„Ghostbusters: Legacy“ Filmkritik: Warum nicht gleich so?

  

von Heiner Gumprecht | 30.10.2021

Es gibt wohl nur sehr wenige Fans von Ghostbusters (1984) und Ghostbusters II (1989), die in den letzten Jahren auf ihre Kosten kamen. Nicht zuletzt dank Dan Aykroyd und den Verantwortlichen bei Sony, die allesamt nie verstanden zu haben scheinen, warum die ersten beiden Werke so beliebt waren und die anscheinend wirklich dachten, eine Trickserie, ein Videospiel oder auch ein Reboot wären ein adäquater Ersatz für eine waschechte, liebevoll entworfene Fortsetzung....

Ghostbusters Legacy szene 001Bild: „Ghostbusters: Legacy“ (2021). ©Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH


Unzählige Kommentare im weltweiten Netz und entsprechende Bewertungen ließen diese Personen jedoch erkennen, dass sie sich auf dem falschen Pfad befunden haben und nach fast 32 Jahren fand man endlich die richtige Einstellung. So entstand nun unter der Regie von Jason Reitman, dem Sohn von Ivan Reitman, Ghostbusters: Legacy, der zwar kein wirklicher dritter Teil ist, dafür aber eine gelungene Verbeugung vor den Originalen und eine mehr als akzeptable Fortsetzung.

Ghostbusters: Legacy – Zur Handlung

Sowohl in der Welt des Ghostbusters-Universum als auch in der Realität gab es Verluste zu beklagen. Während wir uns in 2014 von Schauspieler Harold Ramis verabschieden mussten, der an den Folgen einer seltenen Autoimmunkrankheit verstorben ist, hat in Ghostbusters 3 sein Charakter Dr. Egon Spengler ebenfalls das Zeitliche gesegnet, jedoch durch übernatürliche Ereignisse, die die Einleitung zu dem Sequel darstellen.

Dessen Tochter, Callie (Carrie Coon), hatte zwar eine eher bescheidene Beziehung zu ihrem Vater, doch da sie auch verschuldet ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als auf die Farm zu ziehen, die ihr von ihrem Papa vermacht wurde. Zum Unglück ihrer beiden Kinder, Trevor (Finn Wolfhard) und Phoebe (Mckenny Grace), befindet sich das Grundstück nur leider irgendwo im Nirgendwo, wo der Verstorbene als verrückter Kauz bekannt war.

Während Trevor versucht, bei einem Mädchen (Celeste O'Connor) zu landen, entdeckt seine Schwester, dass es Geister wirklich gibt, ihr Großvater noch immer im Diesseits weilt und eine übernatürliche Bedrohung kurz davor ist, die gesamte Welt einfach zu verschlingen. Doch zum Glück hat Opa Spengler einige Gerätschaften hinterlassen, die es der Familie ermöglichen, in übergroße Fußstapfen zu treten und zu Geisterjägern zu werden.

Ghostbusters Legacy szene 003Bild: „Ghostbusters: Legacy“ (2021). ©Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Ghostbusters: Legacy – Eine Kritik

Erst einmal sollte erneut betont werden, dass das neue Werk von Regisseur Reitman nur bedingt eine Fortsetzung zu Teil 2 darstellt. Tatsächlich handelt es sich mehr um eine Ehrerbietung vor dem originalen Film und den Versuch, die Essenz dessen, was die Vorgänger ausgemacht hat, ins Heute zu übertragen. Daher unterscheidet sich „Ghostbusters: Legacy“ auch in Sachen Erzählstil und Aufbau stark von Teil 1 und 2, was jedoch keinen Negativpunkt darstellt.

Ganz im Gegenteil, dem Team hinter dem Film gelingt dieser Spagat außerordentlich gut und sie schaffen es gekonnt, die beiden Zeitalter miteinander zu verbinden. Was schlussendlich dazu führt, dass der dritte Teil sich für alle jüngeren Kinobesucher*innen lohnt, die die ersten beiden Teile kennen und lieben gelernt haben, und gleichzeitig auch jenen anbiedert, die bereits mit den Erstlingswerken von Ivan Reitman aufgewachsen sind.

