Aznavour by Charles – Der Blick auf sich selbst, und auf die anderen

  

von Peter Osteried | 23.03.2021

Der Dokumentarfilm „Aznavour by Charles“ von, mit und über den Chansonnier wird am 17. Juni in den Kinos starten. Hier unsere Kritik.

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Im Jahr 1948 schenkte Edith Piaf dem Chansonnier Charles Aznavour eine Paillard-Bolex-Kamera. Diese begleitete Aznavour ein Leben lang. Bis zum Jahr 1982 hatte er sie immer dabei und drehte unzählige Stunden. Herausgekommen ist ein persönliches Tagebuch, das seine Reisen, seine Freunde, seine Beziehungen, aber auch die Momente echter Langeweile dokumentiert. Über Jahrzehnte hatte Aznavour all das Material nicht gesichtet, kurz vor seinem Tod im Jahr 2018 jedoch entschieden, mit dem Filmemacher Marc di Domenico an diese Aufgabe heranzugehen und aus dem Material einen Film zu machen. Einen sehr persönlichen Film.

Aznavour by Charles – Zur Handlung

Man erfährt hier viel über Charles Aznavour. Man sieht auch ihn in diesem Film, mehr geht es jedoch um das, was Aznavour gesehen hat. Manche benutzen die Kamera, um Abstand zu gewinnen, so Aznavour, er jedoch nutzte sie, um den Menschen näherzukommen.

Neben den Bildern seines Lebens sind es auch die seine Biographie abdeckenden Texte, dargeboten von Romain Duris, die den Film so interessant machen, geben sie doch Aufschluss über seine Kindheit in Armenien, aber auch seinen Aufstieg zum Star und seine Reisen, die ihn überall auf der Welt hinführten.

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Aznavour by Charles – Eine Kritik

Der Film erinnert in seiner Erzählweise an VARDA PAR AGNES, in dem die Filmemacherin Agnés Varda auf ähnliche Weise einen Blick auf ihr Leben geworfen hat. Auch dieser Film war sehr direkt und erlaubte es dem Zuschauer, den Menschen hinter dem Künstler besser kennen zu lernen. Hier ist es nicht anders, weil man direkt in die Seele des Künstlers blicken kann – und das nicht nur der Bilder, sondern vor allem der Texte wegen, die aus seinen Aufzeichnungen und Interviews destilliert sind.

Die Bilder, die Aznavour präsentiert, mögen nicht unbedingt die originellsten der Welt sein, die zeugen aber von der unbändigen Neugier des Mannes, der der Welt und den Menschen darin mit einer unheimlichen Offenheit begegnete. Im Verlauf diese Dokumentation hat man das Gefühl, Charles Aznavour so kennen zu lernen, als wäre er seit Jahren ein guter Freund.

Fazit

Der erzählerische Ansatz ist interessant, weil man Charles Aznavour hier kaum sieht, sondern eher durch seine Augen – oder besser: seine Kamera – blickt, wenn er auf Reisen Menschen begegnet und immer mit Herz und Verstand die kleinen, flüchtigen Begegnungen des Lebens dokumentierte.

Bewertung: 4/5****

Bildmaterial: (c) Arsenal Film