Filmkritik zu "The Midnight Sky – Eine Erzählung vom Ende der Welt"

  

Am 23. Dezember startet „The Midnight Sky“ bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum Science-Fiction-Film von und mit George Clooney.

Wenn George Clooney sich auf den Regiestuhl schwingt, dann sind das immer Projekte, die inhaltlich einen gewissen Mehrwert haben. Clooney ist ein politischer Mensch, sein Film ist es auch. Nicht offenkundig, aber in seiner Essenz, geht es doch um das Ende der Welt. Wie es dazu kam, erklärt THE MIDNIGHT SKY nicht, es ist einfach da – und sehr wahrscheinlich menschengemacht.

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The Midnight Sky – Zur Handlung

Drei Wochen nach einem Ereignis, dem die Menschheit zum Opfer gefallen ist, leben nur noch wenige Menschen in bunkerähnlichen Anlagen. So auch ein Wissenschaftler, der allein in einer Nordpol-Station geblieben ist und sich nur noch eine Aufgabe gestellt hat. Er versucht, Kontakt mit dem Raumschiff Aether aufzunehmen, dass sich nach jahrelanger Reise zu einem bewohnbaren Planeten auf dem Heimweg befindet. Der Mann will die Astronauten warnen.

Derweil ist man auf der Aether von der Kommunikation abgeschnitten, hat keine Ahnung, wieso niemand auf der Erde antwortet, und mit eigenen Problemen zu kämpfen.

The Midnight Sky – Eine Kritik

Es ist die Postapokalypse, das schon, aber wer hier einen Actionfilm erwartet, ist schief gewickelt. Das wäre wohl auch kaum, was Clooney interessiert. Stattdessen hat er sich mit ruhiger Hand an die Adaption des Romans von Lily Brooks-Dalton gemacht. Herausgekommen ist ein Film, der von einer unendlichen Traurigkeit getragen wird. Das macht ihn sicherlich nicht für jeden leicht goutierbar.

Aber das Ende der Welt ist nun mal nicht aufregend oder bombastisch, es kommt eher schleichend daher – so wie THE MIDNIGHT SKY. Man muss also wissen: Schnell erzählt ist dieses Drama im Science-Fiction-Gewand nicht. Aber dafür sieht der Film wunder- und kraftvoll aus. Vom Blick auf eine andere Welt über den Kampf durch den ewigen Schnee bis hin zur Reise durchs All sieht das alles hervorragend aus. Man denke etwa an GRAVITY (auch mit Clooney), nur deutlich zurückgenommener in seiner Erzählweise.

Es gibt kurze Action-Sperenzchen – mit Clooney im ewigen Eis, aber auch mit dem Raumschiff, das von Brocken im All getroffen wird –, aber diese Szenen fühlen sich eigentlich wie Fremdkörper an. Sie bringen eine Aufgeregtheit in die Geschichte, die sie gar nicht benötigt. In gewisser Weise wirken sie wie die einzigen Zugeständnisse an typisches Hollywood-Entertainment, zu denen Clooney bereit war.

Denn davon abgesehen ist dieser Film ein von seinem Spiel getragenes Drama. Den Schmerz eines Lebens, aber auch der Erkenntnis, dass alles ein für allemal endet, ist ihm ins Gesicht geschrieben. Der größte Spezialeffekt von THE MIDNIGHT SKY ist Clooney selbst, weil es sein Spiel ist, das das Ende der Welt begreifbar macht.

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Fazit

THE MIDNIGHT SKY ist ein schöner, ein wundervoll inszenierter Film, aber keiner, der es dem Zuschauer leicht macht. Man fühlt sich an einen anderen Endzeitstoff erinnert – an die Cormac-McCarthy-Verfilmung THE ROAD. Die war noch nihilistischer und deprimierender, aber Clooneys Film erzählt vom Ende. Unprätentiös, ohne falsches Pathos, sondern bodenständig und nachvollziehbar. Vielleicht kein Film, der Spaß macht, aber einer, der nachdenklich stimmt.

Bewertung: 4/5****

Filmkritik von Peter Osteried, 16.12.2020