Kino Special - Die 19 Genre des Kino

  

Die Zeit reißt alles mit sich fort, wie ein ungebändigter Strom aus wilden Wassermassen. Das hat seine Vorteile und seine Nachteile, in Kombination mit großem Erfolg kann dadurch sogar etwas Neues, vielleicht sogar Besseres entstehen. Mit der wachsenden Beliebtheit des Konzepts Kino, wurden so immer wieder neue Genre und Sub-Genre geschaffen, die sich untereinander austauschen, sowie kombinieren. Zusammen mit dem Wunsch vieler Kritiker und Werbeagenten, sich auf andere Filmproduktionen zu beziehen, sind dadurch locker verschiedene Unterkategorien im dreistelligen Bereich entstanden.

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Bild oben: „Avatar — Aufbruch nach Pandora ist aktuell der erfolgreichste Film aller Zeiten. Stand: August 2017.“

Großgattungen

Entsprechend schwierig ist es, alle Versionen cineastischer Unterhaltungskunst hier aufzulisten oder sogar ansprechend zu beschreiben. Die Geister sind sich jedoch weitgehend einig — und das trotz großer Definitions- und Abgrenzungsschwierigkeiten -, dass die sogenannten Großgattungen unbefleckt vom Genrebegriff verstanden werden können. Im klassischen Sinn gehören dazu die Gattungen Spielfilm, Dokumentarfilm, Kulturfilm, Lehrfilm, Nachrichtenfilm, Wirtschaftsfilm, Experimentalfilm und natürlich der Propaganda-/Werbefilm.

Diese Eingrenzung könnte natürlich noch erweitert werden, wenn spezifische, technische Merkmale mit einberechnet werden. So sind der Allgemeinheit, neben den eben aufgeführten Gattungen, auch noch Stummfilm, 3D-Film, Trick-/Animationsfilm und Schwarzweißfilm ein Begriff. Solche Einteilungen dürfen jedoch nicht im Zusammenhang mit den Produktionsbedingungen (zum Beispiel Independentfilm) oder ihrer Länge eingeteilt werden, da sie per se keinen Einfluss auf das eigentliche Genre und/oder die Gattung des Films haben.

Das Gleiche gilt für verschiedene Zielgruppen, die sich beispielsweise als Kinder-/Jugendfilm präsentieren. Abseits davon gestaltet es sich als recht schwierig, alle verschiedenen Filmstile ordentlich einzuteilen. Meist unterscheiden sich die Produktion dafür innerhalb ihrer Bezeichnung zu stark in Stil und genereller Umsetzung. So sind die Nouvelle Vague oder der italienische Neorealismus zwar von gewichtiger, Filmgeschichtlicher Bedeutung, jedoch nicht als eigenständiges Genre anerkannt.

Außerdem neigen die Grenzen der Genre-Beschreibungen dazu, stark zu verwischen. Was als eigenständiges Genre und Oberbegriff verstanden werden kann, ist je nach Auslegung und Definition auch mal nur ein Sub-Genre oder gerade einmal erwähnenswertes Stilmittel.

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Bild oben: Mit dem Marvel Cinematic Universe wurde eine ganz neue Erzählform im Kino etabliert.

Klassifizierung des Filmgenre

Wir müssen uns an dieser Stelle von kulturellen und zeitbedingten Unterschieden in der Spezifikation der Genre verabschieden, um eine ungefähre Einteilung zu erhalten, wie sie in der heutigen Zeit nicht nur Gang und Gebe ist, sondern auch von Kritikern wie Produktionsfirmen so bezeichnet/beworben werden. Unter Berücksichtigung gewisser Gruppierungsaspekte bleiben uns dafür 19 Genre, die die wunderbare Welt des Kino vertreten.

Abenteuerfilm: Der Abenteuerfilm entstand aus dem alltbekannten Abenteuerromanen, wie sie Autoren wie Walter Scott oder Daniel Defoe etabliert haben. Mit George Lucas‘ „Krieg der Sterne“ erhielt das Genre in den 1980er Jahren eine Neugeburt, in Form einer Zusammenkunft nostalgischer Elemente mit Versatzstücken des modernen Actionfilm. Zu den Sub-Genre zählen unter anderen der Piratenfilm („Fluch der Karibik“), Mantel- und Degenfilme („Das Zeichen des Zorro“) und auch Antik- oder Sandalenfilme („Ben Hur“). Nicht zu vergessen: die Ritterfilme („Robin Hood“).

