„Jungle Cruise“ Filmkritik: Dwayne „The Rock“ Johnson im Dschungel … schon wieder

  

von Heiner Gumprecht | 27.07.2021

Es gibt mittlerweile eine größere Handvoll Filme, in welchen der ehemalige Wrestling-Star Dwayne Johnson in irgendeinem Dschungel unterwegs ist und bösen Jungs ordentlich auf die Mütze gibt. All diese Werke haben neben dem Hauptdarsteller und der Location vor allen Dingen eines gemeinsam: Sie sind generische aber unterhaltsame Kost und können ihren Job als Abendfüller durchaus stemmen. Wer mit dieser Erwartung auch an das neueste Werk mit Johnson herangeht, der Abenteuerfilm Jungle Cruise, dürfte nicht enttäuscht werden.

Jungle Cruise ist ab dem 29. Juli im Kino oder mit VIP-Zugang (für 21,99 €) ab dem 30. Juli auf Disney+ zu sehen.

Jungle Cruise Filmszene 001Bild: Szene aus dem Film „Jungle Cruise“ (2021). ©Walt Disney


Jungle Cruise: Zur Handlung

Während auf unserem schönen Planeten der Erste Weltkrieg tobt, wird die Motivation der Forscherin Lily Houghton (Emily Blunt) nur von einem Gedanken getrieben: Einem legendären Baum, der sich tief im Amazonas befinden und mysteriöse Heilkräfte haben soll. Mit der Blüte dieses Baums wäre es möglich, alle Krankheiten auf der Welt zu kurieren und den Opfern des Kriegs zu helfen. Doch abgesehen von ihr glaubt niemand wirklich an die Existenz einer solchen Pflanze, weswegen ihre Bemühungen belächelt werden.

Die energische und selbstsichere Frau gibt sich deswegen aber noch lange nicht geschlagen und reist mit Sack, Pack und Bruder (Jack Whitehall) in den Amazonas, um der Legende auf die Spur zu gehen. Dort heuert sie den windigen Flussschiffkapitän Frank (Dawyne Johnson) an, der das Gebiet wie seine Westentasche kennt und sie für einen Obolus von A nach B schippert. Was die drei jedoch nicht wissen, ist, dass der leicht wahnsinnige Prinz Joachim (Jesse Plemons) ebenfalls nach dem heilenden Baum sucht und die Legende sehr ernst nimmt.

Jungle Cruise Filmszene 004Bild: Szene aus dem Film „Jungle Cruise“ (2021). ©Walt Disney

Jungle Cruise: Eine Kritik

Jaume Collet-Serras „Jungle Cruise“ basiert auf einer Attraktion in Disneyland, weswegen den Schöpfern dieses Films eine Menge Freiheiten zur Verfügung standen, die Geschichte so zu erzählen, wie sie es für richtig gehalten haben. Beide Umstände merkt man dem Werk von der ersten bis zur letzten Minute an, denn es wurden nicht wenige Ideen aus anderen Filmen entliehen. Wer Streifen wie Die Mumie von 1999 oder auch den ersten Indiana Jones kennt, wird eine Menge Details wiederentdecken.

In erster Linie beginnen diese Parallelen beziehungsweise Leihgaben bei den Figuren, die wirken, als seien sie direkt aus Stephen Sommers Horrorfilm entliehen worden. Doch auch in Sachen Plot und Wendungen gibt es einige Überschneidungen mit den eben genannten und einigen anderen Titeln, weswegen manch Kinogänger*in vielleicht hin und wieder ein Déjà-vu-Erlebnis haben wird. Wirklich neu und innovativ ist an dem neuen Disney-Film also eher wenig, was der Möglichkeit, mit dem Titel Spaß zu haben, aber keinen Abbruch tut.

Denn im Gegensatz zu anderen Abenteuerfilmen, die mit einer ähnlichen Herangehensweise geschaffen wurden, hat man bei „Jungle Cruise“ auf die Feinheiten und die Geschwindigkeit geachtet. Dadurch fühlt sich Collet-Serras Werk nicht nur abgerundet und in sich stimmig an, die knapp zwei Stunden Laufzeit vergehen auch beinahe wie im Flug, da es stets etwas zu entdecken oder zu bewundern oder zum darüber Lachen gibt. Ein paar wenige Leerläufe und zwei/drei Szenen, die etwas zu lang sind, bestätigen hier als Ausnahmen die Regel.

