Independence Day: Wiederkehr Filmkritik — Wenn das Alien zweimal klingelt

  

Warum kürzen wir das ganze hier nicht einfach mal aus Spaß an der Freude ab? Doof ist er. So, damit hättet ihr die Antwort auf die Frage, die euch auf diese Seite geführt hat. "Independence Day: Wiederkehr" zieht seine ganze Geschichte an den Haaren herbei, versimpelt altbekannte Charaktere auf den einfachsten Nenner und führt neue Handlungsträger ein, die kaum mehr als Abziehbildchen von beliebten Figuren sind. In ihrer Eindimensionalität gefangen und ohne genügend Vorlage vom Drehbuch, um auch nur einen Hauch mehr zu sein als "anwesend"; bestenfalls "unterhaltsam".

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Goa'uld vs. SG1, oder so …

So. Jetzt haben wir noch einen ganzen Batzen an Absätzen frei, um uns anderweitig zu beschäftigen. Vielleicht tauschen wir in der Kommentarsektion Rezepte von Omi aus oder empfehlen uns gegenseitig wirklich gute Filme aus dem Genre des Science-Fiction ... Ja, okay, oder wir bleiben einfach beim Film. Warum auch nicht? Erinnert euch doch mal an den ersten Teil, "Independence Day", aus dem Jahr 1996. Der war auch doof. Und trotzdem wird er heute gelobt, als hätte er das Genre neu erfunden.

"Hirnlos aber visuell beeindruckend" war damals die vorläufige Meinung der viel diskutierten und diskutierenden Kritikerwelt. Hat das dem Ruf dieses Machwerks über die vielen Jahre geschadet? Mitnichten. Verteidigt wird er heute, als Bombastfilm seiner Zeit. Als Wegweisend im Bereich der Tricktechnik. "Witzig und spannend" - oder so ähnlich — glauben heute viele sich an ihn zu erinnern. Doof scheint uns also nicht zu stören, sofern wir entweder in bester Hirnaus-Manier unterhalten werden oder die Erinnerungen mit einer gehörigen Portion Nostalgie verbinden können. Bestenfalls beides. Kindheitserinnerungen und Murphys-Gesetz-Effekt.

Nun, wenn das alles ist, was ausreicht, dann hat "Independence Day: Wiederkehr" genügend davon und sogar noch mehr. Dieses Mal hat man sich nämlich gar nicht erst zu viel Mühe mit den Figuren und der Storyline gegeben und sich komplett auf den Aufbau eines neuen Universums fokussiert. Ein dritter Teil wird aus allen Rohren und im regelmäßigem Takt angekündigt, neue Informationen zu den Widersachern der Menschheit gestreut und neue Spieler im intergalaktischen Schach eingeführt. Kurz vor den Credits kommt einem der Gedanke zu einem möglicherweise angepeilten Serienformat.

Verschlimmert wird dieser Eindruck dadurch, dass Roland Emmerichs Spektakel die erste Hälfte sehr wohl unterhaltsam ist. Nicht sonderlich clever, jedoch abermals äußerst beeindruckend anzusehen. Zwar setzt der altgediente Regisseur hauptsächlich auf "größer = besser", doch auf der Kinoleinwand stört dass den Popcornmampfer kaum. "Es fetzt" schmeiß ich mal als Phrase in den Raum. Doch dann entfernt man sich von dem funktionierenden 08/15-Design mit Weitwinkelobjektiv und richtet das Augenmerk auf größere Dinge als "nur" die Menschheit im Kampf ums Überleben.

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Emmerichs Independence Day-Universum

Alle Lebewesen dieses Universums stehen am Rand der Vernichtung. Viele haben es schon hinter sich. Ein intergalaktischer Krieg, in dem wir nun mitkämpfen. Plötzlich ist der humorvoll düstere Mix aus Sci-Fi und dem gesichtslosen Horror aus den Tiefen der Schwärze gewichen. Musste Platz machen für den Versuch, ein Filmuniversum á la "Aliens", "Stargate" oder auch "Halo" zu erschaffen. Da gibt es leider nur ein Problem: In diesem Gebiet gibt es viel Konkurrenz, die es einfach besser macht. Und ein Volk, dass immer auf die allerletzte Minute und nur mit viel Glück gewinnen kann, verliert bereits nach sehr kurzer Zeit an Reiz.

Ein Filmuniversum dieser Größe muss in sich auch wenigstens irgendwo Sinn ergeben und einigermaßen interessante Figuren aufbieten können. Hier ist jedoch alles aus der "Hat ja sonst immer funktioniert"-Kiste gekramt worden. Sowohl die Geschichte, welcher aus jeder Pore der Unsinn und die Logiklöcher entfließen und ebenfalls bei den Trägern der Handlung, die so scheinbar verschweißt und in Puppenform im Großhandel verkauft werden.

Niemand kann erwarten, dass diese Art von Trägheit auf viel Gegenliebe stößt. Jeff Goldblum ist als David Levinson schlichtweg anwesend und trägt kaum bis gar nicht zu irgendetwas bei. Dr. Brakish Okun (Brent Spiner) wurde lediglich zurückgeholt, weil er so herrlich bekloppt war. Ex-Präsident Whitmore (Bill Pullman) ist nun nicht mehr ein mächtiger, sondern nur noch ein beknackter Redenschwinger. Und von der neuen Generation mag ich gar nicht erst anfangen … Ich tu es aber dennoch.

Ein Mister Saubermann (Jessie Usher), der eigentlich recht belanglos und leider auch uninteressant ist. Sein ehemaliger Kumpel, der Badass-Held (Liam Hemsworth) — zuständig für lockere Sprüche, Vorgesetzte erzürnen und den Tag retten. Seine Freundin, Patricia Whitmore (Maika Monroe), die genau diese Rolle hat: seine Freundin sein; Dreiecksbeziehungen und so. Dann noch ein verängstigter Sidekick, ein asiatisches Klischee und ein dunkelhäutiger Warlord mit Onelinern und Akzent wie aus dem Bilderbuch, der — und das ist quasi das Sahnehäubchen — Aliens mit Macheten abschlachtet.

Fazit

In der ersten Halbzeit ist "Independence Day: Wiederkehr" genau das, was sein Vorgänger auch schon war. Unterhaltsames Popcornkino. Visuell äußerst beeindruckend, aber leider schwach erzählt und mit vielen, vielen, fiesen Logiklöchern. Wo im ersten Teil die Figuren noch halbwegs Facetten in der Persönlichkeit vorweisen konnten, sind sie hier leider kaum mehr als Mittel zum Zweck. Schadet dass dem Auge? Aber nicht doch. Es sieht super aus und die 3D-Effekte untermalen das Gezeigte im höchsten Maße.

Dann kommt die zweite Hälfte. Und … Nun, was soll ich sagen? Es stellte sich eine Waage aus Fremdschämen und Schmunzeln ein. Der Versuch, das Universum von "Independence Day" zu erweitern und auf ein spannendes, von keinem je so gefordertes, Finale hinzuarbeiten, legt eine grandiose Bruchlandung hin. Nichts ist sonderlich einfallsreich und schon gar nicht so "episch" wie sich die Schöpfer dieses Machwerks vielleicht gedacht haben. Es ist einfach nur doof. "Faul" ist das Wort, welches mir hier spontan einfällt. Aber ich glaube das trifft es nicht wirklich. Man war nicht faul. Man hat einfach vor knapp 15 Jahren vergessen, auf welchen Zug man aufspringen soll und wo dieser hinfährt. Jetzt ist er entgleist und die Schrottteile setzen bereits Rost an.

Schaut euch "Independence Day 2" ruhig im Kino an, wenn ihr keine Probleme mit den oben genannten Kontrapunkten habt. Es ist ein wahres Feuerwerk für eure Sehnerven. Leider kann ich nicht behaupten, dass es andere Gründe gibt, sich diesen Film anzusehen. Auf dem heimischen Fernseher oder dem PC-Monitor dürfte er dann auch diesen Propunkt verloren haben. Am Ende bleibt lieb- und leblose Abendunterhaltung, die aber immer noch besser ist, als sich die hundertste Wiederholung vom ersten Teil auf ProSieben anzusehen.

Bewertung: 2/5 Sternen. **

Independence day: Wiederkehr ist ab dem 14.07.2016 im Kino zu sehen.

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Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 11.07.2016