"Godzilla 2: King Of The Monsters" Filmkritik

Jahre nach der Vernichtung des Muto wurden auf der Welt viele weitere Monster entdeckt, die von der Bevölkerung mittlerweile als Titanen bezeichnet werden. Abgesehen von Godzilla, der der Menschheit im Kampf beigestanden hat, scheinen sich die anderen Wesen noch in einem tiefen Schlummer zu befinden, doch die Zeichen deuten darauf hin, dass dies nicht mehr lange der Fall sein wird.

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Ein ehemaliger Colonel der britischen Streitkräfte, Jonah Alan (Charles Dance), ist mittlerweile als gefürchteter Ökoterrorist aktiv und plant, alle Titanen zu wecken, damit diese die natürliche Ordnung auf der Erde wiederherstellen und die Menschheit auf ihren Platz verweisen können. Hilfe erhofft er sich dabei von der Paleo-Biologin Emma Russel (Vera Farmiga), welche ein Gerät entwickelt hat, das es quasi ermöglicht, mit den gigantischen Wesen zu kommunizieren.

Doch das Urzeitbiest, das die beiden zusammen aus seinem tiefen Schlaf reißen, ist nicht auf unserer Welt, um diese in ein Paradies zu verwandeln, sondern um sie den eigenen, für die Menschheit katastrophalen Anforderungen anzupassen. Die letzte Chance, das Wesen aufzuhalten, ist ein zweiter, ebenso mächtiger Alpha: Godzilla. Nichtsdestoweniger sieht die Regierung den König der Monster als genauso gefährlich wie dessen Feinde und plant bereits Schritte zu seiner Vernichtung ...

Krach, bumm, gähn ...

Als die ersten Kritiken zu "Godzilla 2" aus Übersee eintrafen, habe ich diese als gutes Zeichen dafür gesehen, dass es sich bei dem Film von Regisseur Michael Dougherty ("Trick ´r Treat", "Krampus") um wunderbares Hirn-aus-Kino handeln könnte. Es wurde nämlich von vielen der Kollegen aus den USA bemängelt, das Werk würde zu starken Fokus auf die Monsterkämpfe legen und zu wenig auf zwischenmenschliches Drama. Bei aller Liebe: Das ist doch genau, was wir von einem solchen Streifen erwarten.

Die Wahrheit sieht leider anders aus. Denn auch wenn die Fortsetzung zum 2014er "Godzilla" deutlich mehr Action zu bieten hat, so ist diese von allerlei Nonsens umringt. Vor, hinter und während der Kämpfe steht in erster Linie der unsinnige und zudem gescheiterte Versuch im Vordergrund, die brachialen Auseinandersetzungen zwischen Godzilla und King Ghidorah mit einer dramatischen Geschichte abzurunden.

Hierfür muss nicht nur allerlei Nonsens herhalten, den die Drehbuchschreiberlinge wohl für clevere Antworten auf die Fragen, wer und was die monströsen Wesen sind, gehalten haben, sondern auch ein kleines Familiendrama, welches kaum weniger zur Geschichte und der Begeisterung des geneigten Zuschauers beitragen könnte, selbst wenn man es darauf angelegt hätte.

Entsprechend wirkt der ganze Part um Familie Russel nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern schlichtweg überflüssig. Es gelingt weder den betroffenen Schauspielern, noch Regisseur Dougherty, echtes Interesse an den Figuren hervorzurufen. In erster Linie mag das daran liegen, dass die Charaktere äußerst klischeehaft entworfen wurden und in ihrer Form jedem x-beliebigen Actionstreifen der frühen 2000er entliehen sein könnten.

Die Kombination aus Seifenoper-Drama der Variante 08/15 und dem ewigen Gebrubbel über alte Mythen und Legenden, welches schon im ersten Teil niemanden wirklich interessiert hat, sorgt dafür, dass "Godzilla 2: King Of The Monsters" teilweise sterbenslangweilig wirkt. Teer an einem äußerst heißen Sommertag könnte sich nicht so sehr in die Länge ziehen, wie es dieser Film zwischen den Actionszenen tut.

Heiliger Atomstrahl, Godzilla!