So erlaubt sich „Ghostbusters: Legacy“ viele Neuerungen und Abänderungen, die die Materie erfolgreich ins Heute tragen, bleibt aber dem generellen Ansatz treu und versorgt den harten Fankern mit vielen Würdigungen des Originals und einer ungeheuren Menge an Easter Eggs. Dies gilt sowohl für den Gegenspieler in der Geschichte als auch für die Trickeffekte, die Ausarbeitung der Geister und dem trockenen Humor, der den Film dort über Wasser hält, wo gewisse Leerläufe Probleme bereiten.

Zwar hat das Werk einige Anlaufschwierigkeiten und nicht selten ist eine Szene ein klein wenig zu lang geraten, doch unterm Strich erkenne ich „Ghostbusters: Legacy“ nicht nur als Sequel an, sondern auch als gut gemachten Film, der erhobenen Hauptes neben den beiden direkten Vorgängern stehen darf und sollte. Ein wenig mehr Beteiligung der alten Garde wäre zwar wünschenswert gewesen, doch zum Finale wird ausreichend Genugtuung in dieser Hinsicht geleistet.

Ghostbusters Legacy szene 002Bild: „Ghostbusters: Legacy“ (2021). ©Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

Ghostbusters: Legacy – Überraschend gut

Es gibt nur zwei Punkte, die ich „Ghostbusters 3“ negativ anrechne und beide halten sich zum Glück in Grenzen. Zum einen gibt es zum Finale hin ein paar offene Fragen, die suggerieren, dass hier einige lose Fäden nicht ordentlich verknotet wurden, zum anderen klafft beim Abspann ein großes Logikloch, das Fans etwas sauer aufstoßen lässt. Das rührende Ende und der sichtbare Respekt vor den Originalwerken lässt diese Umstände aber verkraften, daher packen wir sie an dieser Stelle in eine Geisterfalle und lassen sie dort versauern.

Die Schauspielkunst aller Beteiligten ist ebenfalls von jeglicher negativer Kritik befreit, da sowohl die Ausarbeitung der Figuren als auch die Darstellung durch die entsprechenden Schauspieler*innen als erstklassig bezeichnet werden kann und beides abermals den Umstand untermalt, dass die Verantwortlichen gehörige Ehrfurcht vor der Vorlage hatten. Gerade die Jungdarstellerin Mckenna Grace („Annabelle 3“, „Captain Marvel“, „Ready Player One“) überzeugt auf ganzer Linie und erlaubt im Alleingang den Wunsch nach einer Fortsetzung.

Doch auch die anderen Beteiligten, wie Paul Rudd („Ant-Man“), Finn Wolfhard („Stranger Things“) und Carrie Coon ("Avengers: Infinity War“), leisten erstklassige Arbeit und sorgen mit ihrer überzeugenden Darbietung dafür, dass die Welt von Ghostbusters erneut zum Leben erweckt wird und nicht nur oberflächlicher Fanservice ist, den man für einen Moment okay findet, aber bereits nach kurzer Zeit vergisst. Ihre Figuren wiederzusehen erscheint durchaus wünschenswert.

Fazit

„Ghostbusters: Legacy“ ist nicht frei von Fehlern und es gibt mindestens ein Logikloch, dass detailverliebten Kinogänger*innen ordentlich auf die Stimmung schlagen kann, doch unterm Strich ist der Film von Jason Reitman („Juno“, „#Zeitgeist“) eine würdige Fortsetzung und vor allen Dingen eine wundervolle Verbeugung vor dem originalen Film und den Einfluss, den dieser auf die Popkultur hatte. Ob eine Fortsetzung funktionieren kann bleibt fraglich, doch der Wunsch, einen solchen Film zu sehen, ist dank diesem Werk so groß wie nie zuvor.

„Ghostbusters: Legacy“ könnt ihr ab dem 18.11.2021 im Kino anschauen. (Kinoprogramm hier!)

Bewertung: 4/5****


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Bild: Das deutsche Poster zu „Ghostbusters: Legacy“ (2021). ©Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH