Filmkritik zu "96 Hours — Taken 3"

  

Mit den Zeiten der Vergreisung der Gesellschaft wird das Rentenalter immer weiter aufgeschoben. Dieser Umstand macht auch vor ehemaligen CIA Agenten nicht halt. Selbst wenn diese mal die Beine hochlegen können und eigentlich die Früchte ihrer Arbeit genießen könnten, kommt plötzlich irgendwer daher und schiebt Stress. Willkommen im Dasein von „Taken“s Bryan Mills.

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Doch jetzt ist das Maß voll

Bryan Mills (Liam Neeson) hat es wirklich nicht leicht. Jahrelang hatte er, dank seiner Arbeit für die CIA, keine Zeit für Frau und Tochter. Um nicht den Kontakt völlig zu verlieren entschied sich der humorlose Miesepeter mit den speziellen Talenten für den verfrühten Ruhestand. Doch anstatt mit den anderen Geheimdienst-Rentnern in L.A. entspannt das ein oder andere Bier bei Burgern zu sich zu nehmen, kommt ihm jetzt andauernd die geliebte Familie dazwischen. Erst wird seine Tochter Kim (Maggie Grace) von albanischen Menschenhändlern in Paris entführt und dann will die bucklige Verwandtschaft eben jener Jahre später noch immer nicht das Kriegsbeil begraben lassen und versuchen Bryan Mills und seine Frau Leonore (Famke Janssen) zu entführen und grausam für den Tod des Oberschurken aus dem ersten Teil Rache zu üben.

Jetzt stehst Du vor mir und wir sind ganz allein

Und jetzt ist Bryan Mills zurück. Luc Besson hat mit Routinier Robert Mark Kamen (Das Fünfte Element, Transporter, Colombina, Taken I und Taken II) sich hinter das Drehbuch geklemmt. Da liegt es nahe leidgeprüft aufzustöhnen und sich zu fragen, wer denn jetzt wohl entführt werden würde? Vielleicht das Pferd, welches Kim von ihren Stiefvater im ersten Teil geschenkt bekam? Oder Kims nerviger Sunnyboyfreund aus Taken II? Nein, keine Sorge, dieses Mal kann sich der Actionfreund ganz beruhigt zurücklehnen. Luc Besson hat sich in den Jahren nach „Das Fünfte Element“ und „Leon der Profi“ zwar keinen Ruf als besonders kreativer Filmemacher erarbeitet und auch Robert Mark Kamen hat sich, als Träger der Goldenen Himbeere, in der Vergangenheit nicht nur mit Ruhm bekleckert, allerdings blieb ihnen bei „96 Hours - Taken 3“ gar nicht die Wahl eine neue Entführung anzuzetteln. Hauptdarsteller Liam Neeson hatte nämlich nur unter der Bedingung zugesagt in einem weiteren, abschließenden Teil der Reihe um Ex-Agenten und seine Familienprobleme der anderen Art teilzunehmen, wenn im dritten Film niemand entführt werden würde.

Denn Gewalt erzeugt Gegengewalt, hat man dir das nicht erklärt?

Tatsache ist, in Oliver Megatons neuem Werk ist von Menschenraub an den Hauptcharakteren keine Spur. Zu Beginn scheint es für Bryan Mills sogar ganz gut zu laufen. So mit Ex-Frau und Tochter. Aber der Schein trügt und diese Mal schreckt die Gegenseite vor einem Mordkomplott nicht zurück, der nonchalant Bryan Mills in die Schube geschoben wird. Der ehemalige Geheimagent kann sich natürlich an drei Fingern ausrechnen, dass da keine Leichtgewichte hinterstecken und so bleibt ihm nichts anderes über, als direkt zum Gegenangriff überzugehen. Sein Vertrauen in die Arbeit ausländischer Gesetzeshüter war in der Vergangenheit schon nicht das größte, bei denen des eigenen Landes macht er da keine Ausnahme.

