Baywatch Filmkritik

  

Baywatch“ ist so sehr eine Verfilmung der gleichnamigen Kultserien-Vorlage wie „21 Jump Street“ dies war. Name und grobe Richtungsangabe mögen vorhanden sein, da hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Der gesamte Rest ist eine Sache und eine Sache allein: ein Sommerhit. Das Wörtchen Hit setzen wir dabei aber mal lieber in Anführungszeichen, denn im Gegensatz zum Jump-Street-Vergleich muss dieses Werk von Regisseur Seth Gordon seine Existenz erst noch berechtigen.

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Und da wird es vielleicht bereits schwierig. „Baywatch“ hat nämlich eine Menge, bloß keine eigene Ideen. Man hat hautenge Badeanzüge aber keine eigene Geschichte. Es gibt sexy Frauen und Männer, die stets von einem feuchten Film bedeckt sind — die Damen mit Wasser, die Herren mit Öl. Jedoch keine Gags die nicht unter die Kategorie aufgewärmte Suppe vom Vortag fallen. Es gibt eine Menge Action, lockere Sprüche und Selbstironie, dass es zeitweise sogar schon zu viel wirkt. Dafür jedoch keine glaubwürdigen Figuren oder auch nur die Tiefe einer Pfütze nach einem warmen Sommerregen.

Alles auf Anfang bei Baywatch

Von der damaligen TV-Serie ist wie erwähnt nicht mehr viel übrig. Was uns bleibt ist ein Dwayne Johnson („Fast & Furious 8“, „Ballers“, „Snitch — Ein riskanter Deal“), der die Rolle des Mitch Buchannon (ehemals gespielt von David Hasselhoff) im Verhältnis zum Original so auslegt, wie sich der Film im Kontrast zur Vorlage verhält. Eine Parodie, wenn überhaupt, aber unterm Strich wohl viel mehr das Ausschlachten eines Namens und weniger der ernsthafte Versuch, anständige Kinounterhaltung zu bieten.

Ganz genau wie „21 Jump Street“ nimmt sich auch „Baywatch“ alle Nase lang selbst auf den Arm und wirft mit Klischees nur so um sich. Jedoch nicht so überraschend wie der Film, der hier in jeder zweiten Zeile als Vergleich herhalten muss und bei weitem nicht so unterhaltsam. Das liegt in erster Linie daran, dass das Werk von Phil Lord und Christopher Miller wenigstens versucht hat, auf seine ganz spezielle Art und Weise originell und überraschend zu sein, während Seth Gordons Ausflug in die Reboot-Kiste einfach nur als billiges Zusammenklauben zu verstehen ist.

Ein Revival der letzten zwanzig Jahre Sommerkomödien. Mit allen Charakteren, Details, Wendungen und Gags, die je verwendet wurden und in irgendeiner Form zum Erfolg des damaligen Films beigetragen haben. Hier sind sie wieder, wahllos durcheinander geschmissen, ohne Liebe zum Detail verwurschtelt, einfach nur existent, um ihren Job zu machen. Einzeln betrachtet, also quasi jedes Element für sich genommen, vielleicht einen Lacher oder auch zwei Wert. Das Endprodukt ist aber nur noch ein merkwürdiges Konstrukt, der erschaffene Wahnsinn eines einfallslosen Genies.

Mit Mühe und Not

Ich will gar nicht behaupten, dass die Schauspieler in diesem Reboot, Remake, oder was auch immer dieser Film darstellen soll, einen schlechten Job abgeliefert haben. Das wäre übertrieben. Aber wirklich Mühe gegeben hat sich am Set niemand und das ist bei fast jedem Anwesenden deutlich sichtbar. Johnson beschränkt sich in seiner Mimik auf die beiden Gesichter, die er beherrscht. Wissend grinsend und schmollend böse gucken.

