Anatomie eines Skandals – Überkonstruierte Miniserie (Serienkritik)

  

Peter Osteried | 14.04.2022

Die Miniserie „Anatomie eines Skandals“ ist ab dem 15. April bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie mit Sienna Miller.

Anatomie eines Skandals MIniserie Szene 002 (c) NetflixBild: Szene aus der Miniserie „Anatomie eines Skandals“ (c) Netflix

David E. Kelley ist immer noch der Tausendsassa des amerikanischen Fernsehens und für eine Vielzahl von Serien und Miniserien verantwortlich – so etwa „Big Little Lies“ und „Big Sky“. Oder auch „The Undoing“, das einige Ähnlichkeiten mit „Anatomie eines Skandals“ besitzt. Seine neue Miniserie spielt in England und basiert auf einem Roman. Der war sicherlich auch schon überkonstruiert, die Geschichte dürfte aber in Prosaform besser funktionieren denn auf filmische Art.

Ultraman – Zur Handlung

James (Rupert Friend) ist Minister im englischen Kabinett und muss seiner Frau Sophie (Sienna Miller) einen Seitensprung gestehen. Die Affäre ging fünf Monate, dann endete sie. Nun hat die Presse Wind davon bekommen. Ein Publicity-Gau, aber einer, der handhabbar ist. Schwierig wird es erst, als die Frau, mit der James eine Affäre hatte, behauptet, er hätte sie bei ihrem letzten Zusammensein vergewaltigt.

James steht nun vor Gericht, angeklagt von Staatsanwältin Kate (Michelle Dockery), die eine Vergangenheit mit dem Mann teilt, an der dieser sich gar nicht mehr erinnert …

Anatomie eines Skandals MIniserie Szene 001 (c) NetflixBild: Szene aus der Miniserie „Anatomie eines Skandals“ (c) Netflix

Ultraman – Eine Kritik

Mit nur sechs Folgen ist „Anatomie eines Skandals“ schnell zu bingen. Die Serie ist auch unterhaltsam genug, um die knapp dreieinhalb Stunden bei der Stange zu bleiben, weil man wissen will, wie es ausgeht. Aber das liegt eher an einer gewissen trashigen Note, denn an allem anderen. Die Miniserie hat mannigfaltige Probleme. Nicht nur, dass Regisseurin S.J. Clarkson sich nie ganz auf die Strahlkraft ihrer Stars verlässt und darum mit visuellen Kinkerlitzchen um sich wirft, auch die Twists sind eines Groschenromans würdig.

Immer, wenn eine Figur mit etwas konfrontiert wird, dass sie umfegt, dann wird das von Clarkson so auch visualisiert. Schon am Ende der ersten Folge reißt es Rupert Friend von den Füßen. Ein Gimmick. Man hätte auch auf sein Schauspiel vertrauen können. Überhaupt ist die Serie gut besetzt. Friend und Miller sind als Paar mit Auflösungserscheinungen der Ehe überzeugend, Dockery auf unterdrückt-britische Art rachsüchtig.

Das Hauptproblem ist, dass die Serie gerne relevant wäre. Dass sie gerne etwas über weißes, männliches Privileg und das patriarchalische Bildungs- und Politiksystem Großbritanniens aussagen würde, aber sie hat im Grunde nichts zu sagen, was über Plattitüden hinausgehen würde.

Die Frage, ob es Vergewaltigung oder einvernehmlicher Verkehr war, gerät auch ins Hintertreffen, als die Geschichte eine weitere Dimension entfaltet und die Vergangenheit mit einbaut. Das mag im Roman funktionieren, wo die Figuren vor dem geistigen Auge entstehen, wenn man aber in einer Serie junge und ältere Versionen derselben Figuren sieht, dann sollte eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden sein – weil alles andere einfach nur unredliche Manipulation des Zuschauers ist.

Fazit

Im Grunde eine ärgerliche Serie, die viel Potenzial verschenkt und sich stattdessen in Klischees ergeht. „Anatomie eines Skandals“ ist nicht wirklich gut, aber auf seine trashige Art zumindest unterhaltsam.

Bewertung: 2/5**

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Anatomie eines Skandals MIniserie Poster (c) Netflix

Bild: Das Poster zur Miniserie „Anatomie eines Skandals“ (c) Netflix