Die Auseinandersetzungen unter den Titanen sind zwar stellenweise ähnlich unterirdisch - zumindest wenn es um die logische Ausarbeitung dessen geht, was wir da zu sehen bekommen -, dafür sorgen sie aber auch für große Freude. Sobald die übergroßen Urwesen aufeinanderprallen, ist es egal, wie langweilig und schlecht konzipiert die gesamte Storyline zuvor war; ab diesem Punkt macht es für jeden, der sein Gehirn auf Durchzug schalten kann, einfach nur Spaß, sich die Klopperei anzusehen.

Die Monster wurden so entworfen, dass selbst waschechte Fans des Originals nichts zu motzen haben dürften und die visuelle Qualität dessen, was wir da zu sehen bekommen, ist auf äußerst hohem Niveau, muss sich vor keinem ähnlich gelagerten Film der Konkurrenz verstecken. Das ist auch der größte und beste Grund, sich "Godzilla 2" im Kino anzusehen, denn auf der großen Leinwand sind die Kämpfe ein regelrechtes Fest.

Dank der - und mir fällt kein passenderer Begriff dafür ein - mächtigen Sounduntermalung, die dem Zuschauer durch Mark und Bein dröhnt, entsteht der Eindruck, dass hier Gewalten aufeinandertreffen, die das Angesicht der Erde für immer verändern können. Da genau dies der Fall ist, darf entsprechende Vorgehensweise wohl als voller Erfolg bezeichnet werden.

Lang lebe der König!

Godzilla2-PlakatDie sonstigen technischen Aspekte von "King Of The Monsters" gehören zu der Sorte, die man nicht wirklich noch extra erwähnen müsste. Regisseur Dougherty setzt auf zwei/drei interessante Ansätze hier und dort, schiebt abseits davon aber lieber eine ruhige Kugel. Seine Arbeit in diesem Werk ist alles andere als schlecht, doch definitiv auch nichts, was es in die Annalen der Filmgeschichte schafft. Dafür traut er sich zu wenig und zeigt kaum clevere, eigene Ideen.

Gleiches gilt für die Mehrzahl der anwesenden Schauspieler, die zwar allesamt keine schlechte Leistung abliefern, doch gleichzeitig nichts zur Schau stellen, was eine besondere Erwähnung verdient hätte. Teilweise von der Ausarbeitung ihres Charakters im Drehbuch im Stich gelassen, und andererseits einfach unfähig, mehr zu bieten als unbedingt notwendig.

Charles Dance ("Game of Thrones", "The Imitation Game", "Auf der Suche nach dem goldenen Kind") wird zudem völlig verschwendet, geht seine Figur in der Geschichte doch vollkommen unter. Mit nur wenig Screentime, ein paar Onelinern und weiterführenden Aussagen und quasi keinerlei Mehrwert für die Handlung, ist er die meiste Zeit über lediglich da. Als mit Abstand talentiertester Darsteller im Cast ist das nicht nur für Fans ein Unding, sondern auch für jeden, der sich einen menschlichen Bösewicht gewünscht hätte, der mehr zu bieten hat, als die aktuellen Ereignisse lediglich ins Rollen zu bringen.

Fazit

Der einzige Grund, "Godzilla 2: King Of The Monsters" im Kino zu sehen, sind die überaus beeindruckenden Monsterkämpfe, welche hier deutlich mehr Aufmerksamkeit genießen, als es noch im Vorgänger der Fall gewesen war. Abseits davon hat Doughertys Werk nicht sonderlich viel zu bieten. Die Handlung ist langatmig sowie weitgehend unterirdisch schlecht ausgearbeitet, die schauspielerische Leistung bestenfalls durchschnittlich und der Bösewicht zweidimensional und im Grunde überflüssig.

Wer es schafft, sein Gehirn auf Durchzug zu schalten kann sicherlich eine gehörige Portion Spaß mit dem Werk haben, doch bleiben dann immer noch die überlangen Passagen zwischen der Action, die dem Streifen quasi keinerlei Mehrwert beisteuern können und unterm Strich lediglich die Geduld des Kinogängers auf die Probe stellen. Für Hardcore-Fans von Godzilla vielleicht eine 3/5***, für alle anderen jedoch eher weniger.

Bewertung: 2/5**

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 28.05.2019