Actionfilm: Ursprünglich aus dem Kriminalfilm geboren, wird der Actionfilm seit den 1960er Jahren als eigenständiges Genre anerkannt. Durch die Einführung explizierter Darstellung von physischer Gewalt, entstand erstmals in der Geschichte des Kino eine geschlossene filmische Welt, in der es in erster Linie um die physische Herausforderung der Hauptfigur geht. In den 1990er Jahren wurde das Genre zunehmend ironisiert und spiegelte sich, meist in komödiantischer Hinsicht, selbst.

Zu den Sub-Genre des Actionfilm gehören Katastrophenfilme („Deep Impact“) und seit geraumer Zeit auch Actionkomödien („Last Action Hero“). Durch die Ära der Bruce-Lee-Filme und die spezielle, künstlerische Darstellung eines Jackie Chan, wird der Martial-Arts-Film oft als Unterkategorie des Actionfilms verstanden. In erweiterter Form und mit Aspekt auf die generelle Gruppierung ist dieser nichtsdestoweniger auch als eigenständiges Genre anerkannt.

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Bild oben: Die Buddy-Komödie Killers Bodyguard ist in erster Linie ein klassischer Actionfilm.

Drama: Das Drama ist als Filmgenre eher eine unspezifische Konstante in der Welt des Kino. Nach antiker Definition ist hiermit eine Gattung der Dichtung gemeint. Modern betrachtet und nach dem Lexikon der Filmbegriffe der Universität Kiel gehend, ist das Drama eine Sammelbezeichnung für Filme, die im Melo- und Sozialdrama angesiedelt sind. Wichtig ist, das im Zentrum des Dramas Figuren stehen, die eine Lebenskrise durchmachen, vor einer lebensverändernden Entscheidung stehen und/oder auf Grund von Verlust, Glück oder Ähnlichem ihr Leben neu formen müssen.

So gesehen kann man zahlreiche Sub-Genre zu diesem Begriff zuzählen. Zum Beispiel historische Melodramen („Les Misérables“), Gerichtsfilme („Wer die Nachtigall stört“), das romantische Drama und natürlich Abenteuerdramen („Der Mann in der eisernen Maske“).

Erotikfilm: Das Filmgenre, welches die meiste Erotik zu bieten hat, jedoch per se nicht als Pornofilm zu verstehen sein sollte. Die Definition und Abgrenzung dieses Genre ist zwar sehr schwierig und es wird sich weitgehend darüber gestritten, wo die zu setzenden Grenzen eigentlich anfangen und wieder aufhören, nichtsdestoweniger sind sich die Institutionen darüber einig, dass der Erotikfilm keinerlei explizite Darstellung von Sex enthält und sich per Definition in Sachen Erotik nicht vom Mainstream entfernt.

Sollte dies doch der Fall sein, sexuelle Handlungen genau zu sehen und/oder der Film keine Altersfreigabe erhalten, spricht man im Allgemeinen von Pornografie. Zum Sub-Genre des Erotikfilms gehören Pinku eiga (ein japanisches Filmgenre, welches sich aus Erotik und Kunst zusammensetzt, beispielsweise „Tokio Dekadenz“), Sexfilme („Schulmädchen-Report“) und auch der Lederhosenfilm („Liebesgrüße aus der Lederhose“), geprägt von den deftigen Komödien des Bauerntheaters.

Fantasyfilm: Eigentlich als Phantastischer Film bezeichnet, steht der Fantasyfilm für eine Produktion, deren Handlung Elemente enthält, die nur in der menschlichen Fantasie vorkommen und mit der Realität nichts zu tun haben, beziehungsweise in der dargestellten Form nicht vorstellbar wären. Der Märchenfilm ist eng mit dem Phantastischen Film verbunden und wird als Sub-Genre dieser Kategorie angesehen. Bekannte Vertreter des Fantasyfilm sind „Der Herr der Ringe“, „Der Zauberer von Oz“ oder auch „Red Sonja“.

