Filmkritik: Songbird – Wenn die Pandemie richtig mies wird …

  

Filmkritik von Peter Osteried | 26.01.2021

Der Film „Songbird“ hätte in den USA dieses Jahr im Kino kommen sollen, wurde dann aber als VoD veröffentlicht. In Deutschland startet der Film am 12.02. bei Amazon Prime Video.

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Es ist der Film zur Krise. Geschrieben und gedreht während der Pandemie unter Pandemie-Bedingungen, über eine Pandemie, die mit COVID-23 aber deutlich tödlicher und disruptiver ist als COVID-19, und derart, dass man ihm in jedem Moment anmerkt, dass man auf die Schnelle abkassieren wollte. Denn gut ist SONGBIRD nicht.

Songbird – Zur Handlung

COVID-23 hat die Welt verändert. Jeder Mensch muss in seiner Wohnung bleiben. Nach draußen dürfen nur die wenigen Immunen, darunter auch Nico (K.J. Apa), der als Kurierfahrer arbeitet und dabei auch Dinge mitbekommt, die er gar nicht wissen sollte – etwa, dass eine seiner Kundinnen Armbänder besorgen kann, die Normalos als Immune ausweisen. Das benötigt Nico schließlich auch, denn seine Freundin ist in höchster Gefahr.

Ihre Oma ist in derselben Wohnung gestorben und ihr droht die Verschleppung in eine Q-Zone. In diesen Quarantäne-Gebieten werden alle Kranken untergebracht – und wohl dem Sterben überlassen. Für Nico beginnt ein Rennen gegen die Zeit.

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Songbird – Eine Kritik

Die Idee, weiterzudenken, was eine Pandemie ausrichten würde, bei der nicht „nur“ bislang knapp zwei Millionen Menschen gestorben sind, sondern Hunderte Millionen ins Gras beißen müssen, ist per se nicht schlecht. Die Umsetzung allerdings lässt zu wünschen übrig. Einerseits, weil es der Film versäumt, wirklich klarzustellen, wie verheerend diese Pandemie ist, andererseits, weil er sich in einer lahmarschigen, völlig generischen Geschichte ergeht, die reichlich Leerlauf hat – und das bei einer Laufzeit von weniger als 90 Minuten.

Am Beeindruckendsten an SONGBIRD ist sicherlich das Ensemble. Neben Apa agieren hier Demi Moore, Craig Robinson, Peter Stormare, Paul Walter Hauser und Alexandra Daddario. Die wenigsten dieser Figuren treffen sich. Zumeist sind sie in ihren Wohnungen allein. Lockdown eben. Isolation. Soziale Distanz. Das kennt man ja. Überhaupt stellt sich bei dem Film häufig ein Deja Vu ein. In erster Linie ist das aber so, weil man sich einigermaßen langweilt. Damit beschwört der Film genau das Feeling herauf, das viele empfinden, die sich jetzt im Lockdown befinden. Jeder Tag ist gleich, alles ist etwas eintönig, die Ablenkung fehlt, kurz: Es ist einfach fade.

Der Film hat keinerlei Spannung, Peter Stormares Schurkenfigur agiert ohne Motivation, dafür aber mit reichlich Übertreibung. Am meisten versagt der Film aber dabei, ein Gefühl der Angst heraufzubeschwören. Er zeigt die Quarantäne-Camps nie, weswegen ihr Schrecken zwar behauptet, aber nie erlebt ist. Überhaupt schafft es der Film nicht, ein Gefühl des Unbehagens zu etablieren – etwas, das mit einer weltweiten Pandemie, die das Leben aller verändert, leicht möglich sein müsste. Aber der Film konzentriert sich nicht auf die große Geschichte, sondern auf die kleine Romanze, die den Zuschauer letzten Endes vollkommen kalt lässt.

Fazit

SONGBIRD ist pure Exploitation. Ein Film, der das Pandemie-Gefühl, mit dem wir alle leben, ausbeuten will. Aber er schafft es einfach nicht. Weil die Ideen zu unbedeutend und zu klein sind, weil die Produktionswerte einfach nicht da sind und weil die Figuren allesamt unterentwickelt bleiben. Man merkt SONGBIRD einfach an, dass hier nicht viele Ideen eingeflossen sind, sondern der Film auf die Schnelle heruntergehuscht wurde.

Bewertung: 2/5**

song1Bildmaterial (c) Leonine Filmverleih