Filmkritik zu Sinister 2

  

Der unheimlichste Fan von verwackelten Super-8 Homevideos ist zurück! Nachdem Bughuul und seine menschlichen Mitbewohner im ersten Teil von „Sinister“ sich am Ende für getrennte Wege entschieden haben, ist es nun scheinbar an der Zeit, dass neues Blut in die Handlung gepumpt wird. Vieles deutet allerdings darauf hin, dass Bughuul uns nun des Öfteren auf der Leinwand heimsuchen wird.

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Sinister 2 startet am 17. September 2015 in den deutschen Kinos. Mehr zum Film bald in unserer Filmvorschau.

Dämonische Homevideo

2012 brachte Scott Derrickson (Der Exorzismus der Emily Rose, Der Tag, an dem die Erde stillstand, Erlöse uns von dem Bösen) einen Found-Footage Film der ganz besonderen Art in die Kinos. Hinter einem grausamen Mordfall vermeint True-Crime Autor Ellison Oswalt (Ethan Hawke) plötzlich mehr zu entdecken, als er in Haus des im Filme hauptsächlich im Vordergrund stehenden Gewaltverbrechens eine Reihe von Super-8 Filmen findet. Denn anders als gedacht hat der wahre Verbrecher sein mörderisches Treiben schon vor deutlich längerer Zeit begonnen. Wer nun den ersten Teil noch nicht gesehen hat, ordentlichem Grusel etwas abgewinnen kann, sollte sich weder eine schicke Portion Gänsehaut, noch einen wirklich spannenden Film verbauen und sofort aufhören zu lesen. Ich persönlich, manchmal bin ich allerdings auch eine echte Mimose, habe drei Anläufe gebraucht um „Sinister“ zu Ende zu gucken. Natürlich ist es kein Problem sich den zweiten Teil ohne Kenntnis des ersten anzusehen, aber es wäre schlicht und ergreifend eine verschenkte Gelegenheit.

Kinder des Zorns

Aber wie es nach einem kreativen Überraschungserfolg so üblich ist, wollen die Studios einen Nachfolger haben, Fans würden gerne sehen, wie die Handlung weiter gesponnen wird, sind sich aber nicht wirklich sicher, ob das tatsächliche Umsetzen einer neuen Handlung auch eine gute Idee ist. Scott Derrickson selber hatte nun für „Sinister 2“ gar keine Zeit auf dem Regiestuhl platz zu nehmen, denn zum einen hängt er schon in den Vorbereitungen zu Marvels „Doctor Strange“, zum anderen plant er einen weiteren Horrorfilm, zu dem er auch das Drehbuch schreibt für 2016. So wurde für die Regie

Ciarán Foy (Citadel — Wo das Böse wohnt) eingespannt, das Drehbuch aber stammt trotzdem von Derrickson und seinem Kollegen C. Robert Cargill, mit dem Derrickson schon „Sinister“ schrieb. Auf dem Papier machen die Autoren auch einiges richtig. Das wirkliche Mysterium hinter den Morden ist mit Bughuuls Enttarnung gelüftet. Es neu aufzugießen würde kaum mehr den Effekt haben können, den neuer Grusel eigentlich haben soll. Deswegen nehmen die Autoren auch so viel Abstand wie eben möglich von den Handlung des ersten Teils und konzentrieren sich mehr auf den „realen“ Horror eines durch Bughuul korrumpierten Kindes. Zwar ist auch dieser Gedanke nichts Neues, grade in den 80er Jahren schien es nahezu zwanghaft notwendig zu sein Kinder heimzusuchen und sie Dämonen verfallen zu lassen, aber diese Ebene der Handlung funktioniert auch auf der Leinwand sehr gut.

Erschreckendes im Hause Collins

Ein Gruselfilm, der auch auf den Ermittlungen seiner Charaktere aufbaut, braucht aber nun auch ein Mysterium, das enthüllt werden muss. Bughuul wurde nun aber schon im ersten Teil entlarvt und hier ziehen Derrickson und Cargill ein Substitut heran, welches deutlich weniger gut funktioniert. Anstatt Schrecken hervorzurufen, wirkt dies jetzt fast ein wenig albern. Der sonst düsteren und humorlosen Stimmung von „Sinister 2“ hilft das in keinster Weise. Erschwerend kommt noch hinzu, dass mit jedem Fortschritt im Film nicht nur dem spukigen und pudeligen Kern näher gekommen wird, sondern auch immer weitere Logiklücken ans Licht gezerrt werden.

So gerät „Sinister 2“ ein wenig auf die schiefe Bahn, die nur mit viel Toleranz auf Seiten der Handlung auch auf das Niveau gehoben werden könnte, auf welchem „Sinister“ sich bewegt. Zum Glück ist die Atmosphäre rund um die wirklich finsteren und gruseligen Momente so dicht, dass man immer wieder geneigt ist, die Fehler tatsächlich zu vergeben. Durch diesen Umstand jedoch wirken die Schockszenen des Films etwas aufgesetzt.

B-Besetzung auf ordentlichem Niveau

Schauspielerisch machen alle ihren Job. Für diejenigen, die den ersten Teil bereits gesehen haben, gibt es ein Wiedersehen mit James Ransone. Sein Deputy So & So ist in „Sinister 2“ vom Nebencharakter zum Hauptakteur avanciert. Shannyn Sossamon mimt die Mutter der drei Collins-Jungs, die zusammen mit Lea Coco als ihren Ehemann ein von Bughuul heimgesuchtes Haus als genau den Ort aussucht, um einen dringend überfälligen Neuanfang zu wagen. Erwartungsgemäß keine der besten Ideen. Auch viele weitere Gesichter auf Seiten der Darsteller werden Fans von US-Serien sicherlich bekannt vorkommen. Es ist durch die Bank nicht die erste, sondern auch auf TV-Ebene eher die zweite Garde, aber die Mängel des Films liegen nicht auf ihrer Seite, sondern im Drehbuch und der Umsetzung beziehungsweise Fortführung der Handlung. Mit dem Cast des ersten Teils oder offensichtlicher Vorbilder wie „Kinder des Zorns“, „Nighmare“ oder „Es“ will man sie dann aber doch nicht vergleichen.

Fazit

„Sinister 2“ ist eben nicht der Geniestreich, als der sich sein Vorgänger entpuppte. Er zeigt einige guten Ansätze, macht aber eben auch vieles weniger richtig. Zu allem Überfluss werden auch (scheinbar) wichtige Informationen für das Gesamtverständnis des Films dem Zuschauer absichtlich vorenthalten. In diesen Momenten erscheint die Androhung einer weiteren Fortsetzung vielleicht als das größte Unheil. Schlussendlich aber weiß „Sinister“ mit guten Schrecksequenzen zu punkten und tapfer sein Haupt knapp über den Durchschnitt zu erheben.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 29.07.2015