Ice Age — Kollision voraus! Filmkritik — Wann geht’s in Serie?

  

Beginnen wir diesen Text doch mal mit der Frage nach Ehrlichkeit. Wenn ihr mit einem Kurs Erfolg habt und es keinen logischen Grund gibt, irgend etwas an eurer Vorgehensweise zu ändern, würdet ihr es trotzdem tun? Würdet ihr Optimierungen vornehmen und Gefahr laufen, Geld zu verlieren oder eher auf Altbewährtes setzen, dass seinen Zenit scheinbar noch nicht erreicht hat? Seid in dieser Hinsicht komplett ehrlich euch selbst gegenüber und am Ende des Weges schnappt ihr euch die Erkenntnis und erhaltet als Belohnung gleichzeitig die Antwort auf die Frage, ob "Ice Age — Kollision voraus!" sein Geld wert ist oder nicht.

 Ice Age 5 Filmkritik

Ice Age 5 ist ab dem 30.06.in den Kinos zu sehen.

Ice Age 5 — Apokalypse now

Abgesehen davon, dass in der deutschen Synchronisation nun Thomas Nero Wolff das Mammut Manny spricht (Arne Elsholtz ist leider verstorben) — und nebenbei gesagt kaum einen Unterschied zum Original erkennen lässt — gibt es nicht viel Neues in der Welt unserer tapferen Ur-Freunde. Ihre Leben gehen halt weiter und man entwickelt sich gemäß des Alters. Bei manchen keimt die Liebe auf, andere feiern ihr langes Zusammensein und der Nachwuchs beginnt flügge zu werden.

Abseits dieser vermeidlichen Normalität folgt Rattenhörnchen Scrat noch immer seinem Drang, seiner geliebten Eichel auf die irrwitzigste Weise zu folgen, die einem Geschichtenschreiber nur einfallen könnte. Dieses Mal schießt er sich selbst und den Vogel komplett ab, reist via UFO in die Weiten des Alls und löst eine Kettenreaktion aus, die nur als katastrophal bezeichnet werden kann. Als Konsequenz rast ein Komet auf die Erde zu und droht alles Leben auszulöschen.

Hier werden wir aus dem Alltag der Freunde Manny, Sid und Diego gerissen und sehen uns einem neuen Abenteuer entgegen. Denn natürlich gibt es einen Weg, die Katastrophe abzuwenden. Doch dafür ist abermals eine abenteuerliche Reise notwendig. Mit allen bekannten Macken der Figuren, einer ganzen Horde aus neuen und alten Freunden/Bekannten und natürlich dem ganz speziellen Ice-Age-Humor.

Zu Gast bei Freunden

Wer die ersten vier Teile dieser Filmreihe gesehen hat, wird in "Ice Age — Kollision voraus!" schlichtweg nach Hause kommen. Ein gewohnter, vielleicht sogar geliebter Ort, aber kaum einer der Überraschungen. Die Geschichte um die tierischen Freunde dreht sich hauptsächlich um Gemeinschaft, Liebe, kleinen Ärgernissen — vielleicht auch mal einen Streit. Halt alles, was zum Leben dazu gehört. Verpackt jedoch, mit dem gewohnten Humor dieser Filme und seinen schrägen Charakteren.

Im fünften Teil der Reihe gehen die Macher keinerlei Risiko ein und servieren dass, was schon seit Jahren geordert wird. Szenen können dadurch zwar dann und wann lustig sein, aber nur, weil sie den geneigten Humor kitzeln und nicht, weil sie überraschend komisch sind. Die ganze Geschichte um Scrat im Weltall und die Rettung der Erde dient sowieso nur als Gerüst, um Interaktionen der einzelnen Charaktere zu rechtfertigen. Erwartet hier also nichts Überraschendes und gebt euch nicht Fantasien von fantastischer Abendunterhaltung hin. Stellt es euch eher wie ein Berieseln vor; weißes Rauschen auf dem Gemälde eurer Erinnerung.

Die Filme der Ice-Age-Reihe folgen einem Muster und einer Zielrichtung, die an Kinderserien erinnert. Die Entwicklung der Figuren entspricht pro Film ungefähr einer Staffel und rein von der Handlung passiert eigentlich auch nicht viel mehr. Da gibt es einige Folgen, die sind recht gut, ungefähr genauso viele liegen irgendwo zwischen "mäh" und "muh" und ganz wenige sind tatsächlich richtig spritzig. Das ist im Groben, was "Ice Age 5" zu bieten hat.

Wenn es funktioniert …

Von den Animationskünsten dieses Films darf man nicht allzu viel erwarten, auch wenn "Kollision voraus" alles andere als schlecht aussieht. Es ist ein schön gemachter Film, mit vielen Details und Freude am Imposanten. Im direkten Vergleich zu den Vorgängern gab es eine deutliche und erfreuliche Entwicklung. Doch der Schwerpunkt liegt eindeutig woanders. Schade, dass es nicht die Geschichte selbst ist.

Die Synchronsprecher sind bekannt und so erfolgreich wie in den vergangenen Werken. Auch hier erwartet euch also keine Überraschung. Zwischen den originalen Sprechern und unseren deutschen Pendants gibt es qualitativ kaum einen Unterschied, auch wenn — wie in jedem anderen Film auch — viel Witz in der Übersetzung flöten ging. Wer die Wahl hat, sollte schon allein deswegen die englische Version angucken; es gibt einfach mehr zu lachen.

Und das ist etwas Gutes. Denn auch wenn "Ice Age — Kollision voraus!" nicht wirklich schlechter ist als die vorangegangen drei Teile ("Ice Age 1" sei hier mal bewusst ausgenommen, da der Film für seine Zeit durchaus ein paar sehr originelle Ideen hatte), so geht dem ganzen Spaß mittlerweile erschreckend schnell die Luft aus. Die Macher sollten sich nun langsam entscheiden, ob sie nicht einfach eine Netflix-Serie starten, so könnte man die beliebten Figuren vielleicht retten. Aber mir düngt, man wird die Kuh melden, solange sie nicht herausgefunden hat wie man Selbstmord begeht …

Fazit

Es wäre falsch zu sagen, "Ice Age — Kollision voraus!" ist ein durch und durch schlechter Film. Er hat seine Momente und bedient sich schlichtweg dessen, was von vielen als komisch und unterhaltsam angesehen wird. Doch er ist faul. Einfallslos. Schlicht und ergreifend Ware für solche, die schnell zufrieden gestellt werden können. Der gesamte rote Faden ist konfus und eine billige Ausrede, um weitere Interaktionen zwischen den permanent in der Zahl wachsenden Charakteren zu rechtfertigen. Sollte das Studio sich nicht bald entschließen, neue, gewagte Wege zu gehen, ist das Franchise tot geritten. Auf Grund des Potenzials wäre das schade, aber am Ende ist es wohl besser so. Wenn einem nichts mehr einfällt, sollte man aus Respekt vor dem bereits erreichten einfach mal den Mund geschlossen halten.

Hier ist dieser Moment erreicht. Gute eineinhalb Stunden sind zu viel Zeit, um so wenige eigenständige Ideen und witzige Momente unter zu bringen. Eine Geschichte von dieser Qualität könnte als Aufhänger für eine Staffel funktionieren und man hätte die Freiheit, mehr aus den wuseligen Haufen an Figuren zu machen und sie sich entwickeln zu lassen. Aber für das Kino ist es eine Verschwendung von Zeit und Geld. Vielleicht etwas hart ausgedrückt, nichtsdestotrotz eine bittere Wahrheit: Der Zenit ist nun doch erreicht.

Bewertung: 3/5 Sternen.***

IceAge5-Poster

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 27.06.2016