Girl´s Night Out Filmkritik — Eine von vielen

  

Draußen wird es warm, die Vögel singen in den Bäumen, Eis tropft von gierigen, kleinen Kindermündern und in den Kinos halten die alljährlichen Sommerkomödien ihren Einzug. Regisseurin Lucia Aniello steigt mit dem bitterbösen Frauenspaß „Girl´s Night Out“ in den Ring und schickt Publikumsliebling Scarlett Johansson als Champion voraus. Abseits von diesem recht ansprechenden Lockmittel hat Sonys Frauenpower-Komödie leider wenig zu bieten.

Girls-Night-Out

Black Bride

Vier Damen waren als Teenager die allerbesten Freundinnen und unzertrennlich. Zehn Jahre nach Schulabschluss hat die Realität, wie zu erwarten war, die Party gesprengt und der Alltag die mittlerweile Erwachsenen eingeholt. Dreh- und Angelpunkt dieser Freundschaft war schon immer die schöne und erfolgreiche Jess — verkörpert durch Scarlett Johansson („Marvel´s The Avengers“, „Prestige — Die Meister der Magie“, „Lost in Translation“) — und so ist es wenig überraschend, dass die Gruppe zum Junggesellenabschied ihrer Anführerin komplett vertreten sein wird; das erste Mal seit Jahren.

Keine Frage, natürlich geht allerlei schief, Situationskomik läuft irre kichernd mit berechnender Slapstick über die Wiese des guten Humors und mittendrin gibt es dann auch noch eine Leiche und gleichsam einen Schauspieler, der mir die gesamte Vorstellung über absolut Leid getan hat. Mit diesem groben Gerüst könnten die Produzenten natürlich so allerlei nach oben ziehen, wäre da nicht die Gefahr, das Zielpublikum versehentlich auf einen kleineren Nenner zu reduzieren.

Um diesem Unfall gar nicht erst einen Gedanken zu geben, der sich ausbreiten und vielleicht noch in die Tat umsetzen kann, wurde absolut penibel und detailverliebt darauf geachtet, niemals die gewohnten Pfade zu verlassen und stets auf solche Mittel zu setzen, die bereits in der Vergangenheit eine möglichst breite Palette an unterschiedlichsten Kinogängern abgedeckt haben. Was „Girl´s Night Out“ am Ende von anderen Sommerkomödien dieser Art unterscheidet, ist der Star des Films und letztendlich natürlich der Humor, der aus der besonderen Chemie der insgesamt fünf Hauptdarstellerinnen entsteht und über den bekanntlich nicht gestritten werden kann.

Alles andere ist eine Aneinanderreihung von einzelnen Ideen und witzigen Momenten, die jedoch ganz klar im Auge des Betrachters liegen. Gut, schlecht, passt schon — es ist schwer einzuschätzen, wem diese Komödie aus welchen Gründen auch immer gefällt oder eben nicht gefällt, denn sie macht eigentlich nichts falsch. Lucia Aniellos („Broad City“, „Time Traveling Bong“) Werk ist einfach ein Ergebnis von Berechnungen und Statistiken; als entsprechend belanglos darf das Ergebnis bezeichnet werden.

Zuckersüßer Einheitsbrei

Sollte euch dieser Film wenig zusagen, ist dies zumindest nicht der Leistung der Schauspieler zu verschulden, denn von Johansson und Kate McKinnon, über Ty Burrell und Demi Moore, bis hin zu Jillian Bell und Ilana Glazer strengen sich durchgehend alle Beteiligten an und verkörpern ihre Figuren mit sichtbarer Hingabe. Dämliche Handlungen und unsinnige Gedankensprünge können wir den Darstellern schlecht anlasten.

Wem ihr die Schuld geben könnt, sind die Drehbuchautoren, welche die handlungstragenden Figuren zu Lückenfüllern für einzelne Ideen degradiert haben und denen es nie darum ging eine Geschichte gut, sondern lediglich gut genug zu erzählen.

Oder auch der Regisseurin, die stets nach Schema F gearbeitet hat und die Gelegenheit an sich vorbeiziehen ließ, „Girl´s Night Out“ einen eigenen Stempel zu verpassen. Nichts an diesem Werk hat ein besonderes Alleinstellungsmerkmal oder wenigstens Querschläger aus der Ideenschmiede zu verzeichnen. Weder im positiven, noch im negativen Sinne. Eine Komödie, die geschieht, existiert und sicherlich einige Fans erreichen wird. Und deren Inhalt man doch schon beim Gucken wieder vergisst.

Was am Ende bleibt

Wenn ich mit vorgehaltener Waffe gezwungen werde, etwas zu nennen, was „Girl´s Night Out“ (im Original „Rough Night“) im Vergleich zu anderen Vertretern dieses Subgenre anders umsetzt, dann ist es wohl die Darstellung von Mann und Frau. Taffe Mädels, die wissen wie man Party macht und jeden Kerl locker in die Tasche stecken können. Und daneben Wein verkostende, Windeln tragende Leierkastenmänner mit Hormonproblemen.

Nicht, dass diese Art der emanzipierten Rache nicht bereits mehrfach cineastisch umgesetzt wurde, diese extreme Version des Bäumchen-wechsle-dich-Spiels kratzt jedoch schon am Kellerboden der eindimensionalen Umsetzung.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht und darüber werden wir hier auch sicherlich nicht diskutieren. Entscheidet für euch selbst, ob ihr solche Twists als amüsant betrachten könnt oder nicht. In meinen Augen hatte die Idee einiges an Potenzial, sorgte tatsächlich auch für gelegentliche Mundwinkelzuckungen, verpasste es letztendlich jedoch mehr zu sein, als die verdrehte Version einer Sommerkomödie aus den frühen 1980er Jahren.

Was bleibt sind etwas mehr als eineinhalb Stunden Humor, der sich am Besten für leicht beschwipste Abende in gemütlicher Gesellschaft eignet und weniger für die große Leinwand. Die Handlung, Wendungen in der Geschichte und einzelne „Anspielungen“ sind durchschaubar wie eine brandneue Glasplatte und jeder, der seit mehr als einem Jahr Kinofilme schaut, weiß bereits im Vorfeld was passiert.

Fazit

Diese Komödie geht auf Nummer Sicher und verlässt zu keiner Zeit die bekannten Pfade und Vorgaben anderer Genrevertreter. Ihr werdet hier keinerlei neuen oder gar frischen Ideen entdecken und dürft gar nicht erst erwarten, dass in irgendeiner Form unkonventionell, überraschend oder wenigstens verspielt ans Werk gegangen wurde. „Girl´s Night Out“ ist lauwarme Unterhaltung, die sich mit entsprechender Gesellschaft aufheizen lässt und definitiv für gute Unterhaltung sorgen kann, sofern der Humor euren Nerv trifft.

Dabei ist das Werk von Lucia Aniello weder sonderlich gut, noch äquivalent schlecht, sondern einfach nur faul uns lustlos konzipiert. Manchmal sogar etwas zu steif und versucht, lustig zu sein. Quasi auf Gedeih und Verderb. Auf der positiven Seite: die Zeit mit diesem Film geht schnell vorbei und es gibt nur weniger Leerläufe und Szenen, die sich unpassend in die Länge ziehen. Die Wertung für „Girl´s Night Out“ müsste wahrscheinlich etwas höher sein, nichtsdestoweniger gibt es für die deutliche Faulheit und Lustlosigkeit der Produzenten einen Punkt Abzug ...

„Girl´s Night Out“ ist ab Donnerstag, 29.06.2017 in den Kinos zu sehen.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 26.06.2017