„Jumanji: Willkommen im Dschungel“ Filmkritik

  

Gute 20 Jahre nach der Veröffentlichung von „Jumanji“, mit Robin Williams in der Hauptrolle, erblickt eine Fortsetzung von Regisseur Jake Kasdan das Licht der Welt, mit der wohl viele nicht gerechnet haben. Wenige erhofften sich von dem scheinbaren Reboot einen wirklich unterhaltsamen Film, geschweige denn ein Werk, welches dem modernen Klassiker von 1996 zumindest einigermaßen gerecht wird. Im Großen und Ganzen ist nichtsdestoweniger genau dies geschehen.

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Jumanji 2 — Die nächste Generation

Zwei Dekaden sind vergangen, das magische Brettspiel Jumanji in Vergessenheit geraten und der Zauber nur noch eine blasse Erinnerung, die niemand mehr teilt. Doch wo der Wille eines Drehbuchautoren vorherrscht, findet auch ein Fluch stetig neue Wege sich zu verbreiten. Aus dem einst überholten und von den Kids als langweilig eingestuften Brettspiel, wird ein überholtes und von den Kids als langweilig eingestuftes Videospiel.

Doch weil alt und eingestaubt immer noch besser ist als Nachsitzen, kommen die Dinge ins Rollen. Vier Teenager wählen in einem klassischen Rollenspiel von anno dazumal ihre Charaktere und werden auch sogleich in die magische Welt von Jumanji hinein gesogen. Wortwörtlich.

Was nun folgt hat nur wenig Überschneidungen mit dem, was einige von euch vielleicht noch unter der Regie von Joe Johnston („The First Avenger“, „Rocketeer“, „Hidalho“) in Erinnerung haben. Und dennoch schafft es das Werk auf überraschend angenehme und seine eigene, ganz spezielle Art und Weise, einen unterhaltsamen wie komödiantisch ansprechenden Film darzustellen.

Vier Quereinsteiger

Dieser Umstand macht sich schon an der guten, bis wirklich starken Idee bemerkbar, vier Abziehbildchen von klischeebeladenen Teenagern in die Körper von vier komplett entgegengestellten Figuren zu stecken. Welche zudem von Schauspielern dargestellt werden, die in der Regel dazu neigen, recht einseitige Rollen zu übernehmen. Hier können eben diese gegen ihre schauspielerische Natur anspielen, was zu interessanten wie komischen Situationen führt.

Die einzige Ausnahme von der Regel wird durch Kevin Hart gestellt, welcher sich deutlich schwerer damit tut, aus seinem gewohnten Spiel auszubrechen. Das mag natürlich auch daran liegen, dass seine Figur vom Drehbuch bereits weniger bedacht wurde, als es bei seinen Kollegen/-innen der Fall sein mag. Gleichsam bricht er jedoch auch nur selten aus dem hier vorherrschenden Mittelmaß aus, bleibt also weit unter seinen regulären Fähigkeiten.

Wie bei den anderen Handlungsträgern auch, kann er dafür im Wechselspiel mit seiner Umwelt punkten. Die Welt von Jumanji ist nämlich im gleichen Atemzug herrlich beknackt wie clever durchdacht. Wie in einem klassischen Videospiel müssen die vier Hauptfiguren ein Level nach dem anderen abschließen, wobei sie ganz nach Ideenvorlage mehrere Leben zur Verfügung haben. Ein weiterer Ansatz, der „Willkommen im Dschungel“ viele Möglichkeiten gibt, welche auch weitgehend gekonnt genutzt werden.

Natürlich gibt es Ausnahmen und manch eine Szene schrammt unangenehm knapp am Nerv des guten Geschmacks vorbei und droht, ins unangenehm Lächerliche abzudriften. Doch spätestens wenn die kleine Ehrung an Robin Williams Rolle im originalen Teil zu Tage gefördert wird, mag man diesem Werk den einen oder auch anderen Fehler gerne verzeihen.

Geschichtliches Wissen

Etwas düsterer steht es um dieses Werk von Jake Kasdan („Sex Tape“, „The Grinder“, „Bad Teacher 2“), wenn der Blick auf der Geschichte ruht. Zwar mag diese nicht im Vordergrund stehen und kann bei guter Laune des geneigten Kinogängers auch gerne mal ignoriert werden, doch wäre es nichtsdestoweniger schön gewesen, wenn sich wenigstens weitgehend Mühe gegeben worden wäre. Jedoch sieht es sowohl beim Storytelling als auch im inhaltlichen Detail eher mau aus. Die Geschichte dümpelt meist lust- und ideenlos vor sich her, lässt die Darsteller das Werk weitgehend alleine tragen, während Dinge einfach … passieren.

Antagonist Van Pelt (Bobby Cannavale) ist nicht mehr als das wackelige Konstrukt eines Durchschnittsschurken und quasi jede Nebenfigur kann gut und gerne in Vergessenheit geraten. Das mag ziemlich hart klingen, lässt sich jedoch kaum freundlicher formulieren. Die oben beschriebene Grundidee herrscht nicht nur vor, sie stellt beinahe im Alleingang den Hauptgrund dar, „Jumanji“ gesehen haben zu müssen.

Dafür hat der Film einen Ausgleich, der den Fokus in eine andere Richtung lenkt und in bester Popcorn-Kino-Manier dafür sorgt, dass sich Kinogäste trotzdem gut unterhalten fühlen. Abstruse Ideen am laufenden Band, Hand in Hand mit der guten bis sehr guten Chemie zwischen den vier Hauptdarstellern. Im Kontrast mit ihren widerwilligen Rollen entsteht dadurch bestes Kino des Genre Komödie.

„Jumanji: Willkommen im Dschungel“ ist gefällig, voller frischer Ideen. Gleichsam aber eben auch eine Ansammlung von verschenkten Ansätzen. Abseits dieser netten Gags hat der Film einfach wenig zu bieten, was ihn mit Blick auf seinen berühmten Vorgänger doch etwas grau in grau erscheinen lässt. Selbst innerhalb der Regeln des Dschungel-Universums, sich um die eigene Spieledramaturgie drehend, sind viele Inhalte einfach nur äußerst fadenscheinige Vorwände, um die Geschichte am laufen zu halten.

Fazit

Der Film von „Bad Teacher“-Regisseur Jake Kasdan ist gefälliges Popcornkino mit vielen guten Gags und einer funktionierenden wie humoristisch ansteckenden Chemie zwischen den vier Hauptdarstellern. In den knapp zwei Stunden dieser Komödie kommt nur selten Leerlauf ins Spiel; eine abstruse jedoch unterhaltende Idee jagt die nächste, was es leichter macht, Abstriche im Storytelling zu verkraften und Logikfehler zu ignorieren.

Von beiden müssen nämlich reichlich hingenommen werden, setzen Drehbuchautor und Regisseur doch vor allem auf einzelne Ideen und weniger auf die Verknüpfung dieser untereinander. Abseits davon gelingt jedoch, was von vornherein der Auftrag war: souverän wird die Thematik für eine jüngere Generation aktualisiert und ansprechend in Szene gesetzt.

Mit Blick auf das Original aus den 1990ern kann gesagt werden, dass sich die 2017er Version nicht wie eine Fortsetzung anfühlt, sondern mehr wie ein Spin-Off, ein Ableger des ersten Teils. Dafür werden Fans von damals mit vielen netten und nostalgischen Anspielungen belohnt.

Kinostart ist am 21.12.2017.

Bewertung: 4/5****

Filmkritik von Heiner "Gumpi" Gumprecht, 19.12.2017