„Es ist zu deinem Besten“ Filmkritik – Immer diese deutschen Komödien ...

  

Und ewig lockt die deutsche Komödie den Kinogänger. Mal ist sie ganz gut, mal ist sie wirklich schlecht und manchmal ist sie einfach nur völlig belanglos und uns entsprechend egal. Marc Rothemund, der Regisseur von Es ist zu deinem Besten, hat jede eben genannte Version schon einmal abgeliefert, weswegen der Blick auf sein neuestes Werk mit gemischten Gefühlen erfolgt. Doch letztendlich ist diese Komödie zumindest besser als der durchschnittliche Schweiger- und Schweighöfer-Schmarn, der uns sonst so hinterher geworfen wird.

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Es ist zu deinem Besten – Zur Handlung

Rothemunds Film setzt da an, wo manch eine romantische Komödie normalerweise aufhört. Die Braut lässt den Lieblings-Unterling ihres erfolgreichen Anwalts-Papa vor dem Altar sitzen, um sich in letzter Minute für den Mann zu entscheiden, den sie wirklich liebt: den linken Weltverbesserer Alex (Jacob Matschenz). Wenig schwer vorzustellen, dass der reiche, erfolgreiche und politisch komplett anders eingestellte Herr Vater (Heiner Lauterbach) seine Begeisterung darüber in Grenzen halten kann.

Zumindest befindet er sich mit seinem Unmut in bester Gesellschaft, denn seinen Schwägern ergeht es kaum besser. Der harmoniebedürftiger Physiotherapeut Yussuf (Hilmi Sözer) verliert seine eigentlich clevere und liebenswerte Tochter an einen ungehobelten Kiffer mit Gangster-Allüren. Und der etwas plumpe und stets gewaltbereite Bernhard (Jürgen Vogel) muss zusehen, wie seine bildschöne Tochter sich in einen Mann verliebt, der mit ihrem Vater schon zur Schule gegangen ist.

Die selbsternannten Super-Schwäger sehen sich der drohenden Gefahr gegenüber, nicht nur ihren geliebten Nachwuchs, sondern zusätzlich auch den Verstand zu verlieren, weswegen sie sich zusammentun, um ihre Schwiegersöhne in spe loszuwerden. Hinter den Rücken von Ehefrauen und Töchtern schmieden sie fiese Pläne, die, der Natur solcher Filme wie Es ist zu deinem Besten folgend, natürlich reihenweise nach hinten losgehen.

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Es ist zu deinem Besten – Eine Kritik

Wie schon zuvor angedeutet, ist der Humor und der generelle Aufbau von dieser Komödie eigentlich absolut akzeptabel, teilweise sogar richtig gut. Doch um Es ist zu deinem Besten genießen zu können, muss der geneigte Zuschauer in der Lage sein, bei dem einen oder auch anderen Detail ein Auge zuzudrücken. In erster Linie muss diese Technik angewendet werden, wenn es um die Charaktere selbst geht und wie diese sich präsentieren.

Schließlich handelt es sich bei allen dargestellten Figuren in gewisser Weise um schwer verdauliche Personen, die es einem mit ihrer Art äußerst schwer machen, sich zum einen mit ihnen zu identifizieren und zum anderen ihr Verhalten nachvollziehen zu können. Die drei Väter sind beinahe durchgehend auf den Kopf gefallen, die Töchter benehmen sich nicht selten zickig und zeigen sich beinahe dauerhaft zu ichbezogen, die potenziellen Schwiegersöhne sind teilweise einfach nur frech und respektlos und die Frauen der Super-Schwäger lassen eine eigene Persönlichkeit vermissen.

Wenn es um Mütter, Töchter und Schwiegersöhne geht, fällt dies zum Glück gar nicht weiter ins Gewicht, da sich die Handlung sowieso fast durchgehend auf die drei Väter konzentriert. Doch gerade deswegen ist es schade, dass es lediglich einen Charakter unter diesen gibt, der wirklich gut ausgearbeitet wurde, während die anderen beiden eher schlecht als recht mit dem Zweck zusammengeschustert wurden, gewissen Kinogängern eine Bezugsperson zu geben.

So bleibt am Ende eigentlich nur Heiner Lauterbach als Anwalt Arthur positiv im Gedächtnis, da dessen Figur nicht nur besser entworfen wurde, sondern von Lauterbach auch interessant verkörpert wird. Mit einer humorvollen Mischung aus Loriot und Sky du Mont trägt er das Werk fast durchgehend auf den Schultern und ist nicht selten dafür verantwortlich, dass die Handlung spannend bleibt und der Witz nicht beständig aus ihr herausgekitzelt werden muss.

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Es ist zu deinem Besten – Keine Witzparade

Lacher am laufenden Band gibt es aber auch mit Lauterbachs Hilfe nicht, da der Film einfach nicht darauf ausgelegt ist, beständig komisch zu sein. Er könnte es wohl sein, doch entschied man sich stattdessen dafür, unnötige dramatische Spitzen einzubauen und die Figuren so auszuarbeiten, dass wirklich jede Art von Zuschauer sich irgendwo in irgendwem wiederentdecken kann. Doch wie immer, wer es allen Recht machen will, macht es am Ende im schlimmsten Fall niemandem Recht.

So negativ fällt die Wertung für Es ist zu deinem Besten am Ende zum Glück nicht aus, doch wirklich durchgehend Spaß haben kann mit diesem Werk auch niemand, einfach schon deswegen, weil Rothemunds Film zu viel will und zu wenig tatsächlich geschultert bekommt. Was unterm Strich bleibt, sind ein paar wirklich gute Gags, einige eher Okayige und ein ganzer Batzen flacher Sprüche und Witzeleien, die zum Fremdschämen einladen, manch einem von euch aber vielleicht nichtsdestoweniger gefallen.

Alles andere, das für euch an diesem Film vielleicht noch interessant sein könnte, fällt unter die Kategorie 08/15. Es ist zu deinem Besten folgt dem altbekannten Aufbau einer deutschen Komödie, mit allem, was dazu gehört. Der dramaturgische Höhepunkt, der mit Erkenntnis und einer verdrückten Träne rühren möchte, Jürgen Vogel, der sich wie der Bauarbeiter im Kiez benimmt, der sein Frühstück mit nem Bierchen runter spült, und Sözer, der typisch bedröppelt dreinblickt und meistens nur traurig oder überrascht gucken kann.

Noch einmal über den Text geflogen mögen die Ausführungen hier daher wahrscheinlich so wirken, dass sich Es ist zu deinem Besten gar nicht lohnt, doch tatsächlich fallen die negativen Punkte für mich nur deswegen so stark ins Gewicht und werden in dieser Kritik ebenso drastisch herauskristallisiert, weil sie so unnötig sind und eine eigentlich ganz gute und vor allen Dingen unterhaltsame Komödie dazu verdammen, nicht mehr zu sein, als Fernsehunterhaltung für einen verregneten Samstagnachmittag.

Fazit

Es ist zu deinem Besten zu bewerten, ist gar nicht so einfach, weil der Film weder wirklich gut, noch wirklich schlecht ist. Und dank einiger grandioser Ideen, gezielter, wirksamer Gags und der wunderbaren Performance von Heiner Lauterbach, mag man sich, zumindest in meinem Fall, weigern, zu weit unten anzusetzen. Doch durch Blödeleien zum Fremdschämen, der Bedeutungslosigkeit einiger Figuren und der gezeigten Faulheit, andere ordentlich auszuarbeiten, mag ich auch nicht weiter oben ansetzen.

Letztendlich bekommt das Werk von Marc Rothemund daher die fast schon für solche Filme üblichen drei von fünf Sterne. Irgendwo über dem meisten Mist, den uns die deutschen Produktionsfirmen so scham- und maßlos hinterherwerfen, doch auf jeden Fall auch unter den kleinen Perlen und Überraschungshits, die hier und dort immer mal wieder das Licht der Welt erblicken. Gut, aber nicht spitze, schlecht, aber nicht unterirdisch.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 05.10.2020