„Zombieland 2: Doppelt hält besser“ Filmkritik - Die lang ersehnte Fortsetzung

  

Gute zehn Jahre nach Veröffentlichung von Teil 1, bringt Ruben Fleischer, der Regisseur von „Venom“ und „Gangster Squad“, am 07. November die Fortsetzung seines Überraschungshits „Zombieland“ in die Kinos. In den Hauptrollen sind wieder Woody Harrelson, Jesse Eisenberg, Emma Stone und Abigail Breslin zu sehen. Und auch abseits davon gibt es viele Parallelen zu dem Erstlingswerk.

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Zurück in Zombieland

Nach den Ereignissen in "Zombieland" haben es die vier Freunde, Wichita, Little Rock, Columbus und Tallahassee, etwas ruhiger angehen lassen und sich ein schönes Heim gesucht: das Weiße Haus. Hier leben sie ihr Traumleben, müssen sich um Strom, Nahrung und Schutz vor Zombies keine Gedanken machen und können jeden Tag verbringen, wie es ihnen gefällt.

Nun, zumindest auf dem Papier mag das recht gut klingen, doch die Realität sieht nicht für alle in der Gruppe so rosig aus. Little Rock, die mittlerweile eine junge Frau geworden ist, leidet unter der übertriebenen Fürsorge von Tallahassee, der die Rolle der Vaterfigur eingenommen hat. Sie sehnt sich nach Abwechslung, Menschen in ihrem Alter und vor allen Dingen einem Freund.

Wichita wiederum ist sich nicht mehr ganz so sicher, ob sie ihr restliches Leben mit Columbus verbringen möchte. Der Held aus dem ersten Teil klammert, hat abschreckende Marotten und bemerkt überhaupt nicht, wie unwohl seiner Freundin in dieser Beziehung ist. Also tun die beiden Mädels, was sie schon immer am Besten konnten: Sie schreiben einen kurzen Abschiedsbrief, schnappen sich das Auto von Tallahassee und verschwinden.

Befürchtungen

Fortsetzungen zu überraschenden Erfolgen sind immer eine Sache für sich. Oft scheitern solche Projekte an einem von zwei Missverständnissen zwischen den Schöpfern und dem gemeinen Kinogänger. Entweder haben die Verantwortlichen nicht verstanden, was den Vorgänger ausgemacht hat und versuchen sich an etwas völlig Neuem, das den regulären Ticketkäufer aber nicht interessiert.

Oder es fehlt ein gutes Drehbuch, weswegen die Inhalte, die Teil 1 so beliebt gemacht haben, einfach im Dauertakt wiederverwertet werden, jedoch meist deutlich unter dem bereits gewohnten Niveau. Wenn eine so lange Zeitspanne, wie in diesem Fall zehn Jahre, dazwischen liegt, darf außerdem befürchtet werden, dass das Original schon so oft kopiert, nachgemacht und persifliert wurde, dass Teil 2 selbst wie eine Parodie wirkt.

Bei einem Werk wie „Zombieland“ gehen die Befürchtungen sogar noch weiter. Schließlich war der Film ursprünglich als Serie geplant gewesen und sollte es vor Kurzem auch wieder sein. Das Projekt scheiterte jedoch schon an der Pilotfolge, was schlussendlich den Weg für die Fortsetzung geebnet hat. Und wenn uns die Geschichte von Hollywood eines gelehrt hat, dann, dass eine solche Vergangenheit fast immer zu schlechten Sequels führt.

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Gib den Zombies Zucker

Zuerst sei einmal erwähnt, dass „Zombieland“ aus dem Jahr 2009 kein per se guter Film war, auch wenn ich ihn, wie viele andere, sehr genossen habe. Das Werk leidet unter massenweise kleineren und größeren Fehlern, die vor allen Dingen darauf geschuldet sind, dass die Geschichte nie im Filmformat geplant gewesen war. Und trotzdem war Ruben Fleischers Reise in die Postapokalypse ein voller Erfolg. Warum?

Ganz einfach. „Zombieland“ verfügte über einen sehr eigenen, erstklassigen Humor, hatte viele gute Einfälle, sympathische Charaktere und sah sich zudem nicht als ernstgemeinten Film, sondern als Ausflug ins absichtlich Absurde. Und hier kommt der Twist zu all den Befürchtungen von zuvor: „Zombieland 2“ macht es genauso.

Statt sich einfach nur an dem Vorgänger zu orientieren und den Aufbau von damals zu kopieren, setzt die Fortsetzung dort an, wo uns der erste Teil hat stehen lassen. Die Gedanken werden weitergedacht, die Welt ausgebaut und eine Menge frischer Wind hineingeweht. Ohne sich wirklich von dem Erstlingswerk zu unterscheiden, verfügt „Zombieland 2: Doppelt hält besser“ über viele eigene Ideen, baut diese in den gewohnten und beibehaltenen Ablauf mit ein und schafft damit etwas Neues, das sich dennoch vertraut anfühlt.

Natürlich macht die Fortsetzung nicht alles richtig und manche Einfälle sind genauso ausgelutscht, wie andere einfach ein wenig zu häufig verwendet werden. Die Fähigkeiten und der Bedrohungsfaktor der Zombies ändern sich stets so, wie es die Situation gerade erfordert, die neuen Charaktere sind eher zweckdienlich als gut durchdacht und das Finale ist gleichsam völlig over the top und blödsinnig.

Und doch ist das Werk nicht nur ein würdiger Nachfolger, sondern auch ein äußerst unterhaltsamer Film. Zum einen, weil er die Einfälle des Vorgängers frisch und neu präsentiert, prall gefüllt mit vielen eigenen, guten Ideen, die perfekt zu dem bereits Bekannten passen. Zum anderen, weil er genau das richtig macht, was er laut selbst angestrebten Ziel erreichen möchte: den Kinogänger bespaßen und durchgehend bei Laune halten.

Technisch einwandfrei

Aus technischer Sicht ist „Zombieland 2“ ebenfalls sehr gelungen. Gerade die Actionsequenzen sind clever choreografiert, strotzen nur so vor Ideenreichtum. CGI und Kostüme sowie Masken können sich absolut sehen lassen und sowohl Kamera, Schnitt als auch Tonuntermalung sind auf einem Niveau, das nur wenig Platz zum Motzen lässt. Und um das zu tun, müsste sich der geneigte Kritiker schon ziemlich was aus den Fingern saugen.

Die Schauspieler machen einen durchgehend guten Job. Vor allen Dingen die alten Haudegen Harrelson, Eisenberg und Stone brillieren teilweise, gehen in ihren Rollen komplett und sichtbar auf. Lediglich die Leistung von Abigail Breslin, die erneut Little Rok verkörpert, lässt stellenweise zu wünschen übrig. Das gleiche gilt für Avan Jogia, der Berkeley spielt, auch wenn die Ausarbeitung seiner Figur schlichtweg nicht viel mehr als das gezeigte zulässt.

Fazit

Unterm Strich ist „Zombieland 2: Doppelt hält besser“ typisches Popcornkino, dem der Zuschauer nicht zu sehr auf den Zahn fühlen sollte. Genau wie der Vorgänger hat auch die Fortsetzung mit allerlei Problemen zu kämpfen, die dafür sorgen, dass nur wenige Cineasten dazu bereit wären, das Werk als wirklich guten Film zu bezeichnen. Und doch strotzt der Streifen nur so vor cleveren Einfällen und tollen Ideen. Und vor allen Dingen unterhält er, und das von der ersten bis zur letzten Minute.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 01.11.2019