Diplomatische Beziehungen – Erstaunlich unterhaltsam (Serienkritik)

  

von Peter Osteried | 20.04.2023

Die Politserie „Diplomatische Beziehungen“ ist seit dem 20. April bei Netflix zu sehen. Hier ist unsere Kritik zur Serie mit Keri Russell und Rufus Sewell.

Diplomatische Beziehungen Key Art NetflixBild: Key Art zur TV-Serie „Diplomatische Beziehungen“ (c) Netflix

Politische Serien gab es im Lauf der Jahre immer wieder. Ernsthaft und seriös wie „The West Wing“ oder amerikanisch-platt wie „Madame Secretary“. Die neue Show „Diplomatische Beziehungen“ tendiert eher in Richtung Seriosität, hat aber auch einen feinen Sinn für Humor – und das inmitten einer Krise, die die Welt, wieder einmal, verändern könnte.

Diplomatische Beziehungen – Zur Handlung

Kate Wyler bereitet sich auf ihren Posten als Botschafterin in Kabul vor, als sie zum Präsidenten gerufen wird. Er wird sie nicht nach Afghanistan, sondern nach London schicken. Der dortige Posten ist vakant und nachdem ein britisches Kriegsschiff scheinbar von Iran angegriffen wurde, heißt es, Präsenz zu zeigen. Was Kate allerdings nicht ahnt: Dies ist auch ein Testlauf für sie, denn die Vizepräsidenten muss eines schwelenden Skandals wegen bald zurücktreten und Kate ist die heißeste Kandidatin, um den Posten zu übernehmen.

In London angekommen, muss Kate sich immer wieder mit den Einmischungen ihres Mannes Hal auseinandersetzen, der selbst Botschafter war, sich aber viele Feinde gemacht hat. Außerdem versucht der britische Premierminister, die USA für einen Krieg gegen Iran zu mobilisieren. Und dann erfährt sie, dass der Iran nicht hinter dem Angriff steckt …

Diplomatische Beziehungen – Eine Kritik

Serien-Schöpferin Debora Cahn hat mehrere Jahre für „The West Wing“ geschrieben, aber auch für „Grey’s Anatomy“. Man könnte sagen, sie hat das Beste beider Welten nun in ihrer eigenen Serie kombiniert. Denn der politische Hintergrund ist ernsthaft und dramatisch, die Dialoge aber so feingeschliffen, dass immer auch ein wenig Humor durchblitzt. Das ist die Königsklasse und unheimlich schwierig: In einer völlig ernsthaften Situation einen Anflug von Witz einzubauen, der sich nur durch die Art des Gesagten ergibt.

Diplomatische Beziehungen TV Serie Szene 001NetflixBild: Szene aus der TV-Serie „Diplomatische Beziehungen“ (c) Netflix

Es gibt aber auch Momente, in denen sich angestaute Spannung durchaus komisch entleert. In der dritten Folge ist Kate von ihrem Mann so verärgert, dass sie ihm unvermittelt direkt ins Gesicht schlägt – und damit nicht aufhört. Ihre Sicherheitsleute sehen zu und fragen sich, ob sie eingreifen sollen, aber da sie nicht für Hal, sondern nur für Kate zuständig ist und sie ihren Mann steht, sehen sie davon ab.

Die Geschichte ist hoch politisch, auch wenn Cahn wie viele andere Autoren, die sich politischer Geschichten annahmen, peinlich genau darauf achtet, die Hauptfiguren weder als Demokraten, noch als Republikaner zu verorten. Die politische Ebene ist aber mitreißend, weil sehr schön gezeigt wird, wie Situationen eskalieren, aber auch, wie politische Akteure sie für ihre eigenen Zwecke missbrauchen können.

Toll sind übrigens Keri Russell und Rufus Sewell, deren beide Figuren eine außergewöhnliche Beziehung zueinander pflegen, in der es Liebe gibt, die aber auch politisch motiviert und von äußeren Zwängen beeinflusst ist.

Fazit

Die achtteilige Serie hat das Zeug dazu, weit über eine Staffel hinaus zu funktionieren – weil es immer politische Schwierigkeiten gibt, die es zu lösen gibt. Aber auch, weil seit dem Ende von „The West Wing“ ein Vakuum in Sachen politischer Serie entstanden ist.

Bewertung: 4/5****

Diplomatische Beziehungen TV Serie Szene 002NetflixBild: Szene aus der TV-Serie „Diplomatische Beziehungen“ (c) Netflix