Avatar 2: The Way of Water - Filmkritik ohne Spoiler

  

von Heiner Gumprecht | 13.12.2022

Wer einen Blick auf die Top 10 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten wirft, wird schnell erkennen, dass die dort aufgeführten Titel, trotz ihres immensen und unbestreitbaren Erfolgs, nicht unbedingt mit den besten Filmen gleichzustellen sind. Ansonsten würden sich dort kaum Streifen wie „Fast & Furious 7“, "Jurassic World“ und zig Superheldenfilme aus dem MCU tummeln. Was der breiten Masse gefällt, ist eben fast immer auch Durchschnittsware. Nichtsdestoweniger ist es sehr beeindruckend, dass Regisseur James Cameron dort gleich zweimal vertreten ist.

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Bild: „Avatar: The Way of Water“ (2022). ©20th Century Studios, Inc.

Zum einen mit seinem Liebes-/Katastrophenfilm „Titanic“ und zum anderen natürlich mit der fast ebenso schnulzigen wie visuell überaus bedeutsamen „Pocahontas“-Kopie Avatar – Aufbruch nach Pandora. Solch einen Erfolg zu wiederholen erfordert natürlich Vorbereitung und punktgenaue Planung, weswegen sich die direkte Fortsetzung, Avatar: The Way of Water, auch ganze 13 Jahre Zeit gelassen hat. Doch nun steht der Kinostart am 14. Dezember 2022 kurz bevor und geneigte Kinogänger befinden sich bereits in den Startlöchern.

Avatar 2: The Way of Water – Eine Kritik

Die Frage, ob die Fortsetzung des bis dato wohl schönsten 3D-Films aller Zeiten ein Erfolg wird, dürfte sich gar nicht erst stellen, denn „Avatar 2“ hat alles, was die anderen beiden Top-Filme von Cameron auch haben und noch einen kleinen Batzen mehr. Denn der ebenfalls wundervoll kitschige sowie höchst sentimentale Film, der zudem wieder mit viel Bombast und CGI vom Feinsten aufwartet, erfreut sich bereits jetzt einer ungeduldigen Masse an Fans, die das Werk schon nach dem ersten Trailer in höchste Höhen gelobt haben.

Und in gewissen Bereichen freuen sich diese Zuschauer auch zu Recht, denn das Sequel macht quasi nicht viel falsch. Die Welt, die wir im ersten Film kennengelernt haben, wird weiter ausgebaut und dadurch interessant gehalten. Der Szenenwechsel zum Meer sorgt für viele Neuentdeckungen sowie visuell höchst beeindruckende Szenen, die zur Folge haben können, dass eure Augen vor Begeisterung so groß werden wie die der Na´vi. Außerdem gibt es viele neue Charaktere kennenzulernen und alte Figuren freuen sich über ihre Rückkehr.

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Bild: „Avatar: The Way of Water“ (2022). ©20th Century Studios, Inc.

Das Prinzip der Romantik wird im zweiten Teil durch die Liebe und die Probleme einer Familie erweitert, der Aufruf zum Naturschutz wird durch neue Themen und ein neues Völkchen ausgebaut und die Bedrohung durch den modernen Menschen, der für seine eigenen Ziele alles platt walzt, das nicht in der Lage ist, Militärflugzeuge mit Pfeil und Bogen vom Himmel zu holen, erreicht noch einmal neue Höhen. Oder besser gesagt Tiefen. Was unterm Strich wieder bedeutet, dass es viele Figuren in Schwarz und in Weiß gibt, aber kaum etwas dazwischen.

Ihr kennt das Prinzip ja bereits aus dem direkten Vorgänger, wo ebenfalls klar gemacht wurde, dass der kalte, von Technologie abhängige Mensch böse ist und der warme, mit der Natur verbundene „Mensch“ gut. „Avatar 2“ erweitert dieses Herunterbrechen der menschlichen Psychologie noch durch zwei neue Figuren, die mit zugekniffenen Augen irgendwo dazwischen angesiedelt werden können. In erster Linie konzentriert sich Cameron aber auf das Worldbuilding, weswegen der Mond Pandora besser ausgearbeitet und erweitert wird als seine Bewohner.

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Bild: „Avatar: The Way of Water“ (2022). ©20th Century Studios, Inc.

Avatar 2: Visueller Bombast > Handlung

Generell ist die Handlung dieses Films, der Erzählstil sowie die Dialoge - und eigentlich alles abseits der naturverbundenen Aussage - maximal Durchschnitt. Die Schöpfer dieses Films bedienen sich für die Geschichte bei so ziemlich jedem anderen Film, der eine ähnliche Thematik hat, und schwingen fröhlich die Moralkeule, während das Publikum in über drei Stunden visuell so bestrahlt wird, dass es überhaupt keine Zeit hat, über die dargestellten Ereignisse nachzudenken. Aber was soll´s, denn „Avatar 2“ ist ein bewegendes Kunstwerk.

Wenn man abseits der wirklich eher drögen Grundhandlung etwas bemängeln möchte, dann sind es einige Patzer in den Bewegungsanimationen. Manche Bewegungen sind abgehackt, gehen nicht fließend sondern sehr abrupt ineinander über. In anderen Szenen wirken die Bewegungen wiederum viel zu schnell, erinnern an die Anfänge der Filmgeschichte, wo die Streifen noch unter einer geringen Bildwiederholrate zu leiden hatten. Zu eurem und unserem Glück halten sich solche Momente aber in Grenzen, fallen dann aber dafür um so mehr auf.

Die Schauspielkunst der Darsteller ist, sofern man sie denn wirklich einschätzen kann, der Handlung ebenbürtig, was am Ende des Tages bedeutet, dass sie nicht wirklich auffällt. Weder wirklich gut, noch erwähnenswert schlecht. Eher zweckdienlich. Man weiß, wann eine Figur traurig ist, wann sie wütend ist, beschämt oder glücklich. Und viel mehr braucht es wohl auch nicht. Zartbesaitete Kinogänger bekommen viele Oh- und Ah-Momente, alle anderen Explosionen, markige Sprüche und Krach-Bumm.

Fazit

Über drei Stunden wunderschöne Landschaftsaufnahmen, erstklassiges CGI, wirklich gute 3D-Kunst und eigentlich alles, was sich Fans des ersten Teils nur wünschen können. „Avatar 2: The Way of the Water“ ist unterm Strich dennoch kein wirklich guter Film, schließlich ist die Handlung und die Charakterausarbeitung immens faul, doch dafür ist er sehenswert und das im besten Sinne des Wortes. Wer diesen Film überspringt verpasst definitiv etwas, wem visuelle Stimuli nicht interessieren, kann sich den Gang ins Kino dennoch sparen.

Bewertung: 4/5****

Avatar 2 Poster Kinostart ©20th Century Studios, Inc.
Bild: „Avatar: The Way of Water“ (2022). ©20th Century Studios, Inc.