„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ Filmkritik: Phase 4 des MCU ist tot, lang lebe Phase 5.

  

von Heiner Gumprecht | 14.02.2023

Während die vergangenen sieben MCU-Filme noch Probleme damit hatten, den Fans zu zeigen, in welche Richtung sich das Franchise eigentlich bewegen will, macht der erste Film der fünften Phase Nägel mit Köpfen. „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“, der am 15. Februar 2023 in die deutschen Kinos kommt, führt (erneut) den großen Nachfolger von Thanos ein, der den lila Alien als Oberbösewicht der Filmreihe ersetzt, bereitet das Schlachtfeld vor und zeigt sich gewillt, mit gewissen Normen zu brechen.

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Bild: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (2023) © Marvel Studios, LLC.

Ant-Man and the Wasp: Quantumania – Eine Kritik

Seit seinem Auftritt im Finale der Infinity-Saga hatte Scott Lang alias Ant-Man (Paul Rudd) nicht mehr so richtig was zu tun, obwohl er einer der absoluten Fanlieblinge unter den Zuschauermassen ist. Trotzdem, oder gerade genau deswegen, hat sich Marvel damit zurückgehalten, ihm in Phase 4 des MCU eine Bühne zu geben. Und auch in seinem neuesten Solofilm kommt der Charakter weitgehend recht kurz, da die Handlung sich gleichzeitig stark auf andere Figuren wie Janet van Dyne (Michelle Pfeiffer) und Scotts Tochter Cassie (Kathryn Newton) konzentriert.

Gerade diese Versuche, andere Figuren ebenfalls ins Rampenlicht zu stellen, stehen leider im starken Kontrast zu dem, was der Film versucht zu erzählen und die Richtung die er einschlägt. Die grundsätzliche Idee ist zwar lobenswert, die Umsetzung jedoch problematisch, da sich bei der Ausarbeitung nicht sonderlich viel Mühe gegeben wurde und gleich mehrere halbgare Auflösungen präsentiert werden, die schlichtweg an allerlei Haaren herbeigezogen wurden. Generell ist die größte Schwäche in diesem Film die Handlungslogik, die selbst für den MCU-Standard bemerkenswert schlecht ausfällt.

Der Film hat viele Elemente einfach aus rein zweckdienlichen Gründen und dieser Zweck ist leider selten der Versuch, eine gute Geschichte zu erzählen oder wenigstens in sich stimmig zu sein. Stattdessen steht zum einen der Humor im Vordergrund, der albern lachend jegliche Logik in den Boden stampft. Und zum anderen soll einfach nur der Weg für die nächsten Avenger-Filme geebnet werden, wobei die Schöpfer des Films jedoch öfter ins Straucheln geraten und recht unfokussiert von einem Stolperstein zum anderen humpeln.

Ant-Man and the Wasp: Quantumania – Und doch ein großer Spaß

Und obwohl der Bösewicht des Films, übrigens ein äußerst beliebter Charakter unter den Comiclesern, in seiner Ausarbeitung gleich mehrfach zu wünschen übrig lässt, kann „Ant-Man 3“ getrost als Heidenspaß bezeichnet werden. Zumindest dann, wenn die eigenen Ansprüche nicht sonderlich hoch sind und man sich einfach nur berauschen lassen will, während die Gehirnwindungen eine wohlverdiente Auszeit nehmen und sonnenbadend ein Nickerchen machen. In diesem Fall dürft ihr Großes erwarten.

Das Werk von Regisseur Peyton Reed ist nämlich ein visuell höchst ansprechendes Feuerwerk aus wirklich abgedrehten aber auch einfallsreichen Ideen, die zwar allerlei Ansätze für die Brechstange der negativen Kritik entblößen, abseits davon aber genau das bieten, was viele Kinobegeisterte mit dem Marvel Cinematic Universe in Verbindung bringen: rasanter und optisch eindrucksvoller Spaß. Der meist recht treffsichere Humor geht in dem Film Hand in Hand mit mehr als solider Action und einigen wirklich erstaunlichen Szenen.

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Bild: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (2023) © Marvel Studios, LLC.

Zudem zeigt sich der erste Film von Phase 5 als mutig genug, Risiken einzugehen, die sich hier zwar durchaus bezahlt machen, aber genauso gut nach hinten hätten losgehen können. Und damit ist nicht nur das grotesk überdimensionale Gesicht von M.O.D.O.K. und seine ebenso bizarre Entstehungsgeschichte gemeint, sondern auch die Abänderungen bei den neu eingeführten Figuren und dem Richtungswechsel im Finale, der den kommenden Filmen des MCU noch einmal einen ganz anderen Wert zuspricht.

Dennoch muss man vielleicht erwähnen, dass „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ in keinem Bereich wirklich hervorstechend gut ist. Weder die technische Herangehensweise noch das zur Schau gestellte Know-how des Regisseurs verdienen gesondertes Lob. Ähnliches gilt für fast jeden Bereich und doch ist Reeds Film zumindest solide und der zweite Film seit dem Ende der Infinity-Saga, der sich tatsächlich so anfühlt, als wüssten die Schöpfer hinter den Produktionen, wohin sie wollen und wie sie diesen Weg beschreiten können.

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Bild: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (2023) © Marvel Studios, LLC.

Schauspielerisch ist „Ant-Man 3“ zudem sehr solide und wenn überhaupt gibt es nur einen Darsteller, der ein wenig enttäuscht. Jonathan Majors, dessen Auftritt in der Serie Lokischon hinter den Erwartungen zurückblieb, personifiziert den Antagonisten des Films und damit auch der kompletten Multiverse-Saga noch zu scheu und nicht ansatzweise facettenreich genug. Die grundsätzlichen Ideen sind nett, die Umsetzung lässt aber noch viel Raum für Verbesserungen, denn bis jetzt wirkt der große Kang vor allen Dingen blass und uninteressant.

Fazit

„Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ ist einer dieser Filme, die durchaus Spaß machen, sofern das Gehirn auf Durchzug bleibt. Dank einer Menge Humor, vielen interessant ausgearbeiteten Figuren und der soliden Action können MCU-Fans mit diesem Werk ihre Freude haben und bekommen zudem einen deutlichen Hinweis darauf, wohin sich das Franchise bewegt. Nichtsdestoweniger ist der Film aber auch sehr faul. Der Bösewicht ist nicht annähernd interessant genug und der Plot hat mehr Löcher als Schweizer Käse.

Bewertung: 3/5***

MCU Ant-Man 3 Filmszene 004 (c) Marvel Studios LLCBild: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (2023) © Marvel Studios, LLC.

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Bild: „Ant-Man and the Wasp: Quantumania“ (2023) © Marvel Studios, LLC.