„Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild“ Filmkritik – Ice Age … lebt?

  

von Heiner Gumprecht | 16.03.2022

Es ist jetzt gut und gerne sechs Jahre her, dass mit „Ice Age – Kollision voraus!“ der letzte Film der „Ice Age“-Reihe auf dem Markt kam. Aufgrund des eher geringen Interesses seitens der Zuschauer*innen und den teilweise niederschmetternden Bewertungen von Kritiker*innen gab es durchaus Grund zu der Annahme, dass die Animationswerke von 20th Century Fox damit am Ende ihres Wegs angekommen sind. Doch weit gefehlt, denn nach der Übernahme von Fox durch Disney hat der Konzern mit der Maus direkt das nächste Projekt angekündigt.

Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild Filmzene 001Bild: Filmszene aus "Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild" (c) ©Disney Enterprises, Inc.


Dabei handelt es sich um das Spin-Off Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild und ob ihr es glaubt oder nicht, dieser Ableger soll gar nicht erst in die Kinos kommen, sondern wird stattdessen direkt auf dem Video-on-Demand-Sender Disney+ veröffentlicht. Ob diese Veröffentlichungsstrategie auf die Qualität des Werks schließen lässt, ob der durchgeknallte Charakter Buck Wild in der Lage ist, dass totgeglaubte Franchise zu retten und ob wir überhaupt noch neue Filme im „Ice Age“-Universum brauchen, verraten wir euch in dieser Filmkritik.

Die Abenteuer von Buck Wild: Zur Handlung

Die Opossum-Brüder Crash, im Original gesprochen von Vincent Tong, und Eddie (Aaron Harris) haben ihre Adoptivschwester, die Mammutdame Ellie (Dominique Jennings), zwar furchtbar lieb, doch die Natur der kleinen Nager unterscheidet sich gewaltig von dem ebenso gewaltigen Elefanten, weswegen Auseinandersetzungen zur Tagesordnung gehören. Daher beschließen die frechen Burschen, sich selbst und ihrer Schwester etwas Abstand zu gönnen und sich eine eigene Bleibe zu suchen.


Und für Säugetiere, die nur Unsinn und Abenteuer im Sinn haben, gibt es logischerweise keinen geeigneteren Ort als die Verlorene Welt, die sie bereits in Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los besucht haben. Nicht zuletzt, weil hier auch ihr absolutes Idol lebt, das abenteuerlustige Wiesel Buck (Simon Pegg). Der hat aber eigentlich bereits seine eigenen Probleme, denn in seiner Heimat ist ein alter Feind zurückgekehrt, der fiese Dinosaurier Orson (Utkarsh Ambudkar), ein Bösewicht, der einen besonderen Groll gegenüber Säugetieren hegt und pflegt.

Während Buck also versucht, seine Besucher und den Kampf gegen Orson unter einen Deckel zu bringen, taucht zu allem Überfluss auch noch seine alte Partnerin Zee (Justina Machado) auf, ein Stinktiermädchen, dass eine komplett andere Persönlichkeit als Buck hat. Zur gleichen Zeit macht sich Ellie mit ihren Freunden Manny (Sean Kenin), Sid (Jake Green) und Diego (Skyler Stone) auf den Weg, ihre Brüder zurückzuholen, absolut überzeugt davon, dass die beiden nur wegen Mannys grummeliger Laune abgehauen sind.

Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild Filmzene 002Bild: Filmszene aus "Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild" (c) ©Disney Enterprises, Inc.

Die Abenteuer von Buck Wild: Eine Kritik

Die Frage danach, an wen sich dieser Film richtet, lässt sich leicht beantworten, denn jeder Aspekt von John C. Donkins Regiearbeit biedert sich jenen Zuschauer*innen an, die bereits alle Vorgänger geguckt und gemocht haben und einfach nicht zu viel von Ice Age bekommen können. Daher haben sich die Drehbuchautoren Jim Hecht und William Schifrin auch direkt weniger Mühe mit der Handlung gegeben und sich stattdessen darauf konzentriert, all das einzubauen, was Fans der Vorgänger geliebt haben.

In Sachen Storytelling und Charakterausarbeitung dürft ihr also nicht allzu viel erwarten, eigentlich gar nichts, denn im Grunde haben die Schöpfer*innen dieses Werks einfach nur eine altbewährte Schablone genutzt, die zwar ihre besten Tage längst hinter sich hat, aber für anspruchslose Zuschauer*innen und Kinder bis zu einem gewissen Alter immer noch völlig ausreicht. Die fehlende Tiefe wird im Gegenzug mit liebgewonnen Figuren, wiederverwerteten Gags und gelegentlicher Action aufgefüllt.

Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild Filmzene 004Bild: Filmszene aus "Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild" (c) ©Disney Enterprises, Inc.

Tatsächlich hat „Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild“ lediglich drei Neuerungen zu bieten, doch beschränken diese sich allesamt auf neu eingeführte Figuren, die im Grunde nur typische Klischeecharaktere darstellen. Wen das nicht weiter stört und wer in der Vergangenheit dachte, dass Crash, Eddie oder auch Buck die unterhaltsamsten Säugetiere sind, die sie je auf der Flimmerkiste gesehen habt, dann gibt es keinen Grund, sich diesen Ableger nicht auf Disney+ anzusehen. Ein Abonnement würde ich dafür aber nicht extra abschließen wollen.

Solltet ihr hingegen hoffen, der neueste „Ice Age“-Film könnte auch nur einen klitzekleinen Aspekt anders oder sogar besser machen als die vorangegangenen Filme, dann täuscht ihr euch. Von dem Charme des Erstlings ist schon lange nichts mehr übrig und aus den Fehlern der Fortsetzungen hat nie jemand gelernt, daher ist das Solo-Abenteuer von Buck Wild eher der Beweis, dass die Prämisse totgefahren wurde. Außerdem ist der Titel höchst verwirrend, denn im Mittelpunkt der Handlung steht nicht das berühmte Wiesel, sondern die chaotischen Opossums.

Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild Filmzene 003Bild: Filmszene aus "Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild" (c) ©Disney Enterprises, Inc.

Die Abenteuer von Buck Wild: Technisch festgefahren

Zu behaupten, „Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild“ wäre in Sachen Grafik nicht hübscher als der direkte Vorgänger aus dem Jahr 2016, wäre übertrieben. Leider aber auch nur ein kleines bisschen. Die wichtigsten Figuren sind detailliert ausgearbeitet und weitgehend schön anzusehen, in allen anderen Bereichen haben sich die Verantwortlichen jedoch selbst untertroffen und quasi Arbeitsverweigerung an den Tag gelegt. Lieblos gestaltete Hintergründe, detaillose Oberflächen sowie hundertfach wiederverwertete Objekte sind hier an der Tagesordnung.

Verstärkt wird diese negative Wahrnehmung durch die einfallslos entworfene Welt, die beinahe durchgehend unbeweglich bleibt und dadurch sehr leblos wirkt. Noch schlimmer wird dieser Effekt dadurch, dass die relevanten Charaktere stets gesondert ausgeleuchtet werden, wodurch der Hintergrund noch statischer und toter erscheint, was letztendlich dazu führt, dass die Figuren wie Schauspieler vor einem aufgemalten Bühnenbild wirken. Für einen Film, der einen Kinostart umgeht, vielleicht nicht ungewöhnlich, aber dennoch unschön.

Die Musikuntermalung ist hingegen meist nicht erwähnenswert, manchmal aber sogar absolut unpassend. Auch hier wurden einfach nur generische Mittel verwendet, um Zuschauer*innen etwas zu bieten, ohne sich dafür Mühe geben zu müssen. Vielleicht war das Budget zu klein, vielleicht herrschte einfach Ideenlosgkeit oder es war den Macher*innen schlichtweg egal, das Ergebnis bleibt so oder so das gleiche. Genau wie die Arbeit der Synchronsprecher*innen, die zwar durchgehend okay ist, aber nicht ein einziges Mal über diese Wertung hinauskommt.

Fazit

Ein Film, der nur kleinen Kindern und absoluten Hardcore-Fans empfohlen werden kann, die ihren Anspruch bereits abgelegt oder noch gar nicht gefunden haben. Die Handlung ist platt, die Gags eher rar gesät, neue Ideen und Ansätze sucht man vergebens und die Grafik ist auf einem weitgehend absolut veralteten Stand. Habt ihr sowieso schon ein Abonnement bei Disney+ und an einem ruhigen Samstagnachmittag nichts besseres zu tun, könnt ihr ab dem 25. März gerne mal reinschauen, ansonsten schont lieber eure Nerven.

Bewertung: 2/5**


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Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild Poster


Bild: Das Poster zu "Ice Age – Die Abenteuer von Buck Wild" (c) ©Disney Enterprises, Inc.