"Das Haus der geheimnisvollen Uhren" Filmkritik

Am 20. September dürfen wir uns über eine weitere Buchverfilmung der Marke Fantasyhorror freuen. Mit "Das Haus der geheimnisvollen Uhren" setzt Regisseur Eli Roth die gleichnamige Gothic Novel des US-amerikanischen Autors John Bellairs in cineastischer Form um. Für Erwachsene mag der Film nicht mehr als ein Happen für zwischendurch sein, ein jüngeres Publikum hat es hier jedoch mit einem waschechten Horrorfilm zu tun.

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Zeit für Magie

Die Geschichte dreht sich primär um den zehnjährigen Lewis (Owen Vaccaro), der gerade erst beide Elternteile bei einem tragischen Ereignis verloren hat. Nun muss er bei seinem kauzigen Onkel leben, der zum einen nicht viel von Regeln hält, zum anderen keine Erfahrung in Sachen Kindererziehung besitzt und vor allen Dingen in einem recht merkwürdigen Haus lebt. Nach und nach erfährt der Junge, was es mit der alten Villa, dem schrägen Verwandten und dem irritierenden Ticken auf sich hat, welches jede Nacht in den Wänden des Gemäuers zu hören ist.

Die grobe Geschichte unterscheidet sich kaum merklich von dem, was der eine oder auch andere regelmäßige Kinogänger bereits kennt. Ein junger Protagonist kommt mit Magie in Kontakt, erlebt unglaubliche Dinge, wie sie sich fast jedes Kinderherz nur wünschen kann, und ist zeitgleich auf der Suche nach seinem Platz in dieser Welt. Fehler, falsche Freunde und eine gruselige, allgegenwärtige Gefahr sind dabei natürlich Pflichtprogramm. Quasi Harry Potter aus dem Jahr 1973.

Das Drehbuch und der Ablauf der Handlung, eigentlich der gesamte Erzählstil, sind leider nichts besonderes. Nach einem ziemlich ausgelutschten 08/15-Schema holpert und stolpert das Machwerk von Regisseur Eli Roth ("Grindhouse“, „Hemlock Grove“, „Death Wish“) von Szene zu Szene, bedient dabei ein altbekanntes Klischee nach dem anderen. Dies ist zum einen der Vorlage zu verschulden, die quasi bereit ein Ableger der Gänsehaut-Reihe hätte sein können, und zum anderen der schieren Lustlosigkeit mit welcher sich Herr Roth mit dem Stoff auseinandersetzt.

Wie so manch anderer Film in diesem Genre und mit einer ähnlichen Zielgruppe, sind es am Ende die Mischungen aus Humor, gruseligen Einlagen und ein paar gezielt platzierten Effekten, die das Werk letztendlich doch einigermaßen sehenswert machen. Nicht unbedingt für solche, die bereits rauchen, Alkohol trinken und mit dem Auto durch die Gegend fahren dürfen, aber doch zumindest für ein jüngeres Publikum, welches gerne in die Fußstapfen des Horror liebenden Erziehungsberechtigten treten möchte.

Denn ist "Das Haus der geheimnisvollen Uhren" auch ein eher durchschnittlicher, fast schon irrelevanter Film, so hat er doch einen großen Pluspunkt, der ihn in gewisser Weise schmackhaft macht. Für manch ein Kind, welches noch keine großen Berührungspunkte mit dem Genre hatte, ist das gezeigte Material durchaus ein Quell für Alpträume. Es gibt mehrere Szenen, die einem Sechsjährigen (ja, der Film ist ab 6 freigegeben) den Begriff Angst näher bringen können.

Gruselige Puppen, die zum Leben erweckt werden. Ein untoter Hexer mit verfallener Haut. Eine boshafte Hexe, die sich unter Einsatz eines scheußlichen Effekts in andere Menschen verwandeln kann. All diese Dinge und noch einige mehr sorgen dafür, dass Eli Roths neuestes Werk zumindest in einer Sache gut und nützlich ist: dem an Horror interessierten Kind das Genre näher zu bringen, ohne es für immer zu verstören.

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Regel und Ausnahme

Natürlich sind diese kalten Rückenschauer nicht die Regel, sondern eher die Ausnahme, doch runden sie das Gezeigte ab, geben dem Film eine gewisse Daseinsberechtigung. Aufgelockert durch die schräge Art von Onkel Jonathan, gespielt von Jack Black ("King Kong“, „High Fidelity“, „Kings of Rock“), und seiner Mitbewohnerin Mrs. Zimmermann (Cate Blanchett) - welche kaum weniger verrückt wirkt -, entstand so ein Erlebnis, welches sich bestenfalls auf der heimischen Couch an einem sonnigen Wochenendnachmittag genießen lässt.

Für mehr reicht es dann leider nicht, ist "Das Haus der geheimnisvollen Uhren" doch eine eher lauwarme Geschichte, entsprechend einfallslos erzählt und in gewissen Momenten verstörend inkonsequent in seiner Präsentation. Einziger Lichtblick für Eltern, die ihren Nachwuchs die Kinokarte kaufen, ist, dass der Protagonist in seinem Abenteuer so einiges lernt, was sich auch im wahren Leben anwenden lässt. Ob dies von den Kleinen überhaupt so wahrgenommen wird, ist natürlich eine andere Frage.

Wenn nicht, liegt dies jedoch weniger an der mangelnden Aufmerksamkeit des Kindes und viel eher an Eli Roths fehlendem Gespür für subtile Erzählkunst. Der Zuschauer wird über weite Strecken nicht zum Denken animiert, sondern bekommt die Antworten mit dem Holzhammer präsentiert. Aufkommende Gefühle von Wut und Trauer werden direkt mit einem fehlgeleiteten Gag überspielt, nehmen dem Film so jede Chance, mehr zu sein als eine Aneinanderreihung von einzelnen Ideen für ulkige Sprüche und merkwürdiges Gehabe.

Eben wird noch angedeutet, dass Mrs. Zimmermann im Zweiten Weltkrieg in einem Konzentrationslager gefangen gehalten wurde, im nächsten Moment vergast sie die bösen Puppen des Antagonisten mit Magie. Nichts, was ein Kind im angepeilten Alter verstehen oder sich gar dran aufhängen würde, letztendlich nichtsdestoweniger eines von vielen Anzeichen dafür, dass die Geschichte sich selbst einfach nur von Idee zu Idee schleppt, ohne sich viel über das Was, Warum und Wie Gedanken zu machen oder gar Erklärungen abzuliefern.

Da hilft es auch nichts, dass alle Beteiligten auf einem anständigen Niveau spielen und zum Teil mit sichtlicher Freude dabei sind. Vor allen Dingen in der deutschen Version geht diese Tatsache schnell unter, lässt die Leistung der Synchronsprecher doch manches Mal stark zu wünschen übrig. Nichts was „The House With a Clock in its Walls“ — so heißt die Geschichte im Original — nachhaltig schlecht macht, dennoch ein weiterer Dämpfer der Freude in einem sowieso schon mehr als mittelmäßigen Werk.

Fazit

"Das Haus der geheimnisvollen Uhren" ist ein optisch ansprechender Film, der einigen Kindern wahrscheinlich viel Spaß machen wird. Für manch einen Sechsjährigen definitiv etwas zu gruselig, für andere Zehnjährige schon wieder zu lahm. So oder so ist Eli Roths erster Familienfilm jedoch aus gewissen Blickwinkeln eine Enttäuschung. Inkonsequent, langweilig erzählt und ohne richtigen Fixpunkt. Der Humor ist kindgerecht, an manch einer Stelle trotz dessen unpassend.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 19.09.2018