Tatsächlich ist es die Art, wie der Film sich stetig ein wenig steigert und immer etwas kurioser und auch mysteriöser wird, die dafür sorgt, dass der geneigte Zuschauer das Interesse nicht verliert. Hat man gerade angenommen, man wüsste, wie es nun weitergeht, kommt ein neues Detail, eine spannende Wendung oder ein neuer Filmbaustein hinzu, was bei interessierten Kinogängern natürlich dafür sorgt, dass die Aufmerksamkeit neu angeregt wird. Dieser Zauber erlischt zwangsläufig zum Finale, doch bis dahin wurdet ihr wahrscheinlich gut unterhalten.

Jungle Cruise Filmszene 003Bild: Szene aus dem Film „Jungle Cruise“ (2021). ©Walt Disney

Jungle Cruise: Durchaus gelungene Abendunterhaltung

Tricktechnik wurde in „Jungle Cruise“ naturgemäß reichlich genutzt, sieht dafür aber auch absolut in Ordnung aus. Auf der großen Leinwand wird wirklich aufmerksamen und kritischen Seelen sicherlich hin und wieder etwas ins Auge fallen, das mit der Brechstange der negativen Kritik bearbeitet werden kann, solche Momente halten sich aber arg in Grenzen und tun dem Unterhaltungsfaktor keinen Abbruch. Im großen und ganzen kann sich das Werk visuell absolut sehen lassen und braucht sich vor anderen AAA-Titeln dieser Art nicht zu verstecken.

In Sachen Schauspielleistung hat der Film ebenfalls gute Karten, denn sowohl Dwayne Johnson als auch Emily Blunt wissen was sie tun und haben sichtlich Spaß dabei. Die Chemie zwischen den beiden Darstellern funktioniert, was sich positiv auf das Kinoerlebnis auswirkt. Die Nebendarsteller machen ebenfalls einen durchgehend formidablen Job. Vor allen Dingen Jesse Plemons, der den Antagonisten im Film verkörpert, hat Lob für seine Darstellung des bösen Deutschen verdient, auch wenn seine Figur eher mittelmäßig ausgearbeitet wurde.

Lasst euch von den bisherigen Lobpreisungen meinerseits aber nicht zu sehr begeistern, schlussendlich sollte allen Interessierten unter euch klar sein, dass es sich hier um weitgehend oberflächliche, hauptsächlich an ein jüngeres Publikum gerichtete Unterhaltung handelt, die kaum eigene Ideen präsentieren kann und niemals tiefer schürft, als es mit einem alten Holzlöffel möglich wäre. Dieser Umstand betrifft die Handlung, die Figuren, die Wendungen und letzten Endes eigentlich das komplette Paket.

Doch als abendfüllende Hirn-aus-Unterhaltung funktioniert „Jungle Cruise“ von der ersten bis zur letzten Minute. Kein Film, der eine Fortsetzung verdient hätte oder überhaupt braucht, aber durchaus ein Werk, das man sich alle Jahre mal wieder anschauen kann. In Sachen Humor solltet ihr jedoch abgehärtet sein, denn hier sind beinahe alle Formen vertreten, was auch äußerst flachen und infantilen Humor mit einschließt. Wer in Sachen Komik einen gehobenen Anspruch hat, wird hier sicherlich nicht allzu glücklich werden.


Fazit

Der neue Film von Regisseur Jaume Collet-Serra hat kaum eigene Ideen und quasi jedes Detail wurde aus anderen Werken entliehen und wiederverwendet. Was dem Unterhaltungsfaktor aber keinen Abbruch tut. „Jungle Cruise“ ist nette, teilweise mitreißende Unterhaltung, die von ihrem Humor, der guten Tricktechnik und der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern lebt. Kein Werk für die Annalen der Filmgeschichte, aber als abendfüllende Unterhaltung für wenig Anspruchsvolle durchaus ihr Geld wert.

Bewertung: 4/5****


6978_00_Jungle_Cruise_HP_A4_Dual_72dpi_RGB_rzBild: Poster zum Film „Jungle Cruise“ (2021). ©Walt Disney