Ich sehe was, was du nicht siehst – Ein perfektes Märchen (Filmkritik)

  

von Peter Osteried | 28.09.2023

Der Kurzfilm „Ich sehe was, was du nicht siehst“ startete am 27. September bei Netflix. Hier ist unsere Kritik zum Film von Wes Anderson mit Benedict Cumberbatch.

ich sehe was... (c) NetflixBild: (c) Netflix

Wes Anderson wollte schon viele Jahre die Geschichte „The Wonderful Story of Henry Sugar“ von Roald Dahl verfilmen. Das war schon, bevor er „Der fantastische Mr. Fox“ machte. Aber er wusste nicht, wie er die Geschichte umsetzen sollte. Als er dann einen Dreh gefunden hatte, waren die Rechte vom Dahl Estate an Netflix verkauft worden. Also wandte sich Anderson an Netflix. Weil Streaming für dieses Projekt sowieso ideal war – wo sonst könnte man einen knapp 40 Minuten langen Film bringen?

Ich sehe was, was du nicht siehst – Zur Handlung

Ein Schriftsteller erzählt von Henry Sugar, der eine besondere Gabe hatte. Aber dafür muss man weiter ausholen, bis zu einem Mann, der sehen konnte, obwohl seine Augen verbunden waren. Das lernte der Mann bei einem Yogi. Was wiederum Henry Sugar auf die Idee brachte, dass man das auch erlernen könnte. Diese Gabe wäre doch beim Glücksspiel recht praktisch …

ich sehe was... (c) Netflix 003Bild: (c) Netflix

Ich sehe was, was du nicht siehst – Eine Kritik

Wes Anderson ist ein Visionär. Das war er immer schon. Seine Filme sprengen alle Maßstäbe. Zuletzt sah man das im Kino bei „Asteroid City“, bei seinem neuen Kurzfilm wird das noch potenziert. Denn er gestaltet den Film wie ein Bühnenstück, mit einem Bühnenbild, das von irrsinniger Pracht ist. Man kann sich an den Bildern gar nicht sattsehen.

Dahls Kurzgeschichte ist ein Märchen. Genau so geht Anderson sie an – und macht mehr daraus. Wenn er Figuren ihre eigene Geschichte erzählen und sie dann im Dialog noch ein „sagte ich“ anführen lässt, ist das herzallerliebst, weil es mit allen filmischen Erzählmitteln bricht. Die Figuren blicken dabei immer in die Kamera, als Zuschauer wird man zu jemandem, dem diese Geschichte wirklich erzählt wird.

Der Kurzfilm ist exzellent besetzt. Benedict Cumberbatch ist Henry Sugar, Ralph Fiennes der Schriftsteller (und ein Polizist) und Ben Kingsley spielt den Mann, der auch ohne seine Augen sehen kann. Herrlich: Die Szenen mit dem schwebenden Yogi. Weil der Schwebende einfach auf einer Kiste sitzt, die wie der Hintergrund angemalt ist. Und doch: eine gute Illusion.

Fazit

Zauberhafte Verfilmung einer Kurzgeschichte mit einer Laufzeit von 39 Minuten – keine zu kurz, keine zu lang, sondern genau richtig, und dabei ein typischer Wes Anderson.

Bewertung: 5/5*****

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