The Woman in the Window – Kein Fenster zum Hof

  

von Peter Osteried | 14.05.2021

Der Thriller „The Woman in the Window“ startet am 14. Mai bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Amy Adams und Gary Oldman.

wom2Bild: Szene aus „The Woman in the Window“ (c) 2021 Netflix

Die Romanvorlage war ein Beststeller. Seit 2016 versuchte man, einen Film daraus zu machen, im Jahr 2019 wurde „The Woman in the Window“ dann einem Testpublikum vorgeführt. Das war einigermaßen verwirrt und konnte der Handlung nicht folgen. Darum: Nachdrehs. Die sollten den Film klarer, hoffentlich auch besser machen. So richtig zufrieden war man bei Fox 2000 aber wohl nicht, zumal dies auch die letzte Produktion unter diesem Signet sein sollte, nachdem 20th Century Fox an Disney verkauft worden war. Man verkaufte den Film also kurzerhand an Netflix.

The Woman in the Window – Zur Handlung

Anna Fox (Amy Adams) leidet an Agoraphobie. Sie kann ihr Haus nicht mehr verlassen. Ihr Therapeut kommt zu ihr, Medikamente nimmt sie auch, aber es wird nicht besser. Ihr einziger echter sozialer Kontakt ist David (Wyatt Russell), der im Souterrain wohnt. Eines Tages stellt sich der Nachbarsjunge Ethan Russell vor. Seine Familie ist gerade gegenüber eingezogen. Kurz danach lernt Anny auch seine Mutter Jane kennen.

Als sie eines Nachts die Wohnung der Nachbarn beobachtet, erlebt sie mit, wie Jane ermordet wird. Sie ruft die Polizei, aber die kann nicht helfen. Denn Jane Russell lebt. Nur sieht sie nicht so aus, wie die Frau, die Anna als Jane Russell kennt. Wird sie langsam verrückt?

wom3Bild: Szene aus „The Woman in the Window“ (c) 2021 Netflix

The Woman in the Window – Eine Kritik

Dass das Ganze an Alfred Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ erinnert, soll gar nicht verleugnet werden. Schon in den ersten Minuten gibt es den Film auf dem Fernseher zu sehen. Man hat ein großes Vorbild, aber eines, das nicht erreicht wird. Nicht unbedingt, weil Hitchcocks Film einfach perfekt ist, sondern weil Joe Wrights Thriller „The Woman in the Window“ es einfach nicht ist. Wright ist ein Experte, wenn es um Dramen geht, aber er kann auch Thriller. Nur misslingt ihm hier die Kombination von beidem.

Oder anders gesagt: „The Woman in the Window“ hätte im Grunde eher ein Drama als ein Thriller sein müssen. Der Film hätte weit offensiver mit der Frage spielen müssen, ob das, was man sieht, nur der Einbildung der Hauptfigur entsprungen ist. Manchmal blitzt das auf, hin und wieder denkt man, der Film würde wirklich in diese Richtung gehen, aber dann gibt es doch eine Auflösung, die reichlich hanebüchen daherkommt. Aus dem, was ein Drama hätte sein können, wird so ein schmalbrüstiger Thriller.

Letztlich fürchtet sich der Film vor der Konsequenz. Davor, storytechnisch dorthin vorzudringen, wo es wehtut. Stattdessen bietet man einfach Thriller-Dutzendware, die sich nur der tollen Kameraarbeit und des durchgehend topp besetzten Ensembles vom Gros des Genres abhebt.

Fazit

„The Woman in the Window“ ist ein solider, aber leider mutloser Film, der seine Geschichte in erwartbaren Bahnen erzählt und nie auch nur den Versuch macht, aus den Genre-Mustern auszubrechen. Das macht aus ihm passable, aber letztlich auch vergessenswerte Unterhaltung ohne Ecken und Kanten.

Bewertung: 3/5***

wom1

Bild: Das Kinoposter zu „The Woman in the Window“ (c) 2021 Netflix/Fox