Dabei hat er nicht nur das komplette Policedepartment von Los Angeles, sondern natürlich noch diverse andere Ermittlungsbehörden angeführt von Inspektor Franck Dotzler (Forest Whitaker) und sowie eine ganze Reihe von weiteren Einrichtungen mit drei Buchstaben an den Hacken. Denn auch die US-Regierung weiß, dass mit Bryan Mills an einem schlechten Tag nicht besonders gut Kirschen essen ist. Von den üblichen osteuropäische Schwerkriminellen ganz zu schweigen. Zur Handlung sei an dieser Stelle nichts weiteres verraten. Sie glänzt zwar nicht durch unvorhergesehene Handlungsschwünge, aber weiß es wieder mehr wie im ersten, denn wie im zweiten Teil der Serie, unlogische Momente geschickt mit Actionsequenzen zu entschuldigen und weiß wieder mehr des unfreiwilligen Humors des ersten Films auf. Die Macher haben sich eben auf das zurückbesonnen, was den Erfolg des ersten Teils ausmachte und dies in „96 Hours — Taken 3“ konsequent fortgeführt. Fast ein wenig zu sehr, denn wenn Bryan Mills sich mit beinah nackten, russischen Schwerverbrechern und rechten Händen von geheimnisvollen Strippenziehern im Hintergrund boxen darf, dann fragt man sich als Zuschauer doch kurz, was sich wohl Oliver Megaton und Luc Besson an dieser Stelle gedacht haben mögen und wo ihre tiefliegende Abneigung gegen osteuropäische Banden herkommen mag, aber dann fliegen bereits wieder die Fäuste und alles ist vergessen.

Immer mitten in die Fresse rein

Denn, man will sich ja nichts vormachen, darum geht es doch bei Filmen wie „96 Hours — Taken 3“. Um gut choreographierte Actionszenen, die zu einer unterhaltsamen Handlung zusammengestrickt wurden. Solang dabei nicht allzu sehr mit der heißen Nadel gestrickt wurde, ist alles gut. Allerdings sollte man auf schauspielerischer Seite nun auch keine Glanzleistungen erwarten. Liam Neeson spult sein vordergründig humorloses Standardprogramm ab, belegt aber in der Physikalität seiner erneut, was noch alles in ihm steckt. Gerne mehr davon, gerne auch in Filmen jenseits von Entführungsfällen. Famke Janssen als Leonore kommt glücklicherweise nur in sehr wenigen Momenten des Films vor, tritt sie doch bereits in den ersten Minuten von der aktiven Bühne ab. Dies soll keinen Vorwurf an die Allrounderin Janssen bedeuten, allerdings geben ihre Rolle und ihrer Filmtochter Maggie Grace einfach so wenig an Potential her, dass es einem Film nicht gut tut, von ihnen gleich zwei ertragen zu müssen.

Ebenfalls irgendwie sein Standardprogramm spult auch Forest Whitaker ab. Der Charakterdarsteller versucht seine Rolle als mit allen Wassern gewaschener Inspektor Franck Dotzler mit so viel Leben anzufüllen, wie es das Korsett der Rolle eben zulässt. Warum allerdings weder Hollywood, noch das französisches Hochglanzkino diesem Mann die wirklichen großen Rollen zutrauen bleibt schwer zu beantworten. Die wahren Oberschurken des Films, gespielt von Sam Spruell als leichtbekleideter Oleg Malankov und Dougray Scott als Stuart St. John bekommen ähnlich viel Platz eingeräumt wie Johnny Weston als Kims namenloser Freund und Bryan ehemalige Arbeitskollegen. Aber das reicht auch voll und ganz. So kommt erst gar nicht die Chance auf, bei dem Actionfeuerwerk zu stören.

Fazit

„96 Hours — Taken 3“ ist sicherlich kein Geniestreich. Aber das will der abschließende Teil der Reihe auch gar nicht sein. Es ist ein ungezwungener Actionstreifen, der sich den üblichen Klischees des Genres beugt und sehr auf Kundenzufriedenheit zugeschnitten ist. Ein wenig zu sehr könnte man kritisch anmerken. Wem die ersten beiden Teile lagen, der wird sich hier bestens aufgehoben finden. Quereinsteiger nehmen sich natürlich eventuelle Überraschungen in den ersten beiden Teilen, aber seien wir doch mal ehrlich: Die einzigen Überraschungen in der Taken Reihe sind doch die kreativen Einsatzmöglichkeiten von alltäglichen Gegenständen in Foltersequenzen.

Bewertung: 3 von möglichen 5 Sternen. ***

Filmkritik von Julius, 03.01.2015

Mehr Informationen zu "96 Hours -  Taken 3"

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