Filmkritik zu "Fifty Shades of Grey"

  

Verfilmungen von Bestsellerromanen sind an sich schon immer eine Angelegenheit, an der sich die Geister scheiden. Nur sehr wenige Regisseure und Kameraleute beherrschen eine so mächtige Bildsprache, die für ein breites Spektrum auch die Bilder erzeugen und Eindrücke umsetzen können, die die Vorlagen dem Leser suggerierten. Und selbst diese sind in vielen Fällen auch nur eine Interpretation dessen, was eben Drehbuchautoren, Regie, Kamera und Cast aus der Romanvorlage herausholen.

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Devot-Rezessives Mauerblümchen

Pünktlich zum Valentinstag ist es eben der Bestseller von E. L. James „Shades of Grey 1 — Geheimes Verlangen“, der als „50 Shades of Grey“ die internationalen Leinwände erreicht. Der Hype um das Erotikdrama ist im Vorfeld entsprechend hoch gewesen und die Stimmen der Kritiker sehr laut. Ein Beziehungsdrama für die weiblichen Sinne mit erotischem Inhalt und starken Bezügen zu BDSM sein einfach nicht umsetzbar, die Darsteller seinen nicht die richtigen, würden nicht den Vorgaben der Romanreihe im Detail entsprechen....diese Liste ließe sich sicher bis fast ins endlose und noch so kleine Detail fortführen. Wie bei einer solchen Verfilmung zu erwarten, wurde jenseits der Romanvorlage für den Film mächtig zusammengekürzt, rausgestrichen und in ein filmisches Korsett gepackt. Denn „Shades of Grey“ als Roman ist eher fragmentarischer Natur und sehr in einzelne Szenen aufgeteilt, die in einander übergehen und entsprechend eines zeitlichen Rahmens miteinander verknüpft sind. Immer wieder werden sie durch innere Monologe des Hauptcharakters Anastasia Steele unterbrochen, die sich vom Mauerblümchen zu Greys „Sub“ (also dem unterwürfigen Part im Machtverhältnis von SM Verhältnissen) entwickelt, damit allerdings nicht so wirklich glücklich wird.

Die filmische Korsage nun presst diese Szenen in eine durchgehende Handlung — was aus sich des Verständnisses für Zuschauer durchaus Sinn ergibt. Allerdings nimmt dieser aufgezwungene Rahmen der eigentlich nicht wirklich spektakulären Handlung schon vorab einen gewissen Reiz. Aus der tendenziell recht gegen-emanzipatorischen Handlung, mit der die Romanfigur durchaus kritisch umgeht, wird eine gradlinige Handlung ohne Wendungen, gegen die sich die meisten Hugh Grant Romanzen als kompliziert aufplustern könnten und dürften. Schlussendlich passt nun der Inhalt auf einen Bierdeckel.

Dabei wurde doch im Vorfeld von den Produzenten, Universal Pictures und Focus Features darauf geachtet, dass eben keine Männer hinter dem Film stehen und so gar nicht erst der Gedanke aufkäme, Männer würden versuchen für Frauen einen „Frauenroman“ zu erklären. Statt also Bill Condon (Breaking Dawn), Bennett Miller (Capote, Foxcatcher) oder Steven Soderbergh zu verpflichten, wurde mit Sam Taylor-Wood (Nowhere Boy) ein vergleichsweise unbeschriebenes, eben weibliches Blatt erwählt. Auch als Drehbuchautorin wurde von Beginn an Kelly Marcel (Saving Mr. Banks) ausgewählt — und das obwohl Bret Easton Ellis (American Psycho) öffentlich Interesse an dem Job bekundet hatte. Noch bevor dies alles in trockenen Tüchern war, wurden dann bereits hektische Gerüchte um den Cast in die Welt gesetzt. Namen wie Robert Pattinson, Alexander Skarsgård und Charlie Hunnam als Besetzung für Christian Grey machten die Runde, das Studio selber wollte Ryan Gosling haben. Der hatte aber überhaupt gar keine Lust. Selbiges geschah auf Seiten des Castings für Anastasia Steele. Alicia Vikander, Imogen Poots, Elizabeth Olsen, Shailene Woodley und Felicity Jones, aber auch Kristen Stewart waren im Gespräch. Schlussendlich wurden es dann Dakota Jones, die Tochter von Don Johnson und Melanie Griffith, und Jamie Dornan. Beide auch alles andere als die bekanntesten Gesichter.