Seine Figur lässt dabei die Persönlichkeitstiefe eines Kleinkindes vermuten, womit er sich jedoch nicht in einsamer Gesellschaft befindet. Co-Star Zac Efron („The Lucky One“, „Wie durch ein Wunder“, „Bad Neighbors“) holt ähnlich viel, beziehungsweise wenig aus seiner Rolle heraus. Zur Verteidigung der beiden sei aber auch erwähnt: das Drehbuch macht es schon per se fast unmöglich, hier über Sparflamme zu schauspielern. Einzig Jon Bass („Loving“, „The Runaround“, „American Horror Story“) versucht es hier und dort ein paar Male, versinkt letzten Endes aber genau in dem Klischee, mit welchem seine Figur von Grund auf gefertigt wurde.

Was bleibt sind eine handvoll Schubladenfiguren mehr und jede Menge nackter Haut mit Haaren auf dem Kopf und Namen auf dem Personalausweis. Wabbernde Brüste und stählerne Muskeln. Ein paar Gags in jede freie Ritze gestopft und das Loch der hohlen Unterhaltung mit schwer verdaulicher Action gefüllt. An einigen Stellen noch doppeldeutig schweinischen Humor eingebaut und tadaa: Baywatch, wie es eure Mutter nie gesehen hat.

Mal Halblang

Was ihr bei der ganzen Tirade an Geschimpfe aber nicht vergessen solltet ist eine kleine Tatsache, die ich zuvor bereits angeschnitten hatte. Bei diesem Werk handelt es sich um eine Sommerkomödie. Jede Zeile da oben lässt sich also auch auf unzählige andere Filme dieses Kalibers übertragen, ohne dass es dem Erfolg dieser Werke zu gegebener Stunde in irgend einer Form geschadet hätte. „Baywatch“ ist in seiner jetzigen Form nicht langweilig, doof oder gar schlecht genug, um in Grund und Boden verteufelt zu werden.

Es ist anspruchslose Kost aus der Einheitstüte, garniert mit dem berühmten Zuckerguss, der schon andere, eigentlich ungenießbare Werke zu einem Gaumenschmaus machen konnte. Hat man von diesen Zutaten in seinem Leben als Kinogänger schon zu viel genascht, machen sie einen nicht mehr an. Wer aber nur selten die Pforten zur gepflegten Abendunterhaltung durchschreitet, hat mit diesem cineastischen Angriff auf die Lachmuskeln vielleicht dennoch seine helle Freude.

Abgeschaut bedeutet ja schließlich nicht sofort auch schlecht. Was Gordons Werk für meine Wenigkeit unterdurchschnittlich macht, ist eher die lieblose Art, mit der die einzelnen Stränge zusammengezogen und vernäht wurden. Das Ergebnis kann man in dem Vergleich kaum als Pullover und in der Realität nur schwer als Film bezeichnen. Es ist eher der Zusammenschnitt aus vielen kleinen Filmchen, einzelnen Gags, die so lange aneinander geklebt wurden, bis man Spielfilmlänge erreicht hat.

Fazit

Ich habe nichts erwartet und wurde nicht enttäuscht. Das ist doch schon mal was, oder? „Baywatch“ ist genau das, was ich mir vor Sichtung vorgestellt habe. Eine belanglose Sommer-Komödie, ohne eigene Ideen und völlig überzogenen Charakteren. Jedes Detail, von der Handlung bis zu den Figuren, ist scham- und lieblos bei anderen Filmen abgeguckt und nur minderwertig zu einem neuen Ganzen verstrickt worden.

Was sich auf der Positivseite anhäufen lässt, sind einzelne Szenen, Gags und Actionsequenzen, die für sich alleine einen gehobenen Unterhaltungsfaktor bieten. Im Zusammenhang ergibt sich jedoch kein schönes Bild, sondern einfach nur undefinierbare Pampe. Manch einer mag sich davon angesprochen und gut unterhalten fühlen und Gott weiß, im richtigen Moment lache ich über diese Art von Filmen wie kein Zweiter … Rein von der Qualität her ist es aber ein schauriges und fast schon verachtenswertes Stück Filmkunst.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 25.05.2017