Jolt – Kate Beckinsale steht unter Strom (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 23.07.2021

Der Action-Film „Jolt“ ist seit heute bei Amazon Prime zu sehen. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Kate Beckinsale.

Jolt Actionfilm Amazon Prime Video Szene 001 Cate BeckinsaleBild: Szene aus "Jolt" (c) Amazon Prime Video / Leonine Filmverleih

Was passiert wohl, wenn man „John Wick“ nimmt, ihn mit „Atomic Blonde“ kreuzt und das Ganze mit einer Prise „Crank“ abschmeckt? Das Ergebnis könnte wie „Jolt“ aussehen. Das Problem ist nur: Der Film ist in jeder Minute bemüht, der Coolness großer Vorbilder nachzueifern.

Jolt – Zur Handlung

Lindy (Kate Beckinsale) hat eine unbändige Wut. Die hatte sie schon als Kind. Aber sie ist auch besonders schnell und besonders stark. Wenn jemand sie reizt, wird sie zum Berserker. Darum hat man sie als Kind weggesperrt. Später hat man verschiedene Therapieformen versucht. Jetzt ist sie bei einem Psychiater, der ihr ein Gerät verpasst hat, mit dem sie sich selbst Elektroschocks zufügen kann. Das beruhigt sie.

Aber als ein Mann, den sie kaum kennt, der aber eine gewisse Ruhe in ihr entfacht hat, ermordet wird, sieht sie rot. Lindy will Rache!

Jolt Actionfilm Amazon Prime Video Szene 002 Cate BeckinsaleBild: Szene aus "Jolt" (c) Amazon Prime Video / Leonine Filmverleih

Jolt – Eine Kritik

Die Prämisse ist gut. Der Anfang auch. „Jolt“ kommt gleich recht knackig auf den Punkt. Das gefällt, weil das Ganze auch schön rotzig und ungebührlich ist. Es funktioniert im Grunde bis zum Date. Na gut, bis nach dem Date, aber als der Mann aus Lindys Träumen das Zeitliche gesegnet hat, kracht der Film mit voller Pulle an die Wand. Weil man plötzlich das Gefühl hat, eine halbgare Version von „John Wick“ zu sehen, mit Kate Beckinsale in der Keanu-Reeves-Rolle und Jai Courtney in der des Hundes. Da niemand gerne den Hund spielt und Courtney trotz allem ein zu großer Name für die kleine Rolle ist, überrascht es nicht, dass es am Ende noch einen Twist gibt.

Der Film wirkt reichlich bemüht. Man merkt ihm an, dass er so gerne so cool wäre. Das ist in etwa so wie ein Kleinkind, das versucht, dem vermeintlich coolen großen Bruder nachzuäffen und das glaubt, dann genauso zu sein. Aus einer anderen Perspektive ist das ein Grund zum Fremdschämen. Darüber, dass die Macher des Films Ressourcen, Stars und schöne visuelle Ideen hatten, aber nichts daraus gemacht haben, das auch nur eine emotionale Reaktion auslösen würde. Schlicht gesagt: Jede Figur in „Jolt“ ist einem völlig egal.

Dabei ist der Film echt gut besetzt, auch und gerade, wenn man die letzte Szene bedenkt, bei der dann plötzlich noch ein weiblicher Star auftritt und man erahnt, dass das Gesehene gerade nur so etwas wie die Ursprungsgeschichte eines Superhelden war. Nur dass Kate Beckinsales Figur halt kein Superheld ist.

Aber manchmal beneidet man sie schon. Etwa dann, wenn sie einer beleidigend agierenden Kellnerin gibt, was sie verdient. Das mag alles andere als korrekt sein, aber da fühlt man sich einmal in der Figur, weil die tun kann, was man als zivilisierter Mensch natürlich nicht tut.

Fazit

Sehr bemühter Film, dessen Actionszenen meist recht schön anzusehen sind, der aber völlig substanzlos ist und auch in der Kategorie „Coolness“ nur bescheidene Werte einfährt. Dabei wäre er so gerne ein „John Wick“ oder „Nobody“. Aber es sollte nicht sein. Filmisches Fast Food ohne Substanz, mehr ist hier nicht drin.

Bewertung: 2/5**

Jolt Actionfilm Amazon Prime Video Poster Cate BeckinsaleBild: Filmposter zu "Jolt" (c) Amazon Prime Video