Filmkritik: Parfum des Lebens – Die Dame und ihr Chauffeur

  

Filmkritik von Peter Osteried | 25.01.2021

Schon im Februar sollte „Parfum des Lebens“ in den Kinos starten, nun sucht man einen neuen Termin für die Zeit nach dem Lockdown. Hier ist unsere Kritik zum französischen Film.

Emanuelle+Devos,+Gregory+Montel_Parfum des Lebens

Es ist ein unspektakulärer Film, der mit PARFUM DES LEBENS geboten ist. Einer ohne Action, ohne Sex, ja, sogar ohne eine Romanze. Stattdessen betrachtet er sensibel und einfühlsam das Leben zweier unterschiedlicher Menschen, deren Wege sich zufällig kreuzen.

Parfum des Lebens – Zur Handlung

Mademoiselle Walberg ist eine „Nase“. So nennt man Menschen, deren Geruchssinn extrem ausgeprägt ist und die sich damit – mehr oder minder – ein goldenes Näschen verdienen. Walberg war früher die gefeierte Erschafferin von Parfüms, heute lebt sie von den unterschiedlichsten Aufträgen. Das Leder einer Luxus-Handtasche riecht unangenehm? Mademoiselle Walberg sucht nach einem Duft, der komplementär den unangenehmen Geruch verschwinden lässt.

Häufig muss sie außer Haus arbeiten. Eines Tages wird darum der Chauffeur Guillaume angeheuert, der sie zu ihrer neuen Wirkungsstätte bringen soll. Die erste Begegnung ist nicht unbedingt harmonisch. Aber Walberg fordert Guillaume später wieder an. Es entspinnt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.

Gregory+Montel_Parfum des Lebens

Parfum des Lebens – Eine Kritik

Geringere Filme hätten wohl versucht, aus diesem Stoff eine handfeste Romanze zu machen, aber um eine Liebelei zwischen den beiden Hauptfiguren geht es niemals. Sie wird nicht mal angedeutet. Zuerst ist es nur das Verhältnis eines Bosses zu einem Bediensteten, dann wird – je mehr Privates sich die beiden erzählen – zu einer Freundschaft. Auch die wird mit zarten Banden dargestellt, weil der Film wohlbedacht erzählt ist. Freundschaften im Erwachsenenalter entstehen seltener als in jungen Jahren. Insbesondere bei einer introvertierten Persönlichkeit wie Mademoiselle Walberg. Umso überzeugender ist es, wie die Grenzen hier fallen.

Wenn er sich bei einem Auftraggeber für sie einsetzt und mehr herausholt, als ihre Agentin. Wenn sie ihm Tipps gibt, was er seiner Tochter zum zehnten Geburtstag wirklich schenken soll. Das sind schöne, ruhige, ehrliche Momente. Sie sind es, die den Zuschauer in den Film hineinziehen.

Denn die Geschichte ist eigentlich klein und unscheinbar, aber sie ist authentisch. Man kann sich mit den Figuren identifizieren – und das mehr als üblich. Weil der Film der Versuchung widersteht, mehr als nur eine sich anbahnende Freundschaft aus dieser Beziehung zu machen.

Fazit

PARFUM DES LEBENS ist ein simpel gestrickter Film, der von seinen beiden hervorragenden Hauptdarstellern lebt. Er hat wunderbare Momente. Solche der Einsamkeit, der Trauer, des Leids, der Freude – eben des ganzen Spektrums, das man als Mensch Tag für Tag erlebt. Genau das macht diesen leichtherzigen Film so angenehm. Weil er im Meer großer und pompöser Filme – das gilt für die Blockbuster ebenso wie für die exaltierten Dramen – ein Fels in der Brandung ist. Ein Film, der sich den Erwartungen entgegenstellt und den Zuschauer doch über die volle Laufzeit bei der Stange hält. Weil man wissen will, ob er auch zum Ende hin seine Geschichte konsequent erzählt.

Bewertung: 4/5****

parfum_des_lebens-Poster