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Bild oben: Die Trilogie Der Herr der Ringe ist zweifelsohne einer der größten, wenn nicht sogar der größte Vertreter des Genre Fantasyfilm.

Filmbiografie: Wird auch als Biopic bezeichnet und steht für einen Film, der in fiktionalisierter Form das Leben einer geschichtlich belegbaren Person aufzeigt. Das Biopic ist eines der ältesten Formen des Films und wurde das erste Mal 1951 im US-Fachblatt Variety so bezeichnet. Für eine Filmbiografie reicht es aus, einen bestimmten Abschnitt aus dem Leben der besagten Person zu beschreiben.

Abgesehen von der Notwendigkeit, reale Personen darzustellen und der allgemeinen Erwartung, dass die Hauptfigur von gesellschaftlicher/historischer Bedeutung sein sollte, sind diesem Genre wenig Grenzen gesetzt. Meist sind die Produktionen eng mit dem Drama verknüpft. Allgemein muss bei diesem Genre jedoch stark differenziert werden, da sich Stil und Ausarbeitung sowohl zeitlich als auch länderspezifisch stark unterscheiden.

Filmkomödie: Schon zu Zeiten des Stummfilms waren Komödien eine beliebte Unterhaltungsform, welche vor allem auf Slapstick-Elemente beruht. Das Genre genoss das erste Mal dank Schauspielern wie Charlie Chaplin, Harold Lloyd oder auch Buster Keaton Aufwind und breitete sich später über fast alle anderen Genre aus, wodurch viele Sub-Genre geboren wurden. Reine Formen der Komödie sind die Slapstick-Komödie („Goldrausch“) und die Verwechslungskomödie („Drei Männer im Schnee“). Von Bedeutung ist auch die Tragikomödie („Forrest Gump“), welche Drama und komödiantische Formen miteinander verbindet.

Horrorfilm: Die Lust des Zuschauers, in Angst und Schrecken versetzt zu werden, war schon vor der Ära des Kino allgegenwärtig. Kein Wunder also, dass der Horrorfilm im Kino früh Anklang gefunden hat und sich über viele andere Genre und Sub-Genre erstreckt. Im Zentrum dieses Filmstils stehen Akteure und/oder Phänomene, die einen lebensbedrohlichen oder auch eine traumatische Wirkung auf die Protagonisten ausüben. Davon abgegrenzt spricht man im deutschen Sprachraum auch vom Gruselfilm, der allgemein jedoch eher ältere Horrorfilme bezeichnet.

Der klassische Horrorfilm hat sich bis heute stark gewandelt und muss in verschiedene Sub-Genre unterteilt werden, um die Charakteristika der einzelnen Produktionen hervorzuheben. So sind unter Kennern folgende Typen dieser Kategorie bekannt: Exploitationfilme konzentrieren sich auf extreme oder auch Tabu-Themen, beispielsweise „I Spit On Your Grave“. Splatter-, Gore oder auch Körper-Horror stürzt sich auf die Abscheu oder Ablehnung des Zuschauers in Sachen menschlicher Körper (zum Beispiel Mutationen, Krankheiten, Fetische, Kannibalismus); zu dieser Kategorie gehören unter anderen auch „Human Centipede“ und „Hellraiser“.

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Bild oben: Texas Chainsaw Massacre war die Geburt des modernen Gore-Horrors.

Dann gibt es noch die beliebteste Form des modernen Horrors, den Slasher-Film. Meist im Bereich des Teenie-Horrors werden hier Figuren von einem Stalker/Killer verfolgt und getötet. Dazu zählen „Halloween“, „Freitag der 13.“ oder auch „Scream — Schrei!“. Der Monsterfilm hingegen setzt eine Kreatur, ein Ungetüm, in den Mittelpunkt der Handlung, welches (meist) nur Tod und Zerstörung im Sinn hat („Godzilla“, „Die Vögel“, „Cloverfield“).

