Filmkritik zu "Jupiter Ascending"

  

Wenn man „Jupiter Ascending“ gesehen hat, dann kommt man nicht umhin zu denken: „Die bessere Version von Jupiter Ascending dürfte am Boden irgendeines Schneideraums liegen.“ Die Kinofassung lässt sich leider im besten Fall als „unglücklich“ bezeichnen. Sicherlich sind Science-Fiction und Science-Fantasy keine einfachen Genres. Aber gerade von Meistern ihres Fachs wie Andy und Lana Wachowski (The Matrix, Cloud Atlas) erwartet man die nötige Erfahrung und vor allen Dingen das notwendige Talent sich der Aufgabe eine guten Science-Fiction Geschichte zu erzählen gewappnet zu sein.

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Die Mischung macht's

Den Machern zu Gute kommt, dass es in diesem Genre nicht schwer fällt, zu erkennen ob eine Geschichte mit Liebe und Ambition erzählt wird. Lieblosigkeit offenbart sich allzu schnell in den Details, die gerade den Reiz einer solchen Geschichte ausmachen. Es benötigt eben eine zusätzliche Schicht ehrlicher Kreativität, die eine Realität erschafft, welche nicht von den Gesetzen der uns bekannten Wirklichkeit zusammengehalten wird, sondern auf ihren ganz eigenen Grundregeln fußt. Nicht nur aus narrativer Sicht kann es eine wahre Freude sein, zu beobachten, wie die perfekte Mischung ein Universum Schritt für Schritt mit einer klugen und einzigartigen Erzählung nach und nach entblättert. Dies aber verlangt immer nach einem Gespür für die richtige Balance. Ein Schippchen zu viel auf die eine Waagschale lässt alles in einem wirren Chaos enden, aus dem niemand schlau wird. Ein Schippchen zu viel auf die andere Waagschale erschafft ein Bild, das hohl und unvollständig wirkt. Es ist wirklich traurig sagen zu müssen, dass Andy und Lana Wachowski's „Jupiter Ascending“ in die letztere Kategorie fällt.

Alte Teile in neuen Vehikeln

In „Jupiter Ascending“ setzen die beiden und ihr Team auf ein ähnliches Pferd wie in der Vergangenheit in „The Matrix“ und „Cloud Atlas“. Leider zäumen sie aber genau dieses Pferd in einer neuen Welt allzu identisch auf. Dieser Umstand ist zudem schlicht und ergreifend nicht zu übersehen. Sicherlich kann es schön sein, eine bekannte Geschichte noch einmal zu sehen, aber irgendwie erwartet man dann doch mehr als nur ein neues Gewand. „Jupiter Ascending“ spielt, wie vorherige Werke, in einer lebendigen und umfangreichen Welt. In dieser operieren Legionen von Supersoldaten, deren DNA mit der von Tieren vermischt wurde. Daraus entstanden dann auch der wölfische Caine (Channing Tatum) oder der bienenhafte Stinger (Sean Been). In dieser Welt existieren Galaxien umspannende Konzerne, die mit Welten umspringen, wie mit Investment Anlagen. Es existiert sogar eine, nicht zu Unrecht ein wenig an Terry Gilliam erinnernde, Bürokratie auf den tiefsten Ebenen, die scheinbar nur die Aufgabe hat lange Schlangen von Individuen aus allen Teilen der Universen von einer Abteilung zur nächsten zu schleusen. Diese Welt ist dicht gewebt, schräg, interessant und bisweilen sogar witzig (ohne albern zu wirken). Aber diese Welt ist mal wieder um einen beziehungsweise eine Auserwählte herum gesponnen. Genau diese Geschichte wirkt leider sehr ausgelutscht, verworren und bröckelt stellenweise sogar so sehr, dass sie bemüht und ermüdend daherkommt — auch wenn sie zumindest schön repräsentiert ist.

Die helle Seite

Denn was man den Wachowskis nicht vorwerfen kann, ist, dass sie keine Händchen für ein gutes Casting hätten. Sowohl Mila Kunis als auch Channing Tatum sind zwei im gleichen Maße charismatische wie auch optisch ansprechende Hauptdarsteller, denen es zu verdanken ist, dass sich manche Schwächen der Erzählung tolerieren lassen. Mila Kunis spielt Jupiter Jones, eine illegale Einwandererin, die sich als Haushälterin in unserem, heutigen Chicago durchschlägt und zusammen mit ihrer aus Russland immigrierten Familie lebt. Wenig erstaunt es dann den Zuschauer, wenn ihr Leben plötzlich aus dem gewohnten Ablauf gerissen wird, als sie das erste Mal auf einen Fremden trifft. Dieser Fremde ist Caine (Channing Tatum), eine Art intergalaktischer Kopfgeldjäger. Durch ihn und die sich überschlagenden Ereignisse erfährt Jupiter dann auch, dass sie ein immer wiederkehrendes genetisches Phänomen ist, die mächtigste Frau in der gesamten Galaxie und ihr Erbe im wahrsten Sinne des Wortes die Erde ist. Denn ihre letzte Ausgabe trat den Gang alles (über)irdischen an. Dieser Teil der Geschichte ist eher einfach und eben bekannt. Aber gerade hier bleibt „Jupiter Ascending“ sehr angenehm und erfüllt die Erwartungen an eine himmel-zerreißende Actiongeschichte, gepaart mit der Erzählung um Jupiters „Erwachen“.

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Die dunkle Seite

Allerdings beginnt dieses Fundament spätestens mit der Einführung des Trios der Gegenspieler zu zerfallen. Ein sehr schwer wiegendes Problem, tauchen sie doch in der Erzählung wieder und wieder auf. Die drei sind die letzten Überlebenden der Abrasax Familie und die Söhne und Tochter einer Frau, die zu Jupiter ein genetisches Gegenstück ist, also ebenfalls eine berechtigte Erbin der Welt. Jeder (und jede) von ihnen hat eine eigene Agenda, warum sie die Herrschaft der Welt an sich reißen möchte. Dieses Interesse ist natürlich rein monetärer Natur und jede dieser Geschichten schadet dem Film mehr, als das dieser davon profitiert. Kalique (Tuppence Middleton) ist völlig überflüssig für den Film, bekommt jedes Mal eine große Exposition nur um dann einfach zu verschwinden. Titus (Douglas Booth) wirkt konstant wie eine unnötige Verzögerung in der Erzählung und spielt etwas, dass sich am besten als sperriges Hindernis beschreiben lässt. Balem (Eddie Redmayne) setzt dem allerdings noch die Krone auf. Sein Charakter ist in allen Belangen völlig überzogen. Gepaart mit der Redmaynes sehr bizarrer Performance voll von unnötiger Affektiertheit wirkt er in etwa so angenehm auf den Zuschauer wie ein entzündeter Zehennagel. Es wäre wirklich interessant einmal zu erfahren, was die Macher dem Schauspieler an Richtungen für die Darstellung vorgegeben haben. Je öfter „Jupiter Ascending“ diese drei Charaktere auftauchen lässt, desto häufiger wird der Fokus auf störende Details gelenkt und desto stärker werden die positiven Eigenschaften der Erzählung ausgehebelt und subtrahiert.

Stil gegen Substanz

Am momentanen Punkt ihrer Karriere ist der Ruf der Wachowskis der, wahre Künstler in Sachen Optik zu sein. Ihr visueller Stil ist einzigartig und das hilft dem Film in vielen Belangen. Dies zeigt sich nicht nur in den Spezialeffekten, sondern auch in den Kostümen und der Maske. Gerade die Idee der DNA-Vermischung bei den hybriden Soldaten wird hervorragend umgesetzt. Das komplette Design der Produktion wirkt bei „Jupiter Ascending“ sogar dann irgendwie noch einzigartig, wenn es sich ganz offensichtlich bei Werken wie Gilliams „Brazil“ bedient. Auch das Visual-Effects Team verdient Applaus, denn die Luft- und Raumschlachten, genau wie die fremden Welten sehen einfach nur großartig aus. Leider aber kann all dieses Spektakel nicht den Umstand negieren, dass die Motivationen vieler Charaktere mehr als nur zweifelhaft wirken und dass sich der dritte Akt der Erzählung endlos lange hinzieht. Zumindest allerdings hilft die Optik ein wenig.

Fazit

Es ist schlussendlich schwer wirklich aufgebracht über „Jupiter Ascending“ zu sein. Dafür sieht der Film einfach zu gut aus. Die kreative Leistung im Hintergrund ist beeindruckend und die sowohl der männliche, als auch die weibliche Hauptdarstellerin leisten ganze Arbeit. Besonders schlimm ist es allerdings, wenn man nach und nach begreift, dass einige der Plotlücken und unverständlichen Entwicklungen durch einen Recut des Films entstanden sind oder durch eine bessere Drehbucharbeit hätten vermieden werden können. So erinnert der Film immer mehr an die späteren Teile der Matrix Reihe.

Bewertung: 2 von möglichen 5 Sternen. **

Filmkritik von Julius, 03.02.2015

Mehr Informationen zu Jupiter Ascending

Weitere Informationen zu Jupiter Ascending findet ihr in unserer Filmdatenbank. Dort erwarten euch mehr Bilder aus dem Film, Poster, der Trailer und mehr. Kinostart ist bei uns am kommenden Donnerstag, dem 05.02.2015.