Nett ist der kleine Bruder von Scheiße

Und wie das eben mit unbekannten Größen so ist: Es kann funken, muss es aber nicht. Dakota Jones auf der einen Seite macht ihren Job gut und man nimmt ihr in den meisten Phasen des Films ihre Rolle als Ana durchaus ab. Das scheint sich auch schnell, ob sie nun Hollywood Adel ist oder nicht, herumgesprochen zu haben und so wundert es wenig, dass sie bereits mit „Anarchy“ und „Black Mass“ in der nächsten Zeit an Seiten von Größen wie Benedict Cumberbatch zu sehen sein wird. Von dieser jungen Damen darf man in der nächsten Zeit also noch einiges erwarten.

Jamie Dornan hingegen wirkt absolut deplatziert. Fast möchte man meinen, er wolle zwingend das Set verlassen und hätte eigentlich gar keine große Lust auf seine Rolle. Kein Wunder, denn irgendwie ist Christian Grey auch ein gewaltiges Arschloch, das mehr als nur eine Schraube locker hat. Dreht es sich ja eigentlich bei BDSM-Beziehungen in hohem Maße um Vertrauen, immerhin ist man als „Sub“ dem oder der „Dom“ voll und ganz, bis zu im Vorfeld festgelegten Grenzen, ausgeliefert. Christina Grey aber ist ein Kontrollfreak mit schrecklichen, frühkindlichen Erlebnissen und einem gleichfalls frühen Einstieg in BDSM Beziehungen. Da hier schon die Chemie nicht wirklich funktioniert, hat es der Rest des Films auch nicht unbedingt leichter zu überzeugen.

Am Ende knallt die Peitsche

Zentraler Punkt des Hypes ist der softpornöse oder softerotische Charakter des Romans. Da wundert es dann auch wenig, wenn Regisseurin Taylor-Wood „9½ Wochen“, „Last Tango in Paris“ und „Blue Is the Warmest Color“ als Inspirationen auflistete. Aber viel hat sie aus ihren Vorlagen nicht gezogen. Zwar gibt es ein wenig nackte Haut und sehr schlecht bis gar nicht frisierte Schambehaarung auf beiden Seiten zu erblicken, aber filmisch ist dies alles so spröde umgesetzt, dass es wirklich schwer fällt da auch nur einen Hauch von Erregung zu verspüren. Zusätzlich erschwert wird dies alles durch einen unsäglichen Soundtrack, der zwischen kuschelrockigem und kuschelr'n'bigem hin und her wechselt und entweder von Christian Greys Geklimper oder Streichern durchbrochen wird. Wirklich beachtlich hingegen ist die Dreistigkeit des Productplacements in den 125 Minuten „50 Shades of Grey“.

Fazit

Der Film hat Erfolg und wird sicherlich einiges an Geld in die Kassen der Macher scheffeln. Die beiden Nachfolger sind bestellt. Ob man sich das Drama allerdings im Kino antun muss, sei jedem und jeder selber überlassen. Der Film scheitert nicht, er bereichert allerdings auch nicht und ist schrecklich vorhersehbar. Sogar die spröden Dialoge, noch spröder als Grey's Fesselspielchen, eignen sich hervorragend dafür sie mitzusprechen, ohne den Text zu kennen. Knisternde Erotik, anrüchiges Kino oder fesselndes Beziehungsdrama gehen wirklich anders. Auf der anderen Seite war das Ergebnis bei Hollywoods Hang zur Überproduktion und Angst vor wirklich couragierten Filmen auch nicht anders zu erwarten. Ein Flasche Prosecco hilft beim Kinobesuch sicher um über die gröbsten Schnitzer hinwegzuhelfen.

Bewertung: 2 von 5 möglichen Sternen.**

Mehr Informationen zu "Fifty Shades od Grey"

Unsere Film-Info zu "Fifty Shades of Grey" mit dem Trailer, Bildern aus dem Film und weiteren Informationen findet ihr hier. Bilder von der Weltpremiere des Films laden wir heute noch hier hoch. Fifty Shades of Grey ist ab sofort in den Kinos zu sehen.