Abseits dieser Hauptbereiche des Horrorfilms gibt es auch noch den Psychologischen Horror („Psycho“, „Der Fluch der 2 Schwestern“, den Stil des Gothic („Die Mumie“, „Bram Stoker´s Dracula), welcher auf klassischen Horror-Geschichten beruht und der Okkultismus, der Teufel, Hexen Dämonen und ähnliche Kreaturen der Nacht systematisiert („Rosemaries Baby“, „The Grudge — Der Fluch“, „Paranormal Activity“).

Kriegsfilm: Nicht zu verwechseln mit Abenteuer-, Historien- und Antikenfilmen, die ebenfalls Schlachtenszenen enthalten, versteht man unter dem Kriegsfilm eher die filmische Reflexion technisierter, moderner Kriege seit dem Ersten Weltkrieg — dazu kann natürlich auch der Anti-Kriegsfilm („Im Westen nichts Neues“) gehören. Handelnde Personen und deren Geschichten sollten sich dafür ganz oder zumindest in großen Teilen in einem Kriegsszenario befinden, beziehungsweise in einem solchen spielen. Der erste nachweisbare Kriegsfilm ist „Combat naval en Grèce“ (übersetzt: Seegefecht bei Griechenland), von Georges Méliès.

Kriminalfilm: Das Verbrechen bildet hier die zentrale Rolle der Geschichte. In der Kurzform Krimi im deutschsprachigen Raum bekannt, fokussiert sich dieses Genre auf eine Identifikationsfigur aus den Bereichen Täter, Polizei und/oder Justiz. So lässt sich der Kriminalfilm simpel ausgedrückt in Gangsterfilm („Der Pate“), Polizeifilm („Dirty Harry“) und Gerichtsfilm („Zeugin der Anklage“) unterteilen. Vertieft man die Analyse jedoch, teilt sich der Krimi in sehr viele Sub-Genre auf, die zusätzlich durch die Art und Weise der Inszenierung kategorisiert werden können. So zum Beispiel der Film noir (pessimistisch), die Kriminalkomödie (parodistisch) oder auch der Thriller (mitreißend/spannend).

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Bild oben: Der Spionagefilm James Bond jagt Dr. No ist ohne Frage einer der bekanntesten Abkömmlinge des Kriminalfilms.

Liebesfilm: Oft ist die liebe Liebe nur ein weiterer Baukasten im Gesamtprodukt Film, ist der Aspekt der Liebesgeschichte jedoch dominant und überdeckt die Zugehörigkeit der Produktion zu anderen Genre (wie Kriminalfilme, Historienfilme oder Komödien), spricht man gemeinhin von einem Liebesfilm. Diese lassen sich hauptsächlich in zwei Unterkategorien aufteilen. Überwindet die Liebe alle Hindernisse und mündet in einem Happy End, spricht der Experte hier von einer Romanze.

Da dieses Sub-Genre gerne dazu neigt als Kitsch zu enden, machen Produzenten oft von einem komödiantischen Tenor Gebrauch, wodurch die Gefahr gesenkt wird, die Romanze in Trivialität abgleiten zu lassen. Bleibt die Liebe unerfüllt, hat die Geschichte einen melodramatischen Charakter und wird entsprechend als Melodram bezeichnet (beispielsweise „Jenseits von Afrika“).

Martial-Arts-Film: Ursprünglich war der Martial-Arts-Film nichts anderes als eine fernöstliche Variante des Actionfilms. Hier stand vor allen Dingen die ästhetische Darstellungen von Kampfkünsten wie beispielsweise Karate, Kickboxen und Kung-Fu im Vordergrund. Durch die Bruce-Lee-Filme der 1970er Jahre wurden diese Werke auch im Westen immer bekannter und fanden bald Nachahmung.

Mittlerweile als eigenständiges Genre anerkannt, lässt sich der Martial-Arts-Film von jeher in folgende Sub-Genre unterteilen: chinesische Fechtkunstfilme werden als Wuxia („A Chinese Ghost Story“) bezeichnet und Jidai-geki („13 Assassins“) sind Historienfilme, die ihre Wurzeln im Nō-Theater und Kabuki haben. Die bekanntesten Vertreter des Genre Martial-Arts-Filme sind Werke wie „Das Schwert des gelben Tigers“, „Die 36 Kammern der Shaolin“ und in der Moderne auch westliche Produktionen wie „Blade“.

