„Black Panther 2: Wakanda Forever“: Unsere spoilerfreie Filmkritik

  

von Heiner Gumprecht | 09.11.2022

Walt Disney lässt sich nur ungern die Pläne vermiesen, vor allen Dingen dann, wenn eine Menge Geld auf dem Spiel steht. Da „Black Panther“ finanziell äußerst lukrativ war und von vielen Kritiker*innen sowie Kinogänger*innen weltweit gute Bewertungen bekommen hat, war klar, dass eine Fortsetzung kommen muss, auch unter dem Umstand, dass der einstige Hauptdarsteller Chadwick Boseman verstorben ist. Der Verlust wird in das Sequel einfach mit eingewoben, dankenswerterweise ohne CGI-Wiederbelebung.

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Bild: „Black Panther: Wakanda Forever“ (2022). ©Walt Disney Studios Motion Pictures

Probleme über das zu erwartende Maß hinaus hat das Ableben des beliebten US-amerikanischen Schauspielers aber offensichtlich dennoch bereitet, denn weder der Tod des ursprünglichen Black Panther, noch die Charakterentwicklung der verbliebenen Figuren werden im zweiten Teil glaubhaft dargestellt. Alles wirkt stattdessen überhastet abgearbeitet, unnötig mit an der Oberfläche kratzenden Drama vollgestopft und teilweise endlos in die Länge gezogen, ohne dem Publikum mehr bieten zu können als kühl kalkulierte Tränen.

Black Panther 2: Eine Kritik

Regisseur Ryan Coogler, der bereits den direkten Vorgänger verwirklicht hat, hat sich in „Black Panther 2“ offensichtlich übernommen. Sein über zweieinhalb Stunden langes Projekt will viel zeigen, große Wendungen in der Welt des Marvel Cinematic Universe ermöglichen, das Publikum zu Tränen rühren, bombastische Kämpfe präsentieren, alte Charaktere zurückbringen, neue Held*innen einbauen und mit gewissen Konventionen brechen. Gelungen ist ihm davon nicht viel und das, was er geschafft hat, ist in seiner Qualität diskutabel.

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Bild: „Black Panther: Wakanda Forever“ (2022). ©Walt Disney Studios Motion Pictures

Obwohl das Sequel des MCU-Blockbusters so viel Inhalt zu bieten hat, zieht sich das komplette Werk schlimmer in die Länge als jeder Witz über Teer an einem heißen Sommertag und Sprüche über Kaugummi unter Schuhsohlen. Das liegt in erster Linie daran, dass die Schöpfer*innen des Films auf Gedeih und Verderb auf die Tränendrüsen des Publikums drücken, während sie unzulängliche Szenen mehrwertlos ausbauen. Da jedoch Handlungsdetails paradoxerweise dennoch zu kurz kommen und kaum eine Idee zu Ende gedacht wird, ist das Ergebnis äußerst unbefriedigend.

Die Dialoge sind zudem schlecht geschrieben, was die Gesamtqualität weiter stark in Mitleidenschaft zieht. Wendungen sind fast immer einfach nur zweckdienlich und kommen stets Hand in Hand mit gleich mehreren Fragen zur Logik und hochgezogenen Augenbrauen in Anbetracht der offensichtlichen Widersprüche. Und die Action, die deutlich zu kurz kommt, ist für MCU-Verhältnisse eher langweilig und auch unterdurchschnittlich choreografiert, was nicht mehr viel Platz für Lob übrig lässt.

Die Fülle an Einzelideen wird dem Publikum regelrecht entgegen geschmettert, doch leider obsiegt die Quantität hier deutlich über die Qualität. Statt sich darauf zu konzentrieren, dass T'Challa von uns gegangen ist und wie die Figuren mit seinem Tod umgehen, wird dieser Teil der Handlung einfach in den restlichen Film mit rein gequetscht, wodurch er zwangsläufig zu kurz kommt. Da die meisten Charaktere zudem rein oberflächlich ausgearbeitet wurden, kann man ihre Entwicklung kaum nachvollziehen.

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Bild: „Black Panther: Wakanda Forever“ (2022). ©Walt Disney Studios Motion Pictures

Als einziger Lichtblick kann hier das Schauspiel der meisten Akteure genannt werden, die allesamt mindestens einen durchschnittlich guten Job abgeliefert haben. Die meisten Darsteller*innen leisten aber deutlich mehr als das und Leititia Wright, die erneut die Rolle der Shuri übernommen hat, ist seit dem ersten Teil um einiges besser geworden, was es leicht macht, ihr die Position des neuen Hauptcharakters zu gönnen. Die Ausarbeitung ihrer Figur ist aber eine ganz andere Sache und dürfte nicht wenigen Kinogänger*innen unangenehm auffallen.

Abgesehen von all diesen Punkten ist „Black Panther 2“ sehr pragmatisch umgesetzt worden. Die Schöpfer*innen dieses Werks trauen sich zu wenig, während sie gleichzeitig einfach zu viel wollen. Technisch ist alles okay bis gut, aber nie wirklich toll und nie positiv auffällig. Das schließt die Kameraarbeit genauso mit ein wie die Musikuntermalung, die Kulissen und die actionlastigen Sequenzen. Das Finale ist dazu passend mehr darum bemüht, weitere Projekte möglich zu machen, als einen zufriedenstellenden Abschluss zu liefern.

Fazit

Im Grunde ist „Black Panther 2“ ähnlich wie sein Vorgänger. Was in unseren Augen bedeutet, dass es sich um ein faules und gleichsam effekthaschendes Ding handelt, dass in seinem Kern sehr überflüssig wirkt. Auch im Sequel fällt es schwer, sich mit den Figuren zu identifizieren, dazu kommen viele störende Leerläufe und Massen an Logikfehlern. Alle unter euch, die Phase 4 des MCU bisher genossen haben und den ersten „Black Panther“ lieben, werden die Fortsetzung wohl genießen können, alle anderen lassen lieber die Finger davon.

Bewertung: 2/5**

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Bild: „Black Panther: Wakanda Forever“ (2022). ©Walt Disney Studios Motion Pictures