Army of the Dead – Ocean’s 11 mit Zombies

  

von Peter Osteried | 11.05.2021

Der Zombie-Film „Army of the Dead“ startet am 21. Mai bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum neuen Werk von Zack Snyder.

AOTD_CasinoFrame_R1Bild: Army of the Dead (c) Netflix

Die Idee, „Army of the Dead“ zu machen, hatte Regisseur Zack Snyder schon kurz nach seinem Debüt „Dawn of the Dead“. Die Finanzierung ließ sich aber nie stemmen, bis Warner Bros. schließlich zugriff, den Film dann aber an Netflix veräußerte. Das erlaubte es Snyder, seine bevorzugte Fassung zu schneiden. Mit einem zweieinhalbstündigen Zombie-Epos wäre er bei Warner wohl nicht durchgekommen. Bei Netflix kann er sich Zeit lassen – und das lohnt.

Army of the Dead – Zur Handlung

Nach einem militärischen Unfall wird Las Vegas von einem Zombie überrannt, der in Windeseile auch andere in solche Ungetüme verwandelt. Schon bald ist es eine Stadt der Toten, mit einer Quarantäne-Sperrzone am Rand für Flüchtlinge. Die Zeit vergeht, das Problem bleibt bestehen, aber die Wüste um Las Vegas herum verhindert eine Ausbreitung. Um den Zombies ein für allemal den Garaus zu machen, wird ein Atombombenabwurf angesetzt. Es sind noch vier Tage übrig.

Vier Tage, die Scott (Dave Bautista) zusammen mit einer handverlesenen Crew nutzen will. Denn er handelt im Auftrag eines reichen Mannes, der von 200 Millionen Dollar im Tresor eines Casinos weiß. Scotts Truppe soll das Geld rausholen, dafür winkt eine fürstliche Bezahlung. Aber es dauert nicht lange, und der Plan geht gehörig schief …

army2Bild: Army of the Dead (c) Netflix

Army of the Dead – Eine Kritik

Die Idee ist ein Heist-Movie wie „Ocean’s 11“ mit Zombies. Das hat der südkoreanische Film „Peninsula“ letztes Jahr auch schon gemacht. Auch lang, auch episch, aber er kann in keiner Weise Zack Snyders Kracher das Wasser reichen. Schon die Anfangssequenz mit der neonpinken Einblendung der Stabsangaben und dem Kampf, um aus Las Vegas rauszukommen, wartet mit immenser Wucht auf. Snyder zelebriert die Gewalt, wenn mit schwerem Kaliber auf Zombies gefeuert wird oder einer der Soldaten mit der Kreissäge um sich schlägt. Wie immer bei Snyder sind die Bilder eine einzige Pracht.

Die Geschichte ist im Grunde überschaubar. Sie dient dem Erbauen dieser neuen Welt, ist aber auch von minimal charakterisierten, aber vom Fleck weg interessanten Figuren bevölkert. Snyder packt unglaublich viel in „Army of the Dead“. Er streift, wie es zur Zombie-Plage kam, er lässt das größere Ganze erkennen, wenn er Szenen hat, die zeigen, dass die US-Regierung Las Vegas als Vorwand nimmt, um Bürgerrechte einzuschränken, und er ist erstaunlich zurückhaltend – bis es richtig losgeht. Dabei ist keine der fast 150 Minuten langweilig.

Die Besetzung ist durch die Bank gut. Bautista trägt den Film, Tig Notaro (die den wegen Sex mit Minderjährigen in Ungnade gefallenen Chris D’Elia nach dem Dreh ersetzte und ihre Szenen allein vor Green Screen drehte) sorgt für den schwarzen Humor und Matthias Schweighöfer ist als Safeknacker Ludwig Dieter tatsächlich einer der Pluspunkte des Films. Sein mädchenhafter Schrei, als ein Zombie auf ihn zustürmt, muss einfach gehört werden. Die Figur hat es Schweighöfer angetan, er dreht ein Prequel namens „Army of Thieves“, das sich mit Ludwig Dieters Erlebnissen zu Beginn der Zombie-Plage befasst.

Bemerkenswert ist „Army of the Dead“, weil er die typische Zombie-Formel aufbricht. In Las Vegas gibt es zwei Sorten von Untoten. Die Shamblers, die tumb umherwandeln, und die Alphas, die schlauer und vor allem schneller sind. Snyder hat hier vor allem Tänzer eingesetzt, was die Bewegungen dieser Superzombies richtig geschmeidig werden lässt. Mit dieser neuen Form der Zombies gelingen Snyder Bilder, die in diesem Genre einmalig sind.

Nur einmal patzt Snyder. Normalerweise ist er exzellent darin, die perfekten Songs für seine Filme zu finden, als am Ende jedoch „Zombie“ von den Cranberries läuft, wird man das Gefühl nicht los, dass es nur des Titels wegen eingesetzt wurde – denn inhaltlich passt der Song überhaupt nicht zum Gezeigten.

Fazit

„Army of the Dead“ ist ein wuchtiger, großer Film. Topp besetzt, wundervoll inszeniert, in Teilen sogar originell und nicht nur mit reichlich Action, sondern auch mit Humor und garstigen Szenen unterfüttert. Kurz gesagt: Ein Zombie-Film kann auch ein Epos sein.

Bewertung: 4/5****

army1

Bild: Army of the Dead (c) Netflix