Hier Bild 007 einfügen (Text zum Bild: „Dank Jackie Chan wurde auch die ironisierte Form des Martial-Arts-Film zu einem beliebten Produkt. Hier zu sehen in Mission Adler: Der starke Arm der Götter.“)

Musikfilm: Hat der Film den Groove heißt das noch nicht viel, doch ist das Werk von vielen musikalischen Darbietungen geprägt, haben wir es mit einem waschechten Musikfilm zu tun. Charakteristisch für dieses Genre ist der integrale Bestandteil von Musiknummern, im Gegensatz zu „normalen“ Filmproduktionen, wo entsprechende Szenen lediglich selten bis gar nicht zum Tragen kommen. Der Musikfilm hat seine Wurzeln bereits in der Stummfilmära, wo das gezeigte Werk von einem Pianisten oder sogar Live-Orchester begleitet wurde.

Heute haben wir es neben typischen Musikfilmen wie „Moulan Rouge“ vor allem mit drei Sub-Genre dieser Kategorie zu tun. Da wäre das Filmmusical („Das Phantom der Oper“), welches aus dem Musiktheater entstanden ist. Dann gibt es noch den Tanzfilm („Saturday Night Fever“), der logischerweise den Fokus auf viele, verschiedene Tanzeinlagen hat. Und zu guter Letzt Musikkomödien, welche dem Stil der Filmkomödie folgen, jedoch mit dem Aspekt des klassischen Musikfilms verknüpfen. In diesem Subgenre dürften Filme von Walt Disney („Aladdin“, „Der König der Löwen“, „Die Eiskönigin“) die größte Bekanntheit haben.

Pornofilm: Wo Technik sich entwickelt, hat die Pornoindustrie bereits einen Weg gefunden, daraus etwas für die Sexualität des Menschen zu formen. Da bildet das Kino natürlich keine Ausnahme. Unter Pornofilmen verstehen wir gemeinhin Filme ohne Jugendfreigabe, die explizit den Geschlechtsakt und/oder primäre Geschlechtsmerkmale zur Schau stellen. Abzugrenzen sind hiervon Erotikfilme, sowie Softpornos und der klassische Sexfilm. Dieses Genre gibt es bereits seit der Stummfilmzeit und ist damit eine der ältesten Filmvarianten.

Das Genre des Pornofilms lässt sich in mehrere Sub-Genre unterteilen, die sich vor allem in ihrer oberflächlichen, visuellen Darbietung unterscheiden, selten aber auch in Qualität und/oder Handlung. Die bekanntesten Vertreter sind hier die Adaption, welche sich Publikumserfolge des Mainstream zur Vorlage nimmt, Reality-Filme (scheinbar aus dem Leben gegriffene Szenen) und der Zeichentrickfilm.

Roadmovie: Der Ursprung des Roadmovie ist nicht hundertprozentig geklärt, ausschlaggebend waren jedoch so oder so mehrere Faktoren. Charlie Chaplins Performance als Tramp, der stets auf der Suche nach Glück unterwegs war, gilt genauso als Wurzel des Genre wie die Western der 1940er und 50er Jahre. In den Vereinigten Staaten etablierte sich der Roadmovie in den 1960er Jahren als eigenständiges Genre, wo die Suche nach Freiheit und Identität stets im Mittelpunkt steht und oft von der erzählenden Wirkung von Liedern aus Rock- und Popmusik untermalt wird. Bekannte Vertreter dieses Genre sind „Die Wilden Engel“, „Alice in den Städten“ und „Auf dem Highway ist die Hölle los“.

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Bild oben: „Nicht wirklich ein klassischer Roadmovie, dafür ein äußerst bekannter: Fear and Loathing in Las Vegas.

Science-Fiction-Film: Unter diesem Genre lassen sich viele Sub-Genre vereinen, wichtig für die Definition ist jedoch das Vorhandensein von fiktionalen Techniken und/oder wissenschaftlichen Leistungen. Auch die Auswirkungen solcher Errungenschaften auf die Zukunft können eine zentrale Rolle im Science-Fiction-Film einnehmen. Eine der ersten, deutschen Produktionen in diesem Bereich war die 400minütige Filmserie „Homunculus“ von Otto Rippert aus dem Jahr 1918. Der bekannteste, klassische Vertreter in diesem Genre ist aber zweifelsohne „Metropolis“ von Fritz Lang.

Aufbau und Handlung von Science-Fiction-Filmen haben sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder stark verändert und spiegeln wie kein anderes Genre die aktuelle Weltanschauung der Bevölkerung. Sci-Fi wird gerne mit anderen Genre gemischt, wobei vor allem Horrorfilm, Komödie und Drama sich als lukrativ herausgestellt haben. Eine Unterform des Science-Fiction-Films ist der Endzeitfilm (zum Beispiel „Mad Max“), wo eine Katastrophe das Bild der Welt radikal zum Schlechten verändert hat.

Sportfilm: Ob der Sportfilm überhaupt als eigenständiges Filmgenre bezeichnet werden kann … nun, da scheiden sich die Geister. Sicher ist nur, dass ein Film, der so bezeichnet wird, Sportler, Sportarten und/oder sportliche Ereignisse in den Mittelpunkt stellt. Andere gehen sogar so weit zu sagen, dass ein Sportfilm nur als solcher angesehen werden kann, wenn Sportarten im eigentlichen Sinne ausgeführt und dargestellt werden.

Aufgrund der Vielzahl von verschiedenen Sportarten, gibt es auch eine entsprechende Menge an Sub-Genre in diesem Bereich. Die bekanntesten Kategorien bilden hier der Boxfilm („Rocky“), der Fußballfilm („Das Wunder von Bern“) und der Basketballfilm („Space Jam“). Das Genre sollte nicht mit Sportdokumentationen wie „Deutschland. Ein Sommermärchen“ verwechselt werden.

Thriller: Meist als Unterart des Kriminalfilms zu sehen, kann ein Thriller auch für sich alleine stehen und ein eigenes Genre bilden. Charakteristisch für diese Art von Film ist der Versuch eine Spannung, einen Thrill, beim Zuschauer auszulösen, welcher sich nicht auf einzelne Szenen beschränkt sondern durch den gesamten Film zieht. Dadurch ist ein beständiger Wechsel zwischen Anspannung und Erleichterung vonnöten, welche sich durch Spannungsbögen, Musik, Cliffhanger und Red Herrings (auf die falsche Fährte führen) erreichen lassen.

Die drei bekanntesten Ableger des Thriller sind der Erotikthriller („Basic Instinct“), welcher viele Aspekte des Erotikfilms für sich nutzt, der Politikthriller („JFK — Tatort Dallas“), der meist eng mit dem Kriminalfilm verknüpft wird und der Psychothriller („Stoker — Die Unschuld endet“), wo mit Täuschung und Wahrheit gespielt wird, während die Wahrnehmung der Hauptfigur zum zentralen Thema der Handlung wird. Hier geht es meist um den geistigen/emotionalen und eher selten um den physischen Konflikt zwischen verschiedenen Figuren.

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Bild oben: Vereint die klassischen Züge eines Kriminalfilms mit den Spezifikationen eines Thrillers: Pulp Fiction.

Western: Der Western ist eine Kombination aus historischen Hintergründen und verschiedenen Genre, welche jedoch stets den träumerischen Mythos der Eroberung des Westens der Vereinigten Staaten im neunzehnten Jahrhundert zum Thema nehmen. Die Definition eines Western legt die handelnden Figuren, Elemente der Geschichte, Orte und Stilmittel stark fest. Weicht eine Produktion davon ab, entstehen meist Subgenre, die sich nichtsdestoweniger die meisten Charakteristika des Oberbegriffs teilen.

Dazu zählen zum Beispiel der Spätwestern (sowohl mit Fokus auf die Produktionszeit des Films und abgegrenzt davon mit Fokus auf das handlungstragende Stilmittel, welches den Wilden Westen weniger idealisiert und moralisiert) und der Italo-Western, welcher im deutschsprachigen Raum vor allem durch die ironisierten Werke mit Bud Spencer und Terence Hill berühmt wurde.

Redaktion: Heiner "Gumpi" Gumprecht, 30.08.2017