Ein vielleicht typischer Samstagnachmittag in Düsseldorf für eine Beispielfamilie: Die Eltern gehen mit ihrem Kind ins Kino. In einer großen Kinokette zahlen sie pro erwachsene Person 8,20€ und das Kind erhält eine Karte für 5€. Da der Film in 3D ist, zahlen sie zusätzlich pro Karte sowohl drei Euro 3D- Zuschlag, einen Euro für 3D- Brillen als auch einen weiteren Euro pro Ticket für Logenplätze. Damit kommt die Familie auf 36,40€ für Kinokarten an diesem Nachmittag. Dazu summieren sich noch Ausgaben für das obligatorische Popcorn, die Nachos und Getränke. So kommt alles in allem ein stolzer Preis von rund 50€ schnell zusammen.
Ergebnisse aus der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe aus dem Jahr 2008* haben ergeben, dass pro Haushalt im Monat 2245€ für den Konsum ausgegeben wurde. Darunter sind die größten Ausgaben freilich bei den Nahrungsmitteln, der Wohnsituation (Miete etc.) und der Mobilität (Auto, Kraftstoffe etc.) zu finden. Direkt danach folgen aber schon mit 255€ pro Haushalt und Monat der Posten für Freizeit, Unterhaltung und Kultur. Unter diesen Posten fällt auch der Kinobesuch unserer Beispielfamilie. Diese hat also an zwei Stunden an einem Samstagnachmittag rund ein Fünftel der durchschnittlichen Ausgaben für Freizeit, Unterhaltung und Kultur investiert.
In den vergangenen Jahren sind die Preise für Kinokarten stetig angestiegen. Im Durchschnitt zahlte man im Jahr 2011 7,39€ pro Karte und damit 1,35€ mehr als noch im Jahr 2007.**
Die Kosten der Karte unserer Beispielfamilie liegen über diesem Durchschnitt. Tatsächlich variieren die Durchschnittspreise von Stadt zu Stadt bzw. Region. Wie die nachfolgende Grafik zeigt, liegen die Kinokartenpreise für Düsseldorf bei durchschnittlich 7,84€ und damit noch unter den Höchstpreisen in Bremen und dem Ruhrgebiet.**
Die Preisunterschiede mögen auf strukturelle Begebenheiten der jeweiligen Region oder auf die Präsenz bestimmter Kinoarten (Multiplex, Arthouse) in den Regionen zurückzuführen sein.
Zudem stellt sich Frage, ob die wachsenden Kinokartenpreise eine Auswirkung auf die Besucheranzahl haben. Schreckt ein höherer Kinokartenpreis ab und sorgt er vielleicht dafür, dass weniger Menschen in die Kinosäle strömen? Aus der folgenden Abbildung geht hervor, dass dem nicht so ist und die Kinobesucheranzahl in den vergangenen Jahren schwankt.** Besonders auffällig sind die hohen Besucherzahlen in den Jahren 2006 und insbesondere 2009. Die Besucherzahlen scheinen vom Ticketpreis nicht beeinflusst worden zu sein, die Schwankungen könnten am Kinoprogramm des jeweiligen Jahres zu begründen sein. Laut Verband der Filmverleiher konnten tatsächlich Rekordsummen im Jahr 2009 eingefahren werden, die durch Hollywoodblockbuster, große deutsche Filmveröffentlichungen und die Zunahme von 3D- Filmen ausgelöst wurden.***
Vergünstigte Ticketpreise gibt es natürlich in jeder Stadt. Schüler- und Studentenrabatte reduzieren die Preise (beispielsweise in der großen Kinokette in Düsseldorf) um bis zu 1,20€ pro Karte. Zudem variieren die Preise noch an den Wochentagen. So zahlt man innerhalb der Woche weniger als an den Wochenenden.
Und doch ist Kino eine Freizeitmöglichkeit gerade für Familien mit Kindern. Stöbert man durch die Jahresliste 2011 der Filmförderungsanstalt FFA, finden sich unter den Top 20 (Kinofilme mit den meisten Kinobesuchern) etwa zehn Filme für Kinder und Familien(z.B. WICKIE AUF GROßER FAHRT, DIE DREI MUSKETIERE, PRINZESSIN LILLIFEE UND DAS KLEINE EINHORN, LAURAS STERN UND DIE TRAUMMONSTER etc.). Viele Kinos reagieren darauf mit Sonderangeboten wie zum Beispiel Familientagen, an denen vergünstigte Karten angeboten werden.
Mit knapp 8€ pro Karte ist Kino also kein besonders günstiges Vergnügen und gerade für Familien, die mit Kindern gemeinsam in den Genuss von Filmen auf großer Leinwand kommen möchten, durchaus kostenintensiv und schröpft das Freizeitbudget auf einen Schlag zum Teil recht happig. Doch die Kosten beeinflussen nicht die Besucheranzahl, denn die richtet sich nach den angebotenen Filmspektakeln (derzeit insbesondere 3D- Verfilmungen) und zieht nach wie vor die Massen vor die Leinwände. Zudem bieten fast alle Kinos Vergünstigungen an, denn gerade Familien mit Kindern machen das Zielpublikum für große Filme aus.
Quellen:
*Vgl.: Kott, K./ Behrends, S.: Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte. Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2008. Statistisches Bundesamt, Wirtschaft und Statistik, Mai 2011.
**Daten der FFA Filmförderungsanstalt entnommen aus den Publikationen:
· Das Kinoergebnis 2011, www.ffa.de, Stand: 07. Mai 2012.
· Kinoergebnisse 2011 - Städte in Deutschland mit über 200.000 Einwohnern, www.ffa.de, Stand: 07. Mai 2012.
· Besucher-, Umsatz- und Eintrittspreisentwicklung der deutschen Filmtheater 2007 bis 2011, www.ffa.de, Stand: 07. Mai 2012.
***Verband der Filmverleiher, zitiert nach: www.focus.de/kultur/kultur-news/kinojahr-2009-rekordergebnisse-in-umsatz-und-besucherzahlen_aid_469030. Stand: 07. Mai 2012.
Redaktion: Mel/Status 08.05.2012