Ende bewahren kann – der Tod ist eingepreist, ein Überleben Angeklagter gar nicht erst angedacht. TANZ DER UNSCHULDIGEN funktioniert dabei auf zweierlei Art. Einerseits zeigt er die Hexenjagd als einen Weg des Patriarchats, die Frauen kleinzuhalten, andererseits ist hier auch eine politische Komponente gegeben, da die Basken fast schon als so etwas wie Untermenschen angesehen werden. Ihre Sprache bezeichnet der Inquisitor als Sprache des Teufels.

Damit greift der Film sicherlich auch aktuelle Strömungen auf, die in Spanien mehr Gehalt haben als hier, funktioniert aber auch für sich gesehen in jeder Beziehung. Großartig ist am Ende der Hexensabbat, der nicht nur eine in den Bann ziehende Wirkung entfaltet, sondern auch schön illustriert, wie sich vermeintlich rechtschaffene Männer wie der Inquisitor selbst dem Reigen hingeben, mitgerissen von der Dynamik, die hier entfaltet wird.

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Fazit

TANZ DER UNSCHULDIGEN ist ein gelungenes Drama, das die Ausweglosigkeit der Situation auf beklemmende Art und Weise beschreibt. Technisch sehr schön umgesetzt, durch die Bank gut gespielt, ist dies ein Film, der auf erschütternde Weise zeigt, wozu religiös eifernder Glaube führen kann.

Bewertung: 4/5****

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Bildmaterial: (c) Netflix