xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage Filmkritik

  

Wenn die Kuh bis auf den letzten Tropfen gemolken, der finale Hahn geschlachtet wurde und der Zuchtstier an Überforderung eingegangen ist, dann gibt es dennoch keinen Grund den Bauernhof der cineastischen Actionträume zu schließen. Denn es existiert da ein raubeiniger Cowboy, der für eine handvoll Dollar nach dem Rechten sieht und die Anlage wieder auf Vordermann bringt. Das hat Vin Diesel bereits bei der „Fast & Furious“-Reihe geschafft und ich bin absolut davon überzeugt, dass ihm dieses Kunststück mit dem „xXx“-Gehöft erneut gelingen wird.

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The Fast and the Triple-X

Soweit ist der Vergleich auch gar nicht hergeholt. Von dem offensichtlichen, glatzköpfigen Muskelpaket mal abgesehen, verbindet diese Reihen mehr als nur ein amerikanischer Schauspieler, der die Definition von Charakterdarsteller über den Haufen wirft. Beide Franchises starteten mit Vin Diesel in der Hauptrolle und konnten sich schnell eine überzeugend große Fangemeinde aufbauen. Beide haben es im Anschluss ohne den Actionstar aus New York versucht und sind über kurz oder lang auf der Nase gelandet.

Diesel kehrte zu „Fast & Furious“ zurück, nahm einige Dinge selbst in die Hand und schaffte es nicht nur, den Filmen wieder zum Erfolg zu verhelfen, sondern verknüpfte die nur lose miteinander verwobenen Teile zu einem durchaus ansehnlichen Ganzen, das im groben Rahmen als zusammenhängendes Werk bezeichnet werden darf. Mit „xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage“ wird ein ganz ähnlicher Weg eingeschlagen — und ich zweifle nicht, dass dies der Startschuss für weitere Filme sein wird.

Planet, Schmanet

Über den Plot von D.J. Carusos Werk werde ich nicht viel verraten. Warum auch? Die gesamte Story ist erwartungsgemäß nur eine Ausrede, um so viele Actionszenen wie nur möglich einzubinden, Hauptfigur Xander Cage überdimensional in Szene zu setzen und den Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute zu begeistern. Ihr könnt es mit einer wilden Achterbahnfahrt vergleichen, bei der sich auch kaum jemand dafür interessiert, welches Thema das Vergnügungsgeschäft als Aushängeschild benutzt. Aladdins Flug auf dem Wunderteppich, die Tiefe der Meere oder von mir aus auch der Höllenritt auf einen Drachen — solange der Fokus auf dem Vergnügen liegt.

Ein Ziel, um welches sich redlich bemüht wurde. „xXx 3“ setzt primär auf blanke Kampfhandlungen mit schicken Explosionen und Martial Arts. Dafür wurden einige bekannte Haudegen mit ins Boot geholt. Die Figuren von Donnie Yen („Rogue One“, „Ip Man“, „Hero“), Tony Jaa („Ong Bak“, „Revenge of the Warrior“, „Skin Trade“) und beispielsweise Rory McCann („Game of Thrones“, „Hot Fuzz“, „The Crew“) haben zwar so viel Tiefe und Persönlichkeit wie ein alter Kaugummi auf dem Straßenasphalt, aber sie tun genau das, wofür sie hier sind. Vin Diesels Rolle noch größer erscheinen lassen und dem gewillten Kinozuschauer neue Bezugspersonen geben. Nicht jeder identifiziert sich gerne mit dem glattpolierten Supermacho.

Da diese neuen Gegenspieler und Verbündeten eine Menge Spaß mit sich bringen und durchaus in die Welt der Over-The-Top-Spionage passen, verzeiht man ihnen gerne, dass sie direkt aus einer Klischeeschublade gekrochen kamen. Traurig sind jedoch Entscheidungen im Detail, die sich meinem Verständnis entziehen. Warum wird ein fantastischer Martial-Arts-Kämpfer wie Tony Jaa kaum kämpferisch in Szene gesetzt, bekommt aber - im Verhältnis zu seiner Screentime — Chancen wirklich zu schauspielern. Genau das, was nicht unbedingt zu den Stärken des thailändischen Stuntman gehört.

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xXx-Expendables

Heute ist ein besonderer Tag, denn schon zum zweiten Mal muss ein Film dafür herhalten, ein passendes Beispiel abzuliefern, wie man sich das Werk von Caruso vorstellen darf. Sylvester Stallone hat damals mit „The Expendables“ versucht, eine Generation anzusprechen, die vor allen Dingen Kinder der 1990er und 2000er Jahre waren und gab ihnen Oldschool-Action aus den späten 1970ern und 80ern. Was für harte Fans des Genres durchaus vergnüglich war, nach einem Teil aber auch seinen Reiz schon wieder drastisch einbüßen musste.

„xXx 3“ ändert an dieser Strategie ein wenig und richtet sich an die gleiche Zielgruppe, aber mit einer Vielzahl von Actioneinlagen, die vor allem an die letzten zwanzig Jahre erinnern. Die meisten Stunts sind durchaus bekannt, aber wurden von Hollywoood noch nicht so übermäßig ausgenudelt, dass sie einem schon zu den Ohren wieder rauskommen. Und gleichzeitig so prägnant und ... sagen wir mal „cool“, dass sie immer noch auf großes Gefallen im Publikum stoßen.

Die Tricktechnik leidet an manchen Stellen sichtbar und nicht alle Schauspieler können von sich behaupten, dass sie mit Leib und Seele dabei waren, doch unterm Strich ist Vin Diesel hier erneut ein kleines Wunder gelungen. „xXx 3“ ist überaus unterhaltsam und steht dem ersten Teil in nichts nach. Tatsächlich lassen sich diese beiden Filme aber auch nur schwer miteinander vergleichen, da sie Kinder ihrer Zeit sind — und das ist wahrscheinlich auch die beste Entscheidung gewesen: den dritten Teil an das Original anknüpfen, aber nicht von dem Namen tragen lassen.

Clevererweise wird sogar der verhasste Halbbruder, „xXx 2 — The Next Level“, nicht ignoriert oder zum Ziel abwertender Scherze. So weit wie es bei diesem Action-Nonsens überhaupt möglich ist, werden alle drei Teile miteinander verbunden. Was man zum Ende hin präsentiert bekommt, erinnert abermals an „Fast & Furious“. Unterhaltsame Einzelgänger, die in der Gruppe funktionieren, weil der Beste der Besten sie anführt: Papa Diesel.

Fazit

Es ist schwer vorstellbar, doch „xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage“ ist unterhaltsam. Der Film verknüpft die beiden Vorgänger miteinander und setzt auf ein Revival der größten Actionhits der letzten zwanzig Jahre. Der Plot und die Tiefe der Charaktere stehen im Hintergrund und sind definitiv auf der Kontraseite zu verbuchen, dafür bekommt der geneigte Zuschauer genau das, was er eigentlich auch erwarten dürfte: lockere Sprüche, knochenbrechende Action, schöne Martial-Arts-Szenen und eine Persiflage auf das gesamte Subgenre.

Besonders hervorzuheben sei noch einmal, dass es Vin Diesel und D.J. Caruso gelungen ist, die beiden Vorgänger mit dem neuesten Ableger zu verbinden und Logikfehler — wenigstens im Rahmen des eigenen Storyuniversums — verständlich und nicht allzu abgedroschen zu kitten. Dafür kommen im dritten Teil zwar auch ein paar Neue hinzu, aber wer geht schon in solch einen Film um Gehirntraining zu absolvieren? Ich bin auch eher für tiefgründige Filme, mit gut ausgearbeiteten Charakteren und einem komplexen Plot. Trotzdem fühlte ich mit in diesem Film erstklassig unterhalten.

xXx 3: Die Rückkehr des Xander Cage ist jetzt überall in den Kinos zu sehen.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 19.01.2017