Filmkritk zu Zoolander 2

  

Ob die Welt einen Nachfolger zu dem Ben Stiller Film um Mode und Supermodels „Zoolander“ aus dem Jahr 2001 braucht, dass ist eine Frage, die sich innerhalb der ersten 20 Minuten von „Zoolander 2“ mit einem flotten „Nein!“ beantworten ließe. Bis zur 20. Minute liegt „Zoolander 2“ noch unter „Anchorman 2“ Niveau. Wenig hilfreich ist es dann noch, wenn der Eröffnungswitz um das Ableben von Justin Bieber in jedem Trailer bis zum Geht-nicht-mehr durchgekaut wurde. Doch wer die Eröffnung durchhält, dem winkt eine unterhaltsame Belohnung.

zoolander 2 szene 3

Ab dem 18. Februar 2016 könnt ihr Zoolander 2 in den deutschen Kinos anschauen.

Zoolander 2: Lahme Anfänge

In Sachen Humor ist „Zoolander 2“ irgendwann einfach gnadenlos. Aber zudem wird die neue Regiearbeit von Ben Stiller auch gnadenlos clever. Zunächst erscheint Hansels und Dereks zweites Abenteuer nicht einmal wirklich ein Film sein zu wollen. Er springt von einer dümmlichen Plot Device zur nächsten und wechselt zwischendurch kurz zu 80er Jahre Musikvideo-Pastiches. Zeitgleich aber hat sich die Sicht auf die Modewelt im Vergleich zu „Zoolander“ noch verschärft. Beginnend mit Kyle Mooneys Darstellung des neuen Stars am Designerhimmel namens Don Atari, den nichts zu begeistern scheint, landen Derek und Hansel dank Billy Zane auf der pompösen Modenschau von Alexanya Atoz (eine beinahe nicht wieder erkennbare Kristen Wiig). Atoz wiederum spricht ein Englisch gespickt mit Worten, die in ihrer Betonung so falsch sind, dass sie kaum mehr verständlich sind. Diese Masche wird bei ihr derart hart durchgezogen, es kann mit Dereks Idiotie fast mithalten. Leider wird letztere auf Biegen und Brechen ausgeschlachtet, bis zum Punkt an dem es einfach nicht mehr witzig ist und auch den Drehbuchautoren Justin Theroux und Ben Stiller nichts besseres einfällt, als zu behaupten Derek würde einfach relevante Informationen nicht verstehen. Dies wiederum ist dann komplett der Fall, wenn Penelope Cruz als Agentin der Abteilung für Modeverbrechen von Interpol Hansel und Derek auf eine Mission zur Rettung der Welt (oder irgendetwas in der Art) schickt.

Letzte Rettung: Kannibalismus

Aber dann platzt der Knoten. Er platzt so sehr, dass sich diese Erleichterung endlich etwas zum Lachen zu entdecken mit Gefahr für die körperliche Unversehrtheit äußern könnte. Die Gagdichte und Witzsicherheit wird plötzlich so hoch wie die Häufigkeit von Cameoauftritten. In Absurdität versucht sich Szene um Szene und Charakter um Charakter zu übertreffen. Dies gelingt plötzlich so gut, dass Benedict Cumberbatch als Pangender-Model All fast schon wieder erstaunlich normal erscheint. Im Vergleich zu einem elaborierten Witz über die Reichen und Schönen der realen Modewelt, die einem 13jährigen Jungen das Herz aus der Brust schneiden wollen um dessen Blut zu trinken und damit ihre ewige Jugend erhalten wollen, erscheint dies allerdings auch nicht mehr wirklich schwer. Ab dem Punkt kommt dann endlich zusätzich Will Ferrell als finsterer Schurke Mugatu ins Spiel und Cyrus Arnold darf Dereks Sohn mimen.

Im weiteren Verlauf wird der Handlung immer wilder und Owen Wilson bekommt von Stiller endlich genug Platz eingeräumt seinem eigenen komödiantischen Genie Ausdruck zu verleihen. Allerdings geht dieser Umstand eventuell darin unter, dass „Zoolander 2“ noch mehr als „Tropic Thunder“ eigentlich genau die Hände beißt, die diese Filme füttern. In „Tropic Thunder“ wendet sich Stiller mit ironisch überspieltem Hass Hollywood und der Filmindustrie zu, in „Zoolander 2“ ist es, fast mit satirischer Härte, die Modewelt. Und dennoch schafft es Stiller Tommy Hilfinger und Alexander Wang als eben Tommy Hilfinger und Alexander Wang auftreten zu lassen und diese als Teilnehmer eines kannibalistischen Ritualmordes darzustellen.

Auf der anderen Seite hat sich „Zoolander 2“ aber irgendwann in so vielen Inversionen seiner Erzählung verstrickt, dass für den ein oder anderen Zuschauer alle Spitzen gegen die Fashionistas der realen Welt trotz ihrer Ehrlichkeit als völlig substanzlos erscheinen könnten.

Kultfrage Zoolander

In diesem Chaos tatsächlich die künstlerischen Leistungen und die „Craft“ in „Zoolander 2“ zu bewerten, fällt ein wenig schwer. Schnitt und Kamera erzeugen eben das Bild, was „Zoolander 2“ erzeugen will und machen in Sachen Video-Montage eine gute Figur. Aber für derlei ruft man eigentlich eher YouTube auf als einen Kinosaal zu betreten. Stillers und Theroux Drehbuch scheint ein völlig chaotisches Gagwerk zu sein. Aber dank Stillers Leistung als Regisseur kommt nach besagten 20 Minuten eine wirre Art der Ordnung in „Zoolander 2“ und alles findet sich.

Für manch einen Zuschauer könnten es an diesem Punkt bereits zu schwer sein. Wer nicht ganz wach nach einem langen Tag das Kino betritt, den und die könnte „Zoolander 2“ schnell in den Schlaf wiegen. Maximal fiktive und geschmacklose Katastrophen am Ufer der Hudsons könnten über diese anfängliche Länge hinwegtrösten.

Aber das Warten lohnt sich. Nicht das „Zoolander“ weiland ein besonders großer Wurf in Sachen komödiantischer Unterhaltung war, aber der Film hat sich bis heute einen nicht unwesentlichen Kultfaktor erarbeitet und erhalten. „Zoolander 2“ reicht an diesen nicht komplett heran, kann jedoch in den letzten vier Fünfteln seiner knappen 100 Minuten Laufzeit zu einem unterhaltsamen Kinobesuch beitragen.

Fazit

Modebegeisterte und Zoolanderfans werden nur schwer an „Zoolander 2“ vorbeikommen und die Fans, die Ben Stiller (noch) hat werden sich ebenfalls nicht auf Dereks und Hansels dümmliches Treiben verzichten wollen. Trotz des lahmen und dummen Beginns erklimmt „Zoolander 2“ kurz bevor es zu spät wäre humoristische Höhen und lädt zum witzigen Cameoraten ein.

Bewertung: 3 von 5 Sternen.***

Filmkritik von Julius